Wunden der Isolation und der Entbehrung heilen

27. Nov. 2015
Dank der Arbeit der lutherischen Kirchen in Myanmar können Kinder aus marginalisierten Gemeinschaften zur Schule gehen und auf eine bessere Zukunft hoffen. Foto: LWB/I. Dorji

Dank der Arbeit der lutherischen Kirchen in Myanmar können Kinder aus marginalisierten Gemeinschaften zur Schule gehen und auf eine bessere Zukunft hoffen. Foto: LWB/I. Dorji

Lutherische Kirchen leisten Bildungsbeitrag in Myanmar

Rangun, Myanmar/Genf, 25. November 2015 (LWI) - Shwe Lone wollte eine Schule besuchen, um seine Gemeinde bei ihren spirituellen Aufgaben und ihrer Gemeinschaftsarbeit  in dem Dorf Pyaingcho in Myanmar zu unterstützen – allerdings wusste er nicht, wie seinen Plan in die Tat umsetzen sollte.

„Eines Tages sagte mir ein alter Mann, ich solle die Bibelschule in Rangun besuchen. Aber dafür hatte ich kein Geld. Gott kannte meine Wünsche und öffnete 2015 in meinem Leben eine Tür, so dass ich an dem Schulungsprogramm für ehrenamtliche Leitende in Rangun teilnehmen konnte“, erzählt der 20-jährige Shwe. „Jetzt bin ich bereit, meinem Pfarrer zu helfen“.

Die Lutherische Kirche in Myanmar führt das Ausbildungsprogramm mit Unterstützung des Lutherischen Weltbundes (LWB) durch. Es ist eines der ersten LWB-Projekte in dem Land und richtet sich an kleine gefährdete Kirchen in Zeiten des Umbruchs.  

Der LWB stellt über einen Zeitraum von drei Jahren EUR 51 700 für das achtmonatige Ausbildungsprogramm der Kirche zur Verfügung. Daran nehmen 27 zukünftige ehrenamtliche Leitende teil, wobei spirituelle und praktische Themen vertieft werden und Bibelstudien, Aufbau des Gemeinwesens und biologische Landwirtschaft auf dem Lehrplan stehen.  

Myanmar befindet sich zurzeit in einem tiefgreifenden politischen Wandlungsprozess. Nach Jahren der Militärdiktatur fanden am 8. November im Land zum ersten Mal seit 1990 freie Wahlen statt.  Aung San Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie hat eine Mehrheit bei den Parlamentswahlen erzielt und kann damit den nächsten Präsidenten bzw. die nächste Präsidentin stellen.

Zwar ist diese politische Entwicklung mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft verbunden, aber die sozio-ökonomische Situation in Myanmar bleibt kritisch, und der Lebensstandard hat sich für den grössten Teil der Bevölkerung nicht verbessert.  

„Die bisherige politische Isolation und die unzureichende Wirtschaftspolitik haben offene Wunden hinterlassen, die nur schwer zu heilen sein werden“, sagte Ilona Dorji, LWB-Referentin für Projektkoordinierung und Überwachung in der Abteilung für Mission und Entwicklung (AME) während eines Besuchs zur Überprüfung von Projekten, die von den vier LWB-Mitgliedskirchen in Myanmar durchgeführt werden.

Die Lutherische Kirche in Myanmar leitet ein Projekt mit der Bezeichnung Bildungsrechte für ausgegrenzte Kinder, das Bildung fördert, Kinder aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen hilft, sich für ihren Schulbesuch einsetzt und sich für ihre Rechte stark macht.  

„Dies ist ein sehr positiver Beitrag für  das Bildungsanliegen in diesem Land“, sagte Dorji über das  Hope Education Center, das von der Lutherischen Kirche in Myanmar geleitet wird und das der LWB über einen Zeitraum von drei Jahren mit EUR 44 800 unterstützt.   

In Myanmar übernehmen an öffentlichen Schulen tätige Lehrkräfte zusätzlich die nachschulische Betreuung von Kindern, damit diese besserer Noten erzielen. Gleichzeitig bessern sie so ihr Gehalt auf. Der LWB zahlt die Vergütung von fünf Lehrkräften am Bildungszentrum, die an fünf Tagen in der Woche kostenlose Nachschulkurse für 25 Kinder sowie Kindergartenklassen für 15 Kinder anbieten.

„Das sind nur einige konkrete Beispiele dafür, wie der LWB sein konsequentes Engagement für kleine und gefährdete Graswurzelkirchen bekräftigt und ihnen beim Kapazitätsaufbau hilft. Darum geht es in unserer weltweiten lutherischen Gemeinschaft – sich gegenseitig zu unterstützen“, sagte Dorji.   

Die 18 Jahre alte Thein Aye, die infolge des bewaffneten Konflikts zwischen den Arakan-Rebellen und den Regierungstruppen aus ihrem Heimatdorf vertrieben wurde, ist dankbar für die Unterstützung durch die Lutherische Kirche in Myanmar, die für sie die Reise bezahlt hat.

„Ich bin mit einem leeren, aber aufrichtigen Herzen hierhergekommen, um Seine Worte zu studieren und über Seine Liebe für alle Nationen zu berichten  (…) und ich bin Ihnen so dankbar, dass Sie diese Ausbildung unterstützen“, sagte sie dem LWB-Team.  

Zu den vier LWB-Mitgliedskirchen gehören ebenfalls die Evangelische Mara-Kirche und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Myanmar (Lutherische Bethlehem-Kirche) mit insgesamt rund 28.000 Mitgliedern.