Während des Kommunismus noch heimlich zum Priester geweiht, ist Halík heute ein renommierter Professor, Schriftsteller und öffentlicher Redner, der zu Dialog und engerer Zusammenarbeit von Menschen aller Glaubensrichtungen und Menschen ohne Religion aufruft.
Der führende katholische Intellektuelle und Autor ist bekannt für seine Arbeiten zu Religionsfreiheit und interreligiösen Beziehungen
(LWI) - Der angesehene tschechische Professor, Soziologe und Schriftsteller Monsignore Tomáš Halík wird auf der im September anstehenden Dreizehnten Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Krakau, Polen, den Hauptvortrag halten. Nachdem er in der Zeit des Kommunismus in Erfurt, Ostdeutschland, heimlich zum römisch-katholischen Priester geweiht worden ist, wurde Halík zu einem Initiator eines Netzwerks im Untergrund, das sich für Religionsfreiheit einsetzte. Bis heute ist er eine zentrale Figur der intellektuellen Elite seines Landes.
„Wir freuen uns sehr, dass Professor Halík sich bereit erklärt hat, auf der LWB-Vollversammlung einen Hauptvortrag zu halten. Da er aus einem der am stärksten säkularisierten Länder Europas kommt, ist er eine starke Stimme der Hoffnung für die Zukunft des Christentums”, sagte LWB-Generalsekretärin Pfarrerin Dr. Anne Burghardt. “In seinen Schriften hat er betont, dass die Geschichte der Religion und die Geschichte des Christentums aus Zeiten der Krise und Zeiten der Erneuerung bestehen; die einzige Religion, die wirklich tot ist, ist diejenige, die sich nicht verändert, diejenige, die aus diesem Lebensrhythmus herausgefallen ist.“
Halík, der im Alter von 18 Jahren zum katholischen Glauben übertrat, ist weithin bekannt für seine Bemühungen um religiöse Toleranz und interreligiösen Dialog. Er studierte zunächst Soziologie, Philosophie und Psychotherapie an der Prager Karls-Universität und wurde 1978 zum Priester geweiht. Über fast zwei Jahrzehnten baute er zur Vorbereitung auf eine Rückkehr zur Demokratie in der Tschechoslowakei ein Netzwerk von Akademikerinnen und Akademikern, Theologinnen und Theologen, Philosophinnen und Philosophen und Studierenden auf.
Das Überleben der westlichen Gesellschaft hängt von der Möglichkeit der Koexistenz und von der gegenseitigen Vereinbarkeit von Christentum und Säkularität ab.
Professor Tomáš Halík
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde Halík 1992 Berater des tschechischen Präsidenten Václav Havel und des Päpstlichen Rates für den Dialog mit Nichtglaubenden. Er wurde Professor und Leiter der Fakultät für Religionswissenschaften an der Karls-Universität und hatte über die Jahre mehrere Gastprofessuren an den Universitäten Oxford, Cambridge und Harvard.
Halík hat zahlreiche Auszeichnungen für sein Engagement für Menschenrechte, Religionsfreiheit und den interreligiösen Dialog erhalten. Zudem hat er diverse Bücher zu Religion, Spiritualität und Säkularität geschrieben. In seinem 2012 erschienenen Buch „Night of the Confessor: Christian Faith in an Age of Uncertainty“ (auf Deutsch: Nachtgedanken eines Beichtvaters – Glaube in Zeiten der Ungewissheit) hat er die Auffassung geäußert, dass das Fortbestehen der westlichen Gesellschaft davon abhänge, ob das Christentum und Säkularität friedlich nebeneinander bestehen und miteinander kompatibel seien könnten.
Die Dreizehnte Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes findet vom 13. bis 19. September 2023 in Krakau, Polen, statt. Ihr Thema lautet „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“. Sie wird von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen ausgerichtet.