Tschad: Lebensgrundlage für Flüchtlinge und Gastgemeinden

19 Jan. 2015
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Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und die vor Ort lebenden Menschen besichtigen gemeinsam mit Besucherinnen und Besuchern die Felder des Projekts im Bezirk Kimiti. Foto: LWB Tschad

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und die vor Ort lebenden Menschen besichtigen gemeinsam mit Besucherinnen und Besuchern die Felder des Projekts im Bezirk Kimiti. Foto: LWB Tschad

Erste Ernte im Rahmen des Projekts „Saatgut für Lösungen“

(LWI) – Gebinde aus Sesam, Hirse und Erdnusspflanzen sind die ersten greifbaren Ergebnisse des Projekts „Saatgut für Lösungen“ („seeds for solutions“), das der Lutherische Weltbund (LWB) und der UNHCR im Bezirk Kimiti im Tschad initiiert haben. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der humanitären Organisationen und Bewohner vor Ort haben im November die erste Ernte des Hilfsprogramms eingefahren, das die Lebensgrundlage von Flüchtlingen und Gastgemeinden verbessern soll.

Über einen Zeitraum von drei Jahren soll das Projekt 17 800 Haushalte mit insgesamt 5528 Hektar Land unterstützen. Zusätzlich zu den Massnahmen im Bereich Ackerbau umfasst es Viehzucht, friedliches Zusammenleben, Einkommen schaffende Massnahmen und den lokalen Aufbau von Kapazitäten.

Dafür hat der LWB mit der Bestellung von 547 Hektar Land in Dörfern begonnen, in denen Flüchtlinge leben. Heterogene Gruppen aus Flüchtlingen und aus den Gastgemeinden stammenden Menschen haben gemeinsam Felder in den Dörfern Kachakacha, Kichena, Sanour, Jabal, Jabal Diari, Abour, Goz beida und Kerfi bestellt. Sie wurden mit Pflanzen im Regenfeldbau (Hirse, Erdnüsse und Sesam) und mit fluttoleranten Sorten (Hirse) zu bepflanzen.

Den Gruppen wurden dazu Saatgut, Traktoren und andere Werkzeuge zur Verfügung gestellt. An der Bestellung der Felder waren 992 Flüchtlinge und Menschen aus den Gastgemeinden beteiligt. Die Ernte wurde von einer Gruppe Frauen geleitet, die den Beteiligten zeigten, wie die Hirseähren zu ernten sind, um anschliessend die Sichel an die UNHCR-Vertreterin, Aminata Gueye, weiterzugeben, die das Ernteprojekt mit ins Leben gerufen hatte.

„Es ist von enormer Bedeutung, endogene Lösungsansätze zu finden“, so Aminata Gueye. „Externe Unterstützung kann diese nur vervollständigen.“ Der LWB kooperiert im Rahmen des Projekts mit den lokalen Behörden, die insgesamt 2500 Hektar Land zur Verfügung gestellt haben.

Laut der Vertreterin des UNHCR hat das Projekt jedoch nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Ziele. Es trägt dazu bei, traditionelle Familienstrukturen zu erhalten. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass man Kinder zu ihren Eltern in den Flüchtlingslagern sagen hört: 'Was tut ihr eigentlich für uns?', denn es sind die NGO, die die Flüchtlinge ernähren und ihnen beistehen“, erklärt sie. „Unser Projekt befähigt diese Eltern, für ihre Familien und damit auch für Harmonie innerhalb der Familien zu sorgen. Sie erhalten so selbst die Möglichkeit, für den Lebensunterhalt ihrer Familien zu arbeiten.“ Die dreijährige Projektdauer kann gegebenenfalls verlängert werden.

Der Tschad ist seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1960 von ständiger Instabilität gekennzeichnet. Das Land war und ist von den Konflikten in seinen Nachbarländern Sudan, der Zentralafrikanischen Republik, Lybien und in jüngster Zeit auch in Nigeria stark in Mitleidenschaft gezogen. Zudem ist das Land häufig von Dürre und Überschwemmungen betroffen; beinahe 64 Prozent der Bevölkerung lebt in Armut. Schätzungsweise 2,4 Millionen Menschen sind von Hunger bedroht.

Mit seiner Arbeit unterstützt der LWB Flüchtlinge und Gastgemeinden bei der Lösung akuter sowie langfristiger Probleme. Neben der Verteilung von Nahrungsmitteln und Hausrat an Flüchtlinge unterstützt der LWB Gemeinden bei der Verbesserung ihrer Existenzgrundlage durch die Förderung beruflicher Qualifikation und durch landwirtschaftliche Unterstützung.

http://www.lutheranworld.org/news/chad-livelihoods-refugees-and-host-communities

LWF / C. Kästner