LWB-Vizepräsident Fabiny hofft auf baldige Abendmahlsgemeinschaft
BUDAPEST, Ungarn/GENF (LWI) – Bischof Dr. Tamás Fabiny leitet die Norddiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn. 1999 war er als Rundfunkjournalist bei der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre in Deutschland anwesend. Heute, da er sich als Vizepräsident des Lutherischen Weltbunds (LWB) für die Region Mittel-Osteuropa auf seine Teilnahme am Gemeinsamen Reformationsgedenken in Schweden vorbereitet, lässt er die Lutherische Weltinformation an seinen Gedanken teilhaben.
Lutherische Weltinformation: Welche Bedeutung hat das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken im schwedischen Lund und Malmö aus Ihrer Perspektive?
Bischof Dr. Tamás Fabiny: Am 31. Oktober 1999 hatte ich die Gelegenheit, in Augsburg (Deutschland) als Journalist an der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre teilzunehmen. Damals hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich an einem möglicherweise noch bedeutsameren Ereignis teilnehmen würde, und dann noch als Bischof. Das Datum und der Ort des Gemeinsamen Reformationsgedenkens sind sehr symbolträchtig.
In einer gespaltenen Welt ist es außerdem wichtig für die Kirchen, gemeinsam Zeugnis abzulegen. Ich freue mich auf die Feier als eine Art Startschuss, der – auch auf der Ebene der Mitgliedskirchen – den Ton angeben soll für das ganze vor uns liegende Jahr des Reformationsgedenkens.
In welcher Weise arbeiten Lutheraner und Katholiken in Ihrer Region zusammen? – Können Sie Beispiele nennen?
Der Bericht Vom Konflikt zur Gemeinschaft ist übersetzt worden und war Thema von Konferenzen beispielsweise in Estland, Ungarn und Polen. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass es in unserer Region Kirchen gibt, die sich in einer Minderheitssituation befinden und für die ein gemeinsames ökumenisches Reformationsgedenken schwer vorstellbar ist. Für Kirchen, die lange um ihre Existenz in einem überwiegend katholischen Kontext gekämpft haben, ist es eine Herausforderung, ihre protestantische Identität nicht als Opposition zur katholischen Kirche zu definieren. Es ist ein noch andauernder Prozess, unsere gemeinsamen Wurzeln im liturgischen Geschehen zu bestätigen. Der Gottesdienst in Lund kann ihnen helfen, diese Gelegenheit als Geschenk zu verstehen.
Wie kann die Zusammenarbeit der Konfessionen in Blick auf Flüchtlinge und Migranten in Ihrer Region aussehen?
Lassen Sie mich ein konkretes Beispiel für Eingliederung nennen: Am Tage meiner Abreise zum Gemeinsamen Reformationsgedenken in Lund wird die katholische Laiengemeinschaft Sant’Egidio in Budapest (Ungarn) ein besonderes Ereignis organisieren, bei dem nicht nur verschiedene christliche Konfessionen, sondern die abrahamitischen Religionen um einen Tisch versammelt werden sollen. Menschen christlicher, jüdischer und muslimischer Herkunft werden sich zum Thema Barmherzigkeit treffen und ein sichtbares Zeichen setzen, indem sie an einem Tisch miteinander essen werden.
Was die Situation der Flüchtlinge angeht, so sind die Regierungen in unserer Region zurückhaltend und die Mitglieder der Gesellschaft haben manchmal Vorurteile; es ist ein langsamer Prozess zum Besseren hin.
Wie wird das Reformationsgedenken in Ihrer Region gefeiert?
Es gibt eine bunte Vielfalt an Programmen, aus denen sich die Tatsache widerspiegelt, dass die Reformation einen wesentlichen Teil der protestantischen Identität in Mittel-Osteuropa ausmacht. Es wird wichtig sein dafür zu sorgen, dass die große Zahl kreativer persönlicher Initiativen ein koordiniertes Netz bildet, in dem wir auch voneinander lernen können.
Sie werden den LWB und Ihre Region bei den Feierlichkeiten in Lund und Malmö vertreten. Wie sehen Ihre persönlichen Erwartungen für diesen Tag aus?
Meine persönliche Hoffnung und das Thema meiner Gebete sind, dass meine Generation noch die Abendmahlsgemeinschaft erleben wird.