Burundier findet in Lager in Tansania Zuflucht und erhält Hilfe durch den LWB
Bujumbura (Burundi)/Genf – 10. Juni 2015 (LWI) – Der Burundier Ngendakumana Désiré ist 26 und lebt inzwischen zum zweiten Mal als Flüchtling in Tansania.
Das erste Mal musste seine Familie 1993 nach dem Mord an Präsident Melchior Ndadaye fliehen. Désiré war noch sehr klein. Seine Eltern hielten es für klüger, vor den nach dem Attentat zu erwartenden Gräueltaten im benachbarten Tansania Zuflucht zu suchen. Ihre Entscheidung erwies sich als richtig. 12 Jahre, so lange der Krieg dauerte, der tausende ihrer Landsleute das Leben kostete, blieben sie als Flüchtlinge in Tansania.
Als im Jahr 2000 schliesslich der Friedensvertrag von Arusha unterzeichnet wurde, meinten Désiré und seine Familie, jetzt sei keine Gefahr mehr, und kehrten wenige Jahre später nach Hause zurück.
Désiré, mittlerweile ein junger Mann, war ebenso schockiert wie seine Eltern, dass ihr Grundstück in Kabunga, der südlichsten Provinz Burundis, inzwischen von Anderen übernommen worden war. Ihre Versuche, das Land mithilfe der Behörden zurückzubekommen, scheiterten und sie waren Heimatlose im eigenen Land. Glücklicherweise nahm sie eine befreundete Familie auf. Désiré machte sich als Markthändler selbständig und gründete 2013 eine Familie.
Heute aber teilen sich Désiré, seine Frau Geneviève und ihre neun Monate alte Tochter Félicité mit einer weiteren Familie ein Zelt im Flüchtlingslager Nyarugusu (Tansania). Das Lager befindet sich unweit der Staatsgrenze südlich von Burundi, und östlich des Tanganyikasees. Der Lutherische Weltbund stattet die Flüchtlingsfamilien dort mit Haushaltsartikeln, Kleidung und Moskitonetzen aus und ist für die Bereitstellung von sauberem Wasser und Hygieneartikeln sowie für die Abwasserentsorgung zuständig.
Désiré erklärt, nach den Wahlen im Februar hätte ihn „Imbonerakure“, die Jugendmiliz der Regierungspartei, aufgefordert, beizutreten, ansonsten müsse er mit den Folgen seiner Entscheidung leben. Die Miliz hatte in der Vergangenheit bereits Gräuel verübt, um junge Menschen durch Einschüchterung zum Beitritt zu bewegen.
Désiré glaubte, für ihn und seine junge Familie sei es am besten, neutral zu bleiben. Aber eines Nachts im April wurde er gekidnappt und vor die Wahl gestellt, der Miliz beizutreten oder auf der Stelle ermordet zu werden. Ihm blieb nichts anderes übrig, als seine Zustimmung vorzutäuschen und die Erlaubnis einzuholen, sich von seiner Familie zu verabschieden, da seine Frau ja nicht wisse, wo er sei. Diese Chance ergriffe er, floh mit Frau und Tochter und hat es nicht bereut.
Am 4. Mai bestieg Désiré mit seiner Familie eine Fähre nach Tansania und war damit aufs Neue Flüchtling. Drei Stunden später kamen sie im Hafen von Kagunga an, wo sie auf tausende weitere Menschen trafen, die sich ebenfalls vor der Bedrohung durch die Imbonerakure-Miliz in Sicherheit gebracht hatten.
Zwei Tage später wurden sie in die tansanische Hafenstadt Kigoma gebracht, wo man ihre Identität feststellte, sie registrierte und direkt nach Nyarugusu weiterleitete. Zunächst kamen sie in dem dortigen vorläufigen Aufnahmezentrum, der örtlichen Grundschule, unter. Am 26. Mai schliesslich wurde ihnen ihr Platz in dem Zelt in Zone 8 zugewiesen, wo sie seither leben.
Désiré möchte Landwirtschaft betreiben oder sich, wenn ihm die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt werden, selbständig machen und so seine Familie versorgen. Er bedauert sagen zu müssen, dass er sich eine Zukunft in Tansania eher vorstellen kann als in seinem gefährlichen Heimatland Burundi.