Eine solidarische Gemeinschaft

11 Okt. 2019
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Pfarrerin Adita Torres Lescano, Präsidentin der Lutherischen Kirche Perus, besucht den Baum, den Delegierte ihrer Kirche im Wittenberger Luthergarten gepflanzt haben. Dieses anlässlich des Lutherjahres 2017 initiierte Projekt symbolisiert mit dem lebendigen Denkmal aus 500 neu gepflanzten Bäumen die ökumenischen Beziehungen christlicher Kirchen in aller Welt. Foto: LWB/A. Weyermüller

Pfarrerin Adita Torres Lescano, Präsidentin der Lutherischen Kirche Perus, besucht den Baum, den Delegierte ihrer Kirche im Wittenberger Luthergarten gepflanzt haben. Dieses anlässlich des Lutherjahres 2017 initiierte Projekt symbolisiert mit dem lebendigen Denkmal aus 500 neu gepflanzten Bäumen die ökumenischen Beziehungen christlicher Kirchen in aller Welt. Foto: LWB/A. Weyermüller

Interview mit Pfarrerin Adita Torres Lescano, Präsidentin der Lutherischen Kirche Perus

Wittenberg, Deutschland/Genf (LWI) – Pfarrerin Adita Torres Lescano lebt und arbeitet seit vielen Jahren im Ballungsraum um die peruanische Hauptstadt Lima. Nun wurde sie zur Präsidentin der Lutherischen Kirche Perus (IL-P) gewählt und hat in der Folge an der vom Lutherischen Weltbund (LWB) veranstalteten Tagung der neu gewählten Kirchenleitenden (RoNEL) teilgenommen, die im Büro der Kirchengemeinschaft in Genf und im LWB-Zentrum Wittenberg stattfand.

In einem Interview mit der Lutherischen Welt-Information sprach sie über ihre Arbeit in der Kirche und darüber, wie wertvoll es ist, vernetzt mit anderen von ihrem Glauben motivierten Menschen den Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft zu begegnen.

Bitte stellen Sie uns zunächst kurz die IL-P vor.

Die IL-P ist eine junge und kleine Kirche. Wir haben einige hundert Mitglieder in 14 Gemeinden. Die Kirche wurde vor 30 Jahren gegründet und geht auf die missionarische Arbeit der Lutherischen Kirche in Amerika (LKA) – heute Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA) – sowie der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada (ELKIK) zurück. Lange Zeit gab es bei uns keine ordinierten Geistlichen, so dass die Gemeindearbeit großteils in den Händen von in Seelsorgeteams organisierten Laiinnen und Laien lag.

Welchen Weg haben Sie selbst in der IL-P beschritten?

Ich bin seit 20 Jahren Pfarrerin der IL-P in Lima. Im Mai dieses Jahres wurde ich zur Kirchenpräsidentin gewählt.

In meiner Kirche haben Frauen von Anfang an eine wichtige Rolle gespielt. Die Kirche hatte bisher drei Präsidentinnen und zwei Präsidenten. Aktuell nehmen in ihr vier Pfarrerinnen und zwei Pfarrer ihren Dienst wahr.

Bevor die IL-P die ersten Geistlichen ordinierte, zeichneten Laiinnen und Laien für die Gemeindearbeit verantwortlich. Vor meinem Theologiestudium habe ich mich selbst als Laiin ehrenamtlich in einem kirchlichen Programm engagiert. Diese Arbeit leisteten wir unentgeltlich.

Allerdings unterstützten uns ELKA und ELKIK mit Workshops und Ausbildungsangeboten für Kirchenleitende in Form von Stipendien für das Theologiestudium. So hatte ich 1992 die Gelegenheit, ein Jahr lang bei der Comunidad Teológica de Chile zu studieren, es folgten vier Jahre am methodistischen theologischen Seminar in Lima.

Wenn ich mich im Rahmen meines Studiums mit dem Luthertum und lutherischer Theologie zu befassen hatte, wendete ich mich an das in unserer Kirche tätige Missionspersonal. Die langen Gespräche, die wir führten, waren für mich sehr wertvoll.

Später wurde ich aufgrund meiner Erfahrung zur Mitarbeit in einem Entwicklungsprogramm berufen, das die deutschsprachige Evangelisch-Lutherische Kirche in Peru (IELP) initiiert hatte. 1994 wurde ich zur Direktorin von SEPEC gewählt, einer ökumenischen Nichtregierungsorganisation mit drei Arbeitsbereichen: Bildung und Kommunikation, Bürgerrechte und Leitungskompetenz sowie ökumenische Bildung.

Welche Rolle spielen die ökumenischen Beziehungen in Ihrem Kontext in Peru?

Die ökumenischen Beziehungen sind in Peru von grundlegender Bedeutung, denn die unterschiedlichen Kirchen unterstützen einander in ihrem Engagement für die Menschenrechte, gegen Gewalt an Frauen, zur Stärkung der Demokratie in unserem Land und für unsere Geschwister aus Venezuela, denen wir Zuflucht bieten.

Darüber hinaus treten wir im Rahmen eines interreligiösen Netzwerkes für den Schutz des peruanischen Amazonasgebiets ein.

Werfen wir einen Blick auf Ihre Kirche: Mit welchen Herausforderungen sind Sie aktuell konfrontiert?

Ein dringendes Anliegen ist die Einbindung junger Menschen in die Aktivitäten der Kirche sowie ihre Sensibilisierung für ihre Verantwortung als Bürgerinnen und Bürger, die sich in unserer Kirche und Gesellschaft für Veränderung einsetzen können.

Die Korruption ist eines der zentralen Probleme in unserem Land, daher ist es uns ein großes Anliegen, ethische, soziale und die Gerechtigkeit betreffende Themen unserer Kirche und Gesellschaft zu diskutieren und zu reflektieren.

Eine weitere Priorität ist die Erstellung eines auf 10 Jahre angelegten Nachhaltigkeitsplans für unsere Kirche. Ich bin für vier Jahre gewählt, aber es ist wichtig, über einen längeren Zeitraum zu planen, egal, wie meine persönliche Funktion dabei aussehen wird.

Was bedeutet es für Sie, dass Sie im Rahmen der Tagung der neu gewählten Kirchenleitenden (RoNEL) Zeit mit Bischöfen und Präsidentinnen anderer lutherischer Kirchen verbringen konnten?

Ich habe das Gefühl, dass wir als Gruppe eine solidarische Gemeinschaft geschaffen haben. Wir kommen zwar aus unterschiedlichen Weltregionen und arbeiten in unterschiedlichen Kontexten, aber jetzt sind wir gut vernetzt. Wir haben als Leitungsverantwortliche unserer jeweiligen Kirchen spirituelle Bande geknüpft und mit den heutigen technischen Möglichkeiten können wir auch zukünftig per WhatsApp und mit anderen Mitteln in Verbindung bleiben. In unserer gemeinsamen Zeit in Genf und Wittenberg haben wir uns über unsere Herausforderungen und Gaben ausgetauscht, miteinander gebetet und Gelegenheit gehabt, über unserer neue Rolle als Kirchenleitende nachzudenken. Aus dieser Quelle erwächst Ermutigung für die kommende Zeit.

Stimmen aus der Kirchengemeinschaft:

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine weltweite Gemeinschaft, deren Mitglieder sich gemeinsam für das Werk und die Liebe Christi in der Welt einsetzen. In dieser Reihe präsentieren wir Kirchenleitende und Mitarbeitende, die über aktuelle Themen sprechen und Ideen entwickeln, wie Frieden und Gerechtigkeit in der Welt geschaffen werden und die Kirchen und die Gemeinschaft in ihrem Glauben und ihrem Engagement wachsen können.

 

LWF/OCS