LWB-Präsident Erzbischof Filibus spricht auf afrikanischem Regionalworkshop über Gender- und Kinderrechte
DARESSALAAM, Tansania/GENF (LWI) – Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Musa Panti Filibus, hat die Kirchen an ihre Rolle als prophetische Stimme erinnert, die den Menschen Gottes Erlösung bringt.
Filibus, Erzbischof der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria (LKCN), sprach auf einem afrikanischen LWB-Regionalworkshop, der vom 9. bis 14. Oktober in Daressalaam (Tansania) stattfand, über Kinder- und Gender-Rechte.
Er sagte, dass eines der biblischen Elemente der Prophezeiung in der Erwartung bestehe, dass ein Prophet seine Integrität bewahren müsse, wenn er sich gegen die Ungerechtigkeiten wendet, die eine Gesellschaft stillschweigend zulässt. „Um prophetisch in unserer Auseinandersetzung mit den bestehenden Systemen zu sein – und das gilt in unserem Fall besonders für Systeme, die geschlechtsspezifischen Missbrauch und die Verweigerung von Kinderrechten fortgesetzt dulden – müssen Kirchenleitende demonstrieren, dass sie selbst ‚aus der Kirche heraus‘ integre, rechtschaffene, aufrechte und verantwortungsvolle Männer und Frauen sind“ und deshalb die moralische Autorität haben, etwas gegen diese unterdrückenden Strukturen zu unternehmen.
Zu den 70 Teilnehmenden an dem Advocacy-Trainingsworkshop über Gender- und Kinderrechte der Region Afrika gehören Kirchenleitende, in der Diakonie Tätige, Frauen und Jugendvertretende aus 21 Mitgliedskirchen in der Region sowie Delegierte zivilgesellschaftlicher Organisationen. Der von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELKT) ausgerichtete Workshop ging der Frage nach, wie die Zusammenarbeit mit der Regierung und der Zivilgesellschaft in sinnvoller Weise verbessert werden kann, wenn es um die Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung mit den Schwerpunkten Gesundheit, Bildung und Geschlechtergleichstellung geht.
In seiner Ansprache mit dem Thema „Die prophetische Stimme der Kirche“ ging der LWB-Präsident auch auf die Bedeutung der Wahrheit als wichtiges Kriterium ein. Die Kirchen müssten selbst Hoffnungsträger für den zukünftigen Wandel sein, denn die Mitglieder der Gemeinschaft glauben das, was ihnen ihre Kirchenleitenden sagten. Diese könnten es sich deshalb nicht leisten, dieses Vertrauen zu verspielen, denn dann würde ihr Tun zur Farce verkommen. Filibus forderte sie deshalb nachdrücklich auf, fest zu ihren Überzeugungen zu stehen und sich so für ihre leitende Aufgabe in der Gesellschaft zu rüsten.
Kinderarbeit und Kinderhandel
Der Präsident wies darauf hin, dass Bildung „den Menschen in die Lage versetzt, kritisch und kreativ zu sein“, und fügte hinzu: „Wenn wir unser Augenmerk auf die Kinder richten, hilft dies, den Kreislauf der sich von Generation zu Generation fortsetzenden bitteren Armut zu durchbrechen“. Für junge Mädchen bedeute dies nicht nur ein geringeres oder sogar überwundenes Risiko einer frühen Heirat, sondern auch den Rückgang der Mütter- und Kindersterblichkeit.
Der Erzbischof der LKCN forderte die Kirchen auf, sich stärker für den Kampf gegen das endemische Problem des Kinderhandels und der Kinderarbeit in Afrika zu engagieren, und bezeichnete es als eine Schande, dass Kinder, „die ein Geschenk Gottes sind“, selbst von Familien und Freunden zu einer handelbaren Ware degradiert würden. „Lasset die Stimme der Kirche die Botschaft der Zwölften Vollversammlung des LWB wiederholen, dass Menschen für Geld nicht zu haben sind“.
Die LWB-Vizepräsidentin für Afrika, Pfarrerin Dr. Jeanette Ada Maina von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kamerun, übernahm die offizielle Eröffnung des Workshops, an dem auch LWB-Ratsmitglieder aus der Region sowie Delegierte aus Deutschland, Indien und Schweden teilnahmen.
Bischof Dr. Alex G. Malasusa von der Ostküstendiözese begrüßte die Teilnehmenden im Namen der ELKT. Er bezeichnete es als Ehre für seine Kirche, den LWB-Präsidenten während seines ersten Besuchs der Mitgliedskirchen seit seiner Wahl auf der Vollversammlung im Mai 2017 begrüßen zu dürfen.
Malasusa erinnerte die Kirchen an ihre Verantwortung, sich für die Rechte der von der Gesellschaft ausgegrenzten Menschen einzusetzen und Strukturen zu bekämpfen, die Frauen, Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen diskriminieren und ihnen den Zugang zu existenzsichernden öffentlichen Diensten wie Gesundheitsversorgung und Bildung vorenthalten.
Die während der Kollekte auf dem Eröffnungsgottesdienst des Workshops in der Azania Front Lutheran Cathedral eingesammelte Spende geht an das von der Ostküstendiözese geleitete Mtoni Diaconal Centre, ein Internat für geistig behinderte Kinder.
Zusätzlich zu Präsentationen im Plenum und Gruppendiskussionen über Bildung, Diakonie, Theologie, geschlechtsspezifische Gewalt und Advocacy-Fähigkeiten besuchten die Workshop-Teilnehmenden auch lokale Gemeinden, um sich über dortige Gegebenheiten zu informieren und Meinungen auszutauschen.
(Von Elizabeth Lobulu und Felix Samari, Afrikanisch-Lutherisches Informations- und Kommunikationsnetzwerk (ALCINET), übersetzt und redigiert vom LWB-Kommunikationsbüro.)