LWB und Partner veranstalten Schulung im Vorfeld des 30-jährigen Jubiläums der Pekinger Erklärung
(LWI) – Eine Gruppe von Menschen aus Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika und den Vereinigten Staaten, die sich alle in der Fürsprachearbeit für Gendergerechtigkeit engagieren, sind in dieser Woche für eine viertägige Schulung zusammengekommen, die als Bindeglied zwischen ihrer Arbeit auf lokaler Ebene und den global wirkenden Mechanismen für die Menschenrechte von Frauen wie dem Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) fungieren soll.
Die diesjährige Schulung wird vom Lutherischen Weltbund (LWB) in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen, der ACT Alliance, Norwegian Church Aid, Finn Church Aid, dem Frauenreferat der Brüder-Unität und World Renew organisiert. Die 21 Teilnehmenden berichten über bewährte Praktiken in ihrem Engagement für die Zurüstung von Frauen und Mädchen zu mehr Selbstbestimmung in ganz unterschiedlichen kulturellen Kontexten und lernen gleichzeitig, wie sie mit ihrer Arbeit noch größere Wirkung erzielen können.
Im Vorfeld des 30-jährigen Jubiläums der Pekinger Erklärung, die ein Konzept für das Erreichen einer Gleichstellung der Geschlechter darstellte und die unterzeichnenden Länder verpflichtete, eine Aktionsplattform einzurichten, und dazu 12 große Problembereiche herausstellte, hörten die Schulungsteilnehmenden Vorträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der UN und von Fachleuten für Menschenrechte über die zentrale Rolle, die religiöse Führungspersonen dafür spielen, die Fortschritte der vergangenen 30 Jahre als Grundlage für weitere Fortschritte nutzen zu können.
Angesichts der wachsenden Ungerechtigkeit in der Welt, der zunehmenden Kriege und Konflikte, des sich verschärfenden Klimanotstands, des schrumpfenden Raums für zivilgesellschaftliches Engagement und dem zunehmend gravierenden Unterschied im Zugang zu digitalen Technologien zwischen den Geschlechtern – dem so genannten Digital Gender Gap – müsse im Kampf gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit noch viel getan werden, so die Referierenden.
Es geht um die praktische Anwendung des CEDAW und anderer UN-Mechanismen. Gleichzeitig geht es darum, dass das, was wir tun, in unserem theologischen Verständnis wurzelt, dass die Menschenwürde ein Geschenk Gottes ist.
Sikhonzile Ndlovu, Referentin für Gendergerechtigkeit des LWB
In der Eröffnungssitzung am 15. Oktober sagte Sikhonzile Ndlovu, die leitende Referentin für Gendergerechtigkeit des LWB: „Ich erwarte viel von diesen Teilnehmenden, die langjährige Erfahrung in der Advocacyarbeit von Organisationen in verschiedenen Ländern, die aus dem Glauben heraus handeln, mitbringen. Wir wollen von ihnen lernen und ihnen eine Plattform bieten, um zu berichten, was in ihren jeweiligen Kontexten bereits gut funktioniert und wo noch Fortschritte notwendig sind.“
Einerseits, so Ndlovu, „geht es um die praktische Anwendung des CEDAW und anderer UN-Mechanismen, um ihre Kapazitäten für effektive Maßnahmen auszubauen. Gleichzeitig aber geht es auch darum, uns in Erinnerung zu rufen, dass das, was wir tun, in unserem theologischen Verständnis wurzelt, dass die Menschenwürde ein Geschenk Gottes ist, und damit sicherzustellen, dass unsere Advocacyarbeit in unserem Verständnis von Gerechtigkeit verankert ist, das wiederum im Evangelium festgeschrieben ist.“
Mit einer Stimme sprechen
Pfarrerin Sandra Rosenberga Saavedra, Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile, die an der Schulung teilnimmt, berichtete, dass ihre Kirche eng mit anderen NGOs in ihrem Land zusammenarbeite, um „mit einer Stimme über diese Themen zu sprechen“. Sie erklärte, dass sich die Kirche von Anfang an aktiv für die Menschenrechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen wie beispielsweise Frauen in ländlichen Gebieten und in jüngerer Vergangenheit Migrantinnen insbesondere aus Venezuela und Kolumbien eingesetzt habe.
Im Vorfeld der Schulung hat Rosenberga dem CEDAW-Ausschuss einen Schattenbericht präsentiert, in dem Forschungsergebnisse und Empfehlungen dieser zivilgesellschaftlichen Organisationen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen und Mädchen in Chile dargelegt sind. Der Bericht gehe auf eine große Bandbreite von Themen ein, beispielsweise die „wirtschaftlichen Rechte, den Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen, die reproduktiven Rechte von Frauen, Probleme im Zusammenhang mit Menschenhandel und die Rechte von Mädchen in staatlichen Schutzeinrichtungen“, erläuterte sie. Sie hat Hoffnung, dass die Regierung ihres Landes „unseren Empfehlungen Beachtung schenken und sie umsetzen wird; ich glaube, den Willen dazu hat sie“.
Auch Adeline Rajkumar, eine klinische Ernährungsberaterin aus Chennai in Südindien und Mitglied in der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, nimmt an der Schulung teil. Sie ist Teil des LWB-Jugendnetzwerks und hat jüngst an einem Workshop für Friedensbotschafterinnen und -botschafter in Kambodscha teilgenommen, um über Frauen in der Friedensarbeit zu sprechen. „In Indien gibt es viel Gewalt gegen Frauen und Missbrauch von Frauen, und es gibt viele Tabus und gesellschaftliche Normen, denen zufolge Frauen keine eigenen Entscheidungen treffen können. Ich hoffe, von den Teilnehmenden hier einiges über effektive Advocacyarbeit in den verschiedenen Weltregionen lernen zu können, um das in meinem Heimatland dann anwenden zu können“, fügt sie an.