Anerkennung von Führungswirken, Herausforderungen und Erfolge von Frauen in Kirche und Gesellschaft
GENF, Schweiz (LWI) – In einer Welt, in der die COVID-19-Pandemie droht, die Erfolge der letzten Jahrzehnte bei Ausbildung und Beschäftigung von Frauen und der Aufwertung ihres sozioökonomischen Status rückgängig zu machen, sei der Weltfrauentag am 8. März – auch Internationaler Frauentag genannt – ein guter Zeitpunkt, um „einen Schritt zurückzutreten und die Erfolge der Frauen zu feiern“. Weiterhin sei es eine gute Gelegenheit für den Lutherischen Weltbund (LWB) „darüber nachzudenken, wo wir in unserem Streben nach Gendergerechtigkeit und Inklusion stehen“ und „welche Hindernisse wir möglicherweise noch zu überwinden haben“, sagte LWB-Generalsekretär Martin Junge.
Das internationale Thema für die Weltfrauentag 2021 lautet: „Women in leadership: Achieving an equal future in a COVID-19 world“ („Frauen in Führungspositionen: für eine gleichberechtigte Zukunft in einer COVID-19-Welt“).
Junge bekräftigte das Bekenntnis der weltweiten Kirchengemeinschaft im LWB zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen am ordinierten Amt und an Führungsverantwortung auf allen Ebenen sowie zu Gendergerechtigkeit in der Kirche und am Arbeitsplatz. Er betonte aber auch, wie wichtig es sei, veränderte Mentalitäten und inklusives Verhalten zu fördern und auszubauen. „Wir müssen weiterhin und heute mehr denn je gegen Ungerechtigkeit, Gender-Stereotype und tagtägliche Fehldarstellungen von Frauen in Führungspositionen eintreten“, sagte er. Zwar seien Frauen „in Kirche und Gesellschaft heute sichtbar vertreten“, sagte er weiter, „aber viele von ihnen sind immer noch mit großen Hürden, viel Widerstand und schweren Rückschlägen konfrontiert“.
Meilensteine auf dem Weg zu Gleichberechtigung
Die LWB-Referentin für Gendergerechtigkeit, Sikhonzile Ndlovu, erinnerte an einige der Meilensteine auf dem Weg hin zu Inklusion und Gleichberechtigung und unterstrich insbesondere die Bedeutung des Grundsatzpapiers zu Gendergerechtigkeit im LWB, das 2013 verabschiedet wurde und inzwischen in 15 Sprachen zur Verfügung steht. Gleichzeitig aber weist sie darauf hin, dass es bis zur vollständigen Umsetzung dieses Grundsatzpapiers in allen Mitgliedskirchen und Länderprogrammen des LWB-Weltdienstes immer noch viel zu tun gibt.
„Ich freue mich, dass viele LWB-Mitgliedskirchen, Frauennetzwerke des LWB in aller Welt und viele LWB-Länderprogramme Material zu diesem Tag produzieren und Veranstaltungen zur Feier des Weltfrauentages organisieren“, sagt Ndlovu. „Aber wir sind immer noch mit vielen Problemen und Herausforderungen konfrontiert: insbesondere im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie wurden gewisse Fortschritte in einigen Kontexten rückgängig gemacht“, erklärt sie. „Aber als weltweite Gemeinschaft stehen wir zusammen und bewahren unsere Hoffnung, und wollen eine Zukunft schaffen, in der alle gleichberechtigt sind.“
Eine Zukunft schaffen, in der alle gleichberechtigt sind
Der LWB feiert den internationalen Frauentag mit einem Gottesdienst, in dem er für alle Frauen in Leitungspositionen dankt und für diese betet. Die dafür vorgesehene Gottesdienstordnung, die vom LWB in Zusammenarbeit mit dem ACT-Bündnis und dem Ökumenischen Rat der Kirchen erarbeitet wurde, ist allen Mitgliedskirchen zugesandt worden, damit diese sie im Laufe der Woche nutzen können. Sie umfasst Gedanken über die Weisheit Gottes, die Notwendigkeit einer generationenübergreifenden Zusammenarbeit und das laufende Engagement für Gerechtigkeit und Versöhnung in der Welt.
Im Rahmen eines Webinars am 8. März werden fünf Frauen, die in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft Leitungspositionen im LWB innehatten oder -haben, über Herausforderungen und Erfolge berichten und über ganz konkrete Möglichkeiten und Wege sprechen, wie die Kirchengemeinschaft die nächste Generation von Frauen in Leitungspositionen unterstützen kann.
Den gesamten März über wird auf den verschiedenen Kanälen des LWB in den sozialen Medien über Frauen in Führungspositionen berichtet, die in der Vergangenheit dazu beigetragen haben, Schranken niederzureißen und Frauen in den Kirchen und Gesellschaften ihrer Zeit zu stärken und ihnen Macht zu verleihen. Mit den Berichten über die Pionierinnen, die an den ersten Vollversammlungen des LWB teilgenommen haben, bis hin zu heutigen Führungspersonen, die sich weiterhin stark machen gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz, will diese Reihe all jene beflügeln und ihnen Mut machen, die sich heute für „den rechten Platz, den von Gott gewollten Platz von Frauen in der Gemeinschaft der christlichen Kirchen“ (Schwester Anna Ebert, eine der vier Frauen, die an der ersten LWB-Vollversammlung 1947 in Lund teilgenommen haben) einsetzen.
UN-Kommission für die Rechtsstellung der Frau
Der diesjährige Weltfrauentag ist auch Prolog für die 65. Sitzung der Kommission der Vereinten Nationen (UN) für die Rechtsstellung der Frau, die vom 15. bis 26. März online stattfinden wird. Diese Sitzung, an der Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen – darunter auch verschiedene Organisationen, die aus dem Glauben heraus handeln – teilnehmen werden, wird sich schwerpunktmäßig mit der vollumfänglichen und wirkungsvollen Teilhabe von Frauen und ihrer Einbindung in Entscheidungsprozesse im öffentlichen Leben beschäftigen
Auch der LWB wird an der zweiwöchigen Veranstaltung mit einer Delegation von mehr als 70 Mitgliedern teilnehmen und den Frauen in den LWB-Mitgliedskirchen und Länderprogrammen des Weltdienstes überall auf der Welt eine lebendige Stimme geben. Unter der Federführung des Lutherischen Büros für die Weltgemeinschaft in New York werden die Teilnehmenden bei den Regierungsdelegationen Fürsprache halten und in Zusammenarbeit mit ökumenischen und interreligiösen Partnern an verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen.
Zu den Highlights zählen zwei Parallelveranstaltungen: eine zum Thema „Women of Power: leading together for a better future“ (Frauen an der Macht: gemeinsam Leitungsverantwortung ausüben für eine bessere Zukunft), die der LWB zusammen mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika organisiert, und eine zum Thema „Faith Forward: women brokering peace in conflict and crisis“ (Im Glauben voran: Frauen als Friedensvermittlerinnen in Konfliktgebieten und Krisensituationen), die der LWB im Zusammenwirken mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen und Religions for Peace organisiert.