Wahre Diakonie bedeutet, niemanden zurückzulassen

19 Aug. 2016
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Pracha Hutanuwatra vom International Network of Engaged Buddhists lädt Teilnehmende am Forum dazu ein, die wichtigen Dinge im Leben neu zu definieren. Foto: LWB/A. Daníelsson

Pracha Hutanuwatra vom International Network of Engaged Buddhists lädt Teilnehmende am Forum dazu ein, die wichtigen Dinge im Leben neu zu definieren. Foto: LWB/A. Daníelsson

Öffentliches Forum in Bangkok über die Ziele für nachhaltige Entwicklung bringt religiöse und zivilgesellschaftliche Organisationen an einen Tisch

BANGKOK, Thailand/GENF, 15. August 2016 (LWI) – Der Lutherische Weltbund und das ACT-Bündnis haben in der thailändischen Hauptstadt Bangkok gemeinsam ein öffentliches Forum veranstaltet, auf dem es um die Beteiligung religiöser und zivilgesellschaftlicher Organisationen an der Umsetzung der UN-Ziele für die nachhaltige Entwicklung ging.

Das Ziel der Veranstaltung am 15. August bestand darin, über die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals/SDG) zu informieren, eine Diskussion über die 17 Entwicklungsziele zu eröffnen, die bis 2030 umzusetzen sind, eine Bestandsaufnahme der laufenden Arbeiten durchzuführen und die Beziehungen zwischen den Kirchen, anderen Glaubensgruppierungen und der Zivilgesellschaft zu fördern.

Im Juni 2016 hat der LWB-Rat innerhalb der lutherischen Gemeinschaft eine umfassende Aufklärungsarbeit zum Thema Ziele für nachhaltige Entwicklung gefordert und die Mitgliedskirchen dazu motiviert, Lobbyarbeit bei Interessengruppen wie Regierungen und privaten Partnern zu leisten, „um Ressourcen für die umfassende Finanzierung der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu mobilisieren."  Viele der LWB-Mitgliedskirchen haben bereits Strategien und Prozesse etabliert, um – neben anderen Zielen – Hunger und Armut zu bekämpfen, hochwertige Bildung, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum zu gewährleisten und die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern.

Konstruktive Zusammenarbeit mit  positiven Kräften

Repräsentantinnen und Repräsentanten der drei Weltreligionen Buddhismus, Christentum und Islam hielten Vorträge zum Auftakt der Veranstaltung und erläuterten ihre glaubensgeprägte Sicht auf die Ziele für die nachhaltige Entwicklung.

Pfarrer Dr. Fidon Mwombeki, Direktor der LWB-Abteilung für Mission und Entwicklung, erklärte, die Kirchen sollten sich nicht nur auf Advocacy-Arbeit konzentrieren, sondern sich ebenfalls selbst aktiv an der Entwicklungsarbeit beteiligen.

„Die Kirchen sollten für andere Fürsprachearbeit leisten, müssen sich aber auch direkt für diejenigen engagieren, die hungrig, durstig, nackt, heimatlos und krank sind. Wahre Diakonie bedeutet nämlich, niemanden zurückzulassen", erklärte Mwombeki.

Atallah Fitzgibbon, Manager für Politik und Strategie bei Islamic Relief Worldwide, sprach über das Thema Armutsbekämpfung. In der daraus entstehenden Diskussion ging es darum, wie die im Islam existierenden ethischen Leitlinien für die Umverteilung von Wohlstand von Relevanz für die Ziele für nachhaltige Entwicklung sind und wie die gemeinsame Partnerschaft unterschiedlicher glaubensgestützter Organisationen zu einem tieferen Verständnis der nachhaltigen Entwicklung beiträgt.

Pracha Hutanuwatra, Programmdirektor des International Network of Engaged Buddhists, ging es darum, zu einer Neudefinition der wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu kommen. Er leitet die Ecovillage Transition Asia Initiative, die gleichgesinnte Personen und Gruppen zusammenbringt und die sich mit den dringendsten ökologischen, sozialen und spirituellen Krisen der Region befasst.

Pfarrerin Dr. Simone Sinn, beim LWB  Studienreferentin für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, ging auf die drei Präsentationen und das sie verbindende Thema ein: „Darum geht es im Glauben – sich mit positiven Kräften konstruktiv in unseren Gesellschaften zu engagieren, sich die Hände zu reichen und sich gleichzeitig nicht zu scheuen, kritische Fragen zu stellen", sagte sie.

Sinn fügte hinzu, dass die unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften zusammenarbeiten und voneinander lernen müssten, um auf diese Weise ein stärkeres Zeugnis ablegen zu können. Sie verdeutlichte, dass es gerade in der jetzigen Zeit wichtig sei, die Bedürfnisse der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen an die erste Stelle zu setzen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung wäre, wenn die unterschiedlichen Glaubensgruppen gemeinsam an der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung arbeiten würden.

Bestandsaufnahme laufender Aktionen und Zusammenarbeit

Ein wichtiger Teil der Zusammenkunft war eine Informationsveranstaltung über Netzwerke und Plattformen in der Region im Zusammenhang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung. Eine Bestandsaufnahme der laufenden Aktionen zur Umsetzung der gesetzten Ziele zeigte umfangreiche Arbeit und Kooperation in Bereichen wie Bildung, Zugang zu sauberem Wasser und Förderung von Gender-Gerechtigkeit mit dem Schwerpunkt Beendigung der Gewalt gegen Frauen.

Die Teilnehmenden waren sich darin einig, dass besonders im Hinblick auf die Umweltproblematik in der Region noch weitere Arbeit erforderlich sein werde. Eine große Herausforderung sei die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Kirchen und Organisationen. Diese könne dadurch bewältigt werden, dass man nach unkonventionelleren Methoden zur Gründung von Partnerschaften suche. Da das ultimative Ziel darin bestehe, Menschen in Not effizienter zu unterstützen, sollte eine solche Zusammenarbeit möglichst unkompliziert gestaltet werden.

Das Forum kam ebenfalls zu der Erkenntnis, dass ein Trend in der Entwicklungsarbeit darin bestehe, Zahlen eine zu große Bedeutung beizumessen, während es bei der eigentlichen Arbeit doch um Menschen gehe. Ein Teilnehmer fasste dies so zusammen: „Wir sollten die Geschichten hören, die hinter den Zahlen stehen."

Die Ziele für die nachhaltige Entwicklung werden auf allen vier Regionalversammlungen im Vorfeld der Vollversammlung erörtert.

 

LWF/OCS