Führungspersonen von LWB und Diözese Lund erörtern gemeinsames Engagement für Frieden und Versöhnung
GENF, Schweiz (LWI) – Fast fünf Jahre nach den historischen Feierlichkeiten in Schweden anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums wächst unter katholischen und lutherischen Gläubigen nicht nur in Lund selbst, wo die Jubiläumsfeierlichkeiten stattgefunden haben, sondern auch an vielen anderen Orten der Welt, der Geist der Ökumene und das Bekenntnis, sich für Frieden und Versöhnung einsetzen zu wollen.
Am 22. September besuchten Bischof Johan Tyrberg, der Bischof der Diözese Lund, und eine Delegation aus Pfarrerinnen und Pfarrern, Dekaninnen und Dekanen das Büro der Kirchengemeinschaft des Lutherischen Weltbunds (LWB) in Genf, um sich über die Initiativen auszutauschen, die infolge der Jubiläumsfeierlichkeiten 2016 entstanden sind. Im Rahmen des Treffens, dessen Gastgeber LWB-Generalsekretär Martin Junge war, wurden auch andere Beispiele aus der Arbeit der weltweiten Kirchengemeinschaft erörtert.
Der seit 2014 als Bischof von Lund amtierende Tyrberg sprach über die große Bedeutung des gemeinsamen ökumenischen Gottesdienstes, den der damalige LWB-Präsident Bischof Munib A. Younan, LWB-Generalsekretär Junge und Papst Franziskus am 31. Oktober 2016, dem Reformationstag, in der Kathedrale von Lund gemeinsam gefeiert haben. Er sagte, die gemeinsamen Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum vor fünf Jahren hätten die Möglichkeit für eine neue „Feier der Ökumene und des Friedens in Lund“ und eine Zusammenarbeit eröffnet. „Mir hat das etwas Neues für mein Lutheranersein gegeben, eine neue Stärke und Identität als ein Bischof der lutherischen Kirche“, sagte er und verwies damit auf die ökumenischen Vespern und andere Zusammenkünfte, die lutherische und katholische Gläubige seit 2016 immer wieder organisiert haben.
„Wir müssen diese Erinnerung bewahren und sie an die nächste Generation von Pfarrerinnen und Pfarrern und die Gemeinden weitergeben“, sagte Tyrberg. Er sprach weiterhin über eine mögliche ökumenische Zusammenarbeit im Jahr 2022, um das 500-jährige Jubiläum der Veröffentlichung von Luthers Bibelübersetzung zu feiern.
Bekenntnis zu einem starken Fundament
Junge erinnerte in seiner Ansprache an die Gründung des LWB 1947 in Lund und erklärte, die gemeinsamen Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum 2016 hätten das Bekenntnis weiter gefestigt, weiterhin für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung arbeiten zu wollen. „Wir können nicht völlig losgelöst von allen anderen über uns selbst sprechen. Vom Konflikt zur Gemeinschaft gelangen wir immer nur dann, wenn wir uns zusammen mit anderen damit auseinandersetzen, wie wir Versöhnung als Geschenk Christi annehmen können.“
Unter Verweis auf die vier Säulen, auf denen der LWB errichtet wurde – der Dienst an Bedürftigen, das Engagement in gemeinschaftlichen Missionsinitiativen, das gemeinschaftliche theologische Engagement und das ökumenische Engagement –, erklärte Junge, wie wichtig es sei, den Dialog mit anderen christlichen Konfessionen und mit anderen Glaubensgemeinschaften fortzusetzen. „Sich gemeinsam um einen Tisch zu versammeln, ist eines der traditionellen Kennzeichen der Kirche.“
Neue Initiativen an der Basis
Die gemeinsamen Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum hätten dem LWB auch geholfen, seine eigenen ökumenischen Prioritäten festzulegen, die wiederum die Grundlage bilden für die Dialoge und Gespräche mit anderen Kirchen in dem gemeinsamen Bestreben, auf die Einheit von Christinnen und Christen hinzuarbeiten, erklärte Dirk Lange, der Assistierende Generalsekretär des LWB für Ökumenische Beziehungen. Die „Selbstverpflichtungen auf dem ökumenischen Weg hin zur ekklesialen Gesellschaft“ konzentriere sich auf eine stärkere Interaktion von lokalen und globalen ökumenischen Initiativen sowie auf die Rezeption dieser und das unbedingt erforderliche Engagement aller in der pastoralen Ökumene.
Die zwei wichtigsten Selbstverpflichtungen von Lund – die Gemeinsame Erklärung über Zusammenarbeit auf Gemeindeebene und die Absichtserklärung für engere Zusammenarbeit in der humanitären Hilfe und nachhaltigen Entwicklung – haben auch zu zahlreichen Initiativen auf lokaler Ebene angeregt. Eva Christina Nilsson, Direktorin der LWB-Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit, und Ireneusz Lukas, Regionalsekretär für Europa, berichteten über ein paar Beispiele.
In Nepal unterzeichnete der LWB-Weltdienst 2017 eine Vereinbarung mit der katholischen Hilfsorganisation Caritas Internationalis für die Arbeit in dem Land. Ziel der Vereinbarung ist es, die langjährige Partnerschaft der beiden Akteure zu institutionalisieren und die Zusammenarbeit bei ihrem Dienst an Geflüchteten, Binnenvertriebenen und anderen marginalisierten Bevölkerungsgruppen zu vertiefen.
In mehrheitlich muslimischen Ländern wie Indonesien hat die globale Vereinbarung zwischen dem LWB und der muslimischen Hilfsorganisation Islamic Relief Worldwide dafür gesorgt, dass lutherische Christinnen und Christen von ihren muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern eher respektiert werden.
Anreiz zur Schaffung von Frieden wurde als Motivationsgrund für das Beispiel aus der Zentralafrikanischen Republik genannt. Dort arbeitet ein katholisches Kirchenoberhaupt eng mit protestantischen Pastorinnen und Pastoren und den örtlichen Imamen zusammen, um zu zeigen, dass Dialog und gegenseitiges Zuhören einen leidvollen zivilen Konflikt in Frieden verwandeln kann.
Einheit als Ausgangspunkt
Schließlich wurde auch das zentrale Thema Taufe erörtert und in diesem Zusammenhang auf eine Initiative der Kirchen in der LWB-Region nordische Länder – Kirchen in Zeiten des Wandels – verwiesen. Die Kirchen in Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden haben Anfang 2021 ein gemeinsames Projekt gestartet, um zu untersuchen, warum sie einen Rückgang bei Säuglingstaufen verzeichnen, es aber gleichzeitig eine Zunahme bei den Taufen von Jugendlichen und Erwachsenen gibt.
In seinen Abschiedsworten sagte Bischof Tyrberg, eine der Lektionen aus den gemeinsamen Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum in Lund und dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft sei gewesen, wie wichtig es sei, die Gemeinsamkeiten von lutherischem und katholischem Glauben als Ausgangspunkt für die gemeinsamen Gespräche zu wählen. „Wir müssen dort anfangen, wo wir uns einig sind, und uns dann zu den Punkten vorarbeiten, in denen wir uns nicht einig sind.“