Eine von Frauen geleitete Kampagne fördert wirtschaftliche Stabilität, Ernährungssicherheit und die Besetzung von Führungspositionen durch Frauen
Mehr Mitbestimmung in Familie und Gesellschaft: Frauen auf der indonesischen Insel Nias veranstalten Kurse und setzten sich für mehr Gestaltungsmacht in ihrem Umfeld ein. Unterstützt werden sie von der Protestantisch-Christliche Kirche (Banua Niha Keriso Protestan – BNKP), einer LWB-Mitgliedskirche. Sie will den Frauen durch diese Aktivitäten mehr Möglichkeiten geben, selbst ihre wirtschaftliche Situation zu stabilisieren, die Ernährungssituation in ihren Familien zu verbessern und Führungsaufgaben in der Kirche und im öffentlichen Leben zu übernehmen.
Nias, eine Insel vor Nordsumatra, ist bekannt für ihren Reichtum an Festen und Feiern. Ein Teil davon sind Musikdarbietungen, die traditionell nur von Frauen aufgeführt werden. Doch abseits kultureller Darbietungen hat die Stimme der Frauen wenig Gewicht. Grund dafür sind die patriarchale Kultur, Geschlechterdiskriminierung und begrenzter Zugang zu Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten. Die BNKP-Kirche hat sich entschlossen, das Projekt in diesem Umfeld durchzuführen, wo Frauen nur selten an wichtigen Entscheidungen beteiligt werden.
Die dritte Phase des BNKP-Projekts für die Stärkung und Weiterbildung von Frauen konzentriert sich auf die Geschlechterungleichheit und die fehlenden Frauenrechte auf der Insel. Durch themenspezifische Advocacy-Arbeit einschließlich Kampagnen, Workshops und kultureller Aktivitäten will die Kirche Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten für die Frauen verbessern und ihre Schlüsselrolle für die Entwicklung der Gemeinschaft in den Fokus rücken
Der Lutherische Weltbund (LWB) hat die BNKP-Kampagne durch das Programm Projekte der Mitgliedskirchen unterstützt.
Erklärung der Frauen von Nias
Ein wichtiges Ergebnis der BNKP-Kampagne war die „7-Punkte-Erklärung der Frauen von Nias“, in der es um die anhaltenden Kämpfe der Frauen auf Nias und um häusliche Gewalt, soziale Diskriminierungen und die eingeschränkte Teilhabe am öffentlichen Leben geht. Die Erklärung weist besonders darauf hin, wie wichtig eine einheitliche Position der Frauen auf Nias in ihrem Kampf für ihre Rechte und ihre Würde ist. Gleichstellung sollte in der Familie beginnen und dann auf breitere gesellschaftliche Strukturen übertragen werden, so die Erklärung.
„Wir erkennen, dass Frauen vor dem Hintergrund der Kultur auf Nias nach wie vor kämpfen und zahlreiche Herausforderungen überwinden müssen, damit ihre Menschenwürde geachtet wird“, heißt es im Tätigkeitsbericht. „Zwischen Kirche, Regierung und anderen Anspruchsgruppen müssen Synergien genutzt werden, um gemeinsam Geschlechterungerechtigkeit zu verhindern und zu bekämpfen und um kulturelle Wertvorstellungen zu verändern, die für Frauen schädlich sind“, heißt es in dem Bericht.
Frauen müssen vor dem Hintergrund der Kultur auf Nias nach wie vor kämpfen und zahlreiche Herausforderungen überwinden, damit ihre Menschenwürde geachtet wird
Bericht der Protestantisch-Christlichen Kirche
Das BNKP-Projekt hat ebenfalls Grundlagen von Spar- und Darlehensprogrammen für Frauen in Gemeinden vermittelt, um ihre Fähigkeiten im Finanzmanagement zu verbessern und ihre finanzielle Unabhängigkeit zu fördern. Die Kirche hat ebenfalls beratende Funktionen übernommen und Frauen in Kursen über den Zusammenhang zwischen Ernährung, Kindergesundheit und langfristigem Wohlergehen der Gemeinschaft unterwiesen. „Bildung und ein besserer Zugang zu medizinischer Versorgung verbessert die Gesundheit von Frauen und ihren Familien, verringert die Mütter- und Kindersterblichkeit und verhindert die Verkümmerung und Mangelernährung von Kindern und von Familien generell“, stellt der Bericht fest.
Förderung von Geschlechtergleichstellung
Ein weiteres wichtiges Ereignis war der Marsch „Stoppt Gewalt an Frauen“ in Gunungsitoli, der Hauptstadt des Regierungsbezirks Nias, anlässlich des Internationalen Frauentags im März dieses Jahres. 280 Menschen haben an dem Marsch teilgenommen, darunter Delegierte anderer christlicher Konfessionen und der muslimischen Gemeinschaft sowie örtliche Führungspersönlichkeiten, die sich den Forderungen nach Geschlechtergleichstellung und Gerechtigkeit anschlossen und das Recht der Frauen auf ein Leben ohne Gewalt bekräftigten. Der Marsch war eine Manifestation der Solidarität der Frauen von Nias in ihrem Kampf gegen die Ungerechtigkeiten, die sie täglich erleben. Die Frauen forderten eine Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen.
Zusätzlich zu dem Marsch wurde für die Teilnehmenden ein Workshop mit dem Titel „Vereinigt im Kampf gegen Gewalt, Diskriminierung und Geschlechterungleichheit“ veranstaltet. Die Themen bezogen sich auf die Rolle der Frauen auf Nias in der Politik, die Entwicklung der Gemeinschaften und kulturelle Veränderungen. Ziel war es, den Frauen die Kenntnisse und das Selbstvertrauen zu vermitteln, aktiv an Entscheidungsprozessen mitwirken und Führungsaufgaben übernehmen zu können.
Künstlerische Darbietungen und kulturelle Tänze wie der traditionelle Maena-Tanz standen im Zeichen der Geschlechtergerechtigkeit und feierten das reiche Erbe der Kultur der Insel Nias sowie die Widerstandskraft und die Kreativität der Frauen.
Der Bericht wies abschließend darauf hin, dass die BNKP die Nachhaltigkeit dieser Initiativen durch ihre Abteilung für Diakonie sicherstellen wird, deren Schwerpunkt „die Ermächtigung von Frauen in bisher unerschlossenen Bereichen und die Förderung der Geschlechtergleichstellung in allen Aspekten des Lebens ist.“