LWB unterstützt Beitrag der kongolesischen Kirche zum NGO-Schattenbericht
(LWI) – Die wachsende Unterstützung der Kirchen für Initiativen gegen sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) stärke das Bewusstsein für ein „Tabuthema, das weiterhin schwer auf Tausenden von Frauen lastet“, die in dem seit Langem anhaltenden Konflikt im Land gefangen sind.
Dies erklärte Atty Mireille Ntambuka, Koordinatorin des RAFEJE-Netzwerkes für Juristinnen im Osten der DRK, mit Blick auf ihre Teilnahme an der 55. Tagung zum Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW), die vom 8. bis 26. Juli in Genf stattfand. Der Lutherische Weltbund (LWB) unterstützte den Beitrag von RAFEJE zu den Schattenberichten der kongolesischen Zivilgesellschaft zum periodischen Bericht der kongolesischen Regierung 2013. Periodische Berichte werden dem CEDAW-Ausschuss, der die Umsetzung des internationalen Übereinkommens zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen in den Unterzeichnerstaaten überprüft, regelmässig vorgelegt wird.
„Geschlechtsspezifische, sexuelle Gewalt ist eine Realität, die viele ganz normale Frauen, insbesondere in der Provinz Nord-Kivu, in ihrem alltäglichen Überlebenskampf herunterspielen müssen, da verschiedene bewaffnete Gruppen in ihrem Machtspiel um politische Dominanz und Kontrolle der Mineralien und anderer Ressourcen im Land regelmässig Dörfer angreifen und Familien aus ihren Häusern jagen“, erzählte Ntambuka der LWI.
RAFEJE arbeitet mit gemeinwesenorientierten Gruppen wie zum Beispiel der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Kongo (EELCo), zusammen, um bei den Frauen und Männern das Bewusstsein zu stärken, dass die Rechte von Frauen gewahrt werden müssen. Es zeigt bereits Wirkung, auch wenn noch mehr getan werden muss.
„Wenn wir einen Pfarrer oder eine Pfarrerin von der Notwendigkeit überzeugen, die sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt in unserem aktuellen Kontext zu stoppen, können wir beobachten, dass die Botschaft über eine einzige Gruppe hinausgeht: Sie sensibilisieren andere Pfarrerinnen und Pfarrer, Frauen und Jugendgruppen. Und so beginnen langsam immer mehr Menschen offen über das Thema Vergewaltigung zu sprechen, mehr Frauen und Mädchen wissen, wo sie diese Fälle melden können, und die Gemeinschaft zeigt Hilfsbereitschaft, anstatt die Opfer abzuweisen“, erklärte Ntambuka.
Pfarrerin Solange Yumba Wa Nkulu, nationale Koordinatorin des Frauennetzwerkes der EELCo, war eine der Teilnehmenden an einem Workshop in Goma, der von RAFEJE und Finn Church Aid organisiert wurde, um das Bewusstsein für das UN-Übereinkommen zu schärfen und Inhalte für die Schattenberichte an den CEDAW-Ausschuss zu sammeln. Der Workshop wurde vom LWB-Referat für Frauen in Kirche und Gesellschaft (FKG) und vom Länderprogramm der LWB-Abteilung für Weltdienst in der DRK unterstützt.
Straffreiheit für die Täter
Der zivile Konflikt, der 1998 in der DRK ausbrach, forderte mehr als fünf Millionen Menschenleben und führte zu einem Anstieg sexuell und geschlechtsspezifisch motivierter Übergriffe. Schätzungen zufolge wurden eine Million Frauen, hauptsächlich in den Provinzen Nord-Kivu und Süd-Kivu, Opfer von Vergewaltigungen.
In dem Bericht an den CEDAW-Ausschuss wies RAFEJE darauf hin, dass die Straffreiheit für sexuelle Straftaten weiterhin das grösste Hindernis im Kampf gegen sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt darstellt. Die Gruppe erklärte, dass von den 8.000 gemeldeten Vergewaltigungen in Nord-Kivu zwischen 2010 und 2011 nur 960 Fälle (zwölf Prozent) zur Anklage der beschuldigten Täter führten.
„Nicht nur die bewaffneten Gruppen, die Vergewaltigungen verüben, sondern auch die allgemeine Straffreiheit innerhalb der Familien sollten im Zentrum unseres Interesses stehen. Lösungen, wo Opfer und Täter heiraten, werden als Strafe angesehen“, betonte Ntambuka.
Nach der Einführung des Gleichstellungsgesetzes der Regierung 2006 prangerte der Schattenbericht die mangelhafte Vertretung von Frauen in Führungspositionen an. RAFEJE betonte, dass Frauen nur zehn Prozent der Regierungsposten besetzen, acht Prozent im Parlament und fünf Prozent im Senat.
Der Bericht ermahnte die Regierung, dem Ministerium für Geschlechterfragen, Familie und Kinder die nötigen Mittel bereitzustellen, um auf die überwältigenden Bedürfnisse zu reagieren und das Bewusstsein der Frauen hinsichtlich ihrer Grundrechte und der Teilnahme an regionalen Institutionen, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor, zu schärfen.
RAFEJE und der CEDAW-Ausschuss widersprachen der Aussage von Wivine Mumba Matipa, Ministerin für Geschlechterfragen der DRK, dass die Regierung Bemühungen unternommen habe, das Familienrecht zu reformieren, um die Frauenrechte zu stärken. Frauen und Mädchen seien weiterhin die Opfer einer patriarchalischen Gesellschaft, in der das Gewohnheitsrecht ihren Zugang zu Land, Krediten und Erwerbsmöglichkeiten beträchtlich einschränke. Sie würden immer noch mit der Herausforderung ringen, die Ärmsten der Armen zu sein, ihr Bildungsniveau und die Alphabetisierungsrate läge weit unterhalb der Zahlen für Jungen und Männer, fügte der Ausschuss hinzu.
Frauen und Mädchen ermächtigen
„Die Teilnahme am CEDAW-Ausschuss war eine wichtige Erfahrung für die Zusammenarbeit und motiviert das FKG weiterhin mit anderen LWB-Partnern zu arbeiten, um die EELCo darin zu unterstützen, Frauen und Mädchen zu ermächtigen sich mit den schwierigen Geschlechterfragen im Kontext der DRK auseinanderzusetzen“, sagte Maria Cristina Rendon, Interimsassistentin des FKG.
Wa Nkulu bezeichnete ihre Teilnahme am CEDAW-Workshop als „Augenöffner, der es mir ermöglicht, auf umfassendere Weise die Geschlechterproblematik in den Dienst der EELCo zu integrieren.“
Die AWD-Länderprogramme Uganda und DRK leisten weiterhin humanitäre Hilfe für die Kongolesinnen und Kongolesen, die aufgrund des anhaltenden Konfliktes ihre Heimat verlassen mussten.