Nationales Komitee des LWB in Indonesien ist Mitproduzent von vier Filmen über inklusive Bürgerschaft
GENF, Schweiz (LWI) – Vier Kurzfilme über interreligiösen Dialog und friedliches Zusammenleben in Indonesien waren das Hauptthema eines am 9. Juni veranstalteten Webinars. Es wurde gemeinsam vom Lutherischen Weltbund (LWB), dem Norwegischen Zentrum für Holocaust und Minderheitsstudien und der Minority Rights Group International in London veranstaltet.
Das im Jahre 2001 gegründete Norwegische Zentrum ist ein Forschungs-, Bildungs- und Dokumentationsinstitut, das ein Programm für inklusive Staatsbürgerschaft und Menschenrechte durchführt. Unterstützt von der Norwegischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit (NORAD) produziert das Zentrum audiovisuelles Material und leistet damit einen Beitrag zur Vermeidung von Diskriminierung und Konflikten aufgrund religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit. Die indonesische Kurzfilmpremiere war Teil eines größeren Projekts, das bis zu einem internationalen Filmfestival am 7. Dezember läuft. In dieser Woche wird auch der Friedensnobelpreis verliehen.
An dem Webinar hat ebenfalls der UN-Sonderberichterstatter betreffend Minderheiten, Fernand de Varennes, teilgenommen und darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, eine Botschaft der Hoffnung und des inklusiven Denkens zu vermitteln und auf diese Weise ein Signal gegen negative Stereotypen zu setzen, die zu Hass, Angst und Gewalt führen. Er sagte, diese Filme seien „Leuchtfeuer der Hoffnung“ und versetzten Menschen in die Lage, sich konstruktiv mit Unterschieden auseinanderzusetzen, anstatt sie als „bedrohlich, böse oder falsch“ darzustellen.
Der erste Film mit dem Titel „Place among the stars“ wurde vom Nationalen Komitee des LWB in Indonesien (KNLWF) und dessen lokalem Partner Jakatarub produziert. Er erzählt die sehr persönliche Geschichte einer Frau, deren Leben durch religiöse Gewalt bedroht ist. Trotzdem findet sie den Mut, dem Täter gegenüberzutreten und ihm zu vergeben. Die Themen Identität, Verletzlichkeit, Versöhnung und gemeinsame Menschlichkeit werden in überzeugender Wiese dargestellt, als der Täter selbst in eine Situation gerät, in der er während der COVID-19-Pandemie von der Unterstützung Freiwilliger abhängig ist.
Der Regisseur und interreligiöse Aktivist Risdo Simangunsong berichtete, dass der Film auf einer wahren Begebenheit beruhe, ging aber nicht näher auf den Schauplatz oder die religiösen Identitäten der Hauptdarstellenden ein. Er erklärte, dass er sich für dieses persönliche Format entschieden habe, weil er auf diese Weise die Zuschauenden inspirieren und eine emotionale Reaktion hervorrufen könne. Er erzählte, dass auch einige der Mitglieder der Filmcrew selbst von den Berichten religiöser Diversität tief bewegt worden seien, die sie währen der Produktion des Films erfahren hätten.
Der zweite und der dritte Kurzfilm mit den Titeln „Sandya“ („Einheit“) und „Tolerance in the family“ wurden für Basabali Wiki produziert, ein Netzwerk aus Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, Regierungsvertretern und -vertreterinnen, Künstlern und Künstlerinnen und Bürgerinitiativen. „Sandya“ wurde auf der Insel Bali gefilmt und handelt von jungen Frauen und Männern, die den sechs großen Religionen in Indonesien angehören (Islam, Protestantismus, Katholizismus, Hinduismus, Buddhismus, Konfuzianismus).
Respekt der Diversität
Der dritte Kurzfilm wurde in einer häuslichen Umgebung gefilmt und zeigt eine Mutter und eine Tochter, die unterschiedlichen religiösen Traditionen folgen und sich doch gegenseitig bei der Vorbereitung ihrer Rituale und Gebetszeiten helfen. Puta Eka Guna Yasa, der das Netzwerk Basabali Wiki leitet, berichtet über die positiven Reaktionen in den sozialen Netzwerken auf die Filme. Sie waren aus mehr als 45 Beiträgen durch eine Jury und eine Publikumsabstimmung ausgesucht worden.
Der letzte Film mit dem Titel „Yangere for Peace“ wurde auf der Inselgruppe der Molukken gedreht. Dort hatten Konflikte zwischen muslimischen und christlichen Bevölkerungsgruppen Anfang der 2000er Jahre Tausende Menschenleben gekostet, und Hunderttausende wurden zur Flucht gezwungen. Der Film zeigt die traditionellen Werte wir Dialog, Respekt und gemeinsame Identität und wie diese Werte an die nachfolgenden Generationen durch die Rituale und Instrumente der „Yangere“-Musiker und -Musikerinnen weitergegeben werden.
Hendriane Namotemo ist Projektmanager bei der Hein Namotemo Indonesia Foundation, die den Film produziert hat, und berichtete darüber, dass die jungen Menschen Wege aufzeigten, wie man „lokale Weisheit neu definiert“, und dass Gemeinschaften auf diese Weise seit Jahrhunderten friedlich zusammenlebten. Der Produktionsprozess „hat zu neuen Bindungen zwischen den Menschen geführt“, sagte sie, und habe auch ihr eigenes Verständnis der Friedensarbeit bereichert.
Räume für den Dialog öffnen
Es gab ebenfalls ein Expertengremium, das sich die Filme ansah und kommentierte und von Sivin Kit geleitet wurde, dem LWB-Programmreferent für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen. Zu dem Panel gehörten Fernando Sihotang, Koordinator für Menschenrechte und Advocacy des Nationalkomitees des LWB in Indonesien, Sanrawit Gougsa, Kommunikationsbeauftragte bei Minority Rights Group International, und Ingvill Thorsen Plesner, Leiterin des Inclusive Citizenship-Projekts.
Sihotang hob den besonderen Wert dieser Filme hervor, da sie „Opfern interreligiöser Gewalt eine Stimme geben.“ Sie stellten Konflikte der Vergangenheit einer alternativen Erzählung über „Zugehörigkeit und Gemeinschaftlichkeit“ entgegen. Eine friedliche Zusammenarbeit sei die einzige Möglichkeit für junge Menschen in Indonesien, sich den großen Herausforderungen des Klimawandels oder den Auswirkungen der Pandemie zu stellen, stellte er fest. Für beliebte touristische Ziele wie Bali, so fügte er hinzu, sei Zusammenarbeit ebenfalls der Schlüssel zu Investitionen und wirtschaftlicher Entwicklung.
Gougsa hob besonders hervor, dass die Filme in der Lage seien, Herz und Verstand der Menschen zu berühren, und sie begrüßte die Art und Weise, wie diese vier Produktionen „Anlass zu einer neuen Hoffnung auf eine inklusive Staatsbürgerschaft geben.“ Plesner sagte, sie wünsche sich, dass diese Filme in Schulen und von zivilgesellschaftlichen Organisationen gezeigt würden und sich auf diese Weise „neue Räume für Diskussionen und Dialoge“ über interkonfessionelle Erziehung öffneten.
Zum Schluss ging Kit noch einmal auf die Aussagen des UN-Sonderberichterstatters ein und stellte fest, dass „wir in einer Welt voller Feindseligkeit und Hass Hoffnung und Inspiration brauchen – nicht nur, um uns eine friedliche und inklusivere Welt vorzustellen, sondern auch, um gemeinsam daran zu arbeiten, dieses Ziel zu erreichen.“
Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller