Argentinien: Lokale Ansätze zur Bewältigung der Klimakrise

Besuche in einer Baumschule für heimische Baumsorten, einer Landwirtschaftsschule und einer indigenen Gemeinschaft gehörten zur zweiten Tagung des Forums für Klimagerechtigkeit in Lateinamerika und der Karibik.

23 Aug. 2024
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Delegierte von zwölf LWB-Mitgliedskirchen nehmen an der zweiten Tagung des Forums für Klimagerechtigkeit in Lateinamerika und der Karibik teil. Foto: LWB/C. Albrecht 

Delegierte von zwölf LWB-Mitgliedskirchen nehmen an der zweiten Tagung des Forums für Klimagerechtigkeit in Lateinamerika und der Karibik teil. Foto: LWB/C. Albrecht

Teilnehmende eines Klimaforums diskutieren Erfolgsstrategien zum Schutz der Schöpfung 

(LWI) – Eine Baumschule für heimische Baum- und Gemüsesorten, eine Schule, die Verantwortung gegenüber der Umwelt lehrt, und eine indigene Gemeinschaft, die mit traditionellen spirituellen Praktiken die Schöpfung bewahrt: Delegierte von zwölf Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) nutzten die Gelegenheit, sich während einer Tagung des Forums für Klimagerechtigkeit in Lateinamerika und der Karibik (LAC) über die Arbeit in drei südamerikanischen Projekten zu informieren.  

Die Tagung fand vom 12.–16. August in Eldorado in der Provinz Misiones im Nordosten Argentiniens statt, ergänzt durch einen Workshop über Internationale Menschenrechtsmechanismen. Der Workshop hat sich mit Themen wie den Universellen Periodischen Überprüfungsverfahren (UPR-Prozess), dem UN-Komitee für die Beseitigung der Diskriminierung der Frauen (CEDAW) und dem Verhältnis zur Klimagerechtigkeit befasst.   

Wir hoffen auf eine Zukunft , in der die Schöpfung eine wichtige Säule unseres christlichen Glaubens ist.

Ingrid Kurtz, IERP-Klimaaktivistin

„Wir versammeln uns hier, weil wir auf eine Zukunft hoffen, in der die Schöpfung eine wichtige Säule unseres christlichen Glaubens ist. Der wertvollste Aspekt dieses Treffens mit Menschen lutherischen Glaubens aus Lateinamerika und der Karibik ist für uns die Möglichkeit, bei unserem Engagement für Klimagerechtigkeit Neues zu lernen, Gewohnheiten abzulegen und uns mit verschiedenen Realitäten auseinanderzusetzen“, sagte Ingrid Kurtz, eine junge Klimaaktivistin von der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Argentinien (IELU).  

Die Tagung des Forums für Klimagerechtigkeit soll die LWB-Mitgliedskirchen in der Region dabei unterstützen, einen effektiven Advocacy-Plan für Klimagerechtigkeit umzusetzen. Während des Forums ging es in erster Linie darum, Prioritäten vor Ort und Synergien für die Jahre 2025–2027 zu ermitteln. Gleichzeitig wurde die Advocacy-Arbeit in den vergangenen Jahren 2022–2024 ausgewertet, um Erfolge, Verbesserungspotenzial, gewonnene Erkenntnisse und beste Praktiken zu bilanzieren.  

Dialog mit Abgeordneten  

Zu den Programmpunkten gehörten ebenfalls ein Gespräch mit Delegierten des Ministeriums für Klimawandel der Provinz Misiones sowie eine Präsentation über das globale und regionale Klimaszenario und Klimatrends in der Region. Die Teilnehmenden diskutierten ebenfalls über die Entwicklung des Plans für 2025–2027 und benannten wichtige Bereiche und Aktivitäten, um lokale, nationale und regionale Projekte zu stärken.   

Am letzten Tag der Veranstaltung besuchte die Gruppe mehrere lokale Projekte. Die erste Station war die IELU-Gemeinschaft von Montecarlo, wo die Gruppe von Pastor Jorge Buschiazzo begrüßt wurde. Er berichtete über die reiche Geschichte der Gemeinschaft, die dieses Jahr ihr hundertjähriges Bestehen feiert. Die Gruppe besuchte weiterhin eine Baumschule für heimische Bäume und Pflanzen, die von der Gemeinschaft als Diakonieprojekt unter Beteiligung aller Generationen geführt wird. Die Baumschule zieht Setzlinge heimischer Baumarten für örtliche Wiederaufforstungsprojekte und produziert Biogemüse.  

Der nächste Anlaufpunkt war Ruiz de Montoya, wo Pastor Hilario Tech und Ingenieur Martin Hanske mit der Gruppe das Instituto Línea Cuchilla besuchten. Diese landwirtschaftlich-technische Berufsschule ist eines von nur 16 Instituten, die nach der Qualitätsnorm ISO 9001 zertifiziert sind und Verantwortung gegenüber der Umwelt lehren. Die Schule fördert nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken und vermittelt Schülern und Schülerinnen Techniken für möglichst umweltschonendes Verhalten.  

Respekt vor indigenen Lebensweisen  

Pastor Tech sagte: „Seit ihrer Gründung vor mehr als 60 Jahren setzt sich die Schule für die Bewahrung der Schöpfung ein. In der Provinz Misiones sind wir Pioniere auf diesem Gebiet, erkennbar auch an unseren christlichen Werten, die den Glauben, das Leben und die Sorge für die Umwelt in den Mittelpunkt stellen.“ Das Institut hat einen hervorragenden Ruf im Bereich der Wiederaufforstung mit heimischen Baumarten und bietet Kurse in seiner elektromechanischen Werkstatt an. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Energieeffizienz und Abfallvermeidung. Die Schule wird zum Teil mit Solarenergie versorgt, die zurzeit fünf Prozent des Strombedarfs erzeugt.  

Die letzte Station des Besuchs war die nahegelegene Gemeinschaft der Mbya Yvytu Porã, dort lernte die Gruppe etwas über das Missionarsleben in entlegenen Gebieten und die tiefe Verbundenheit der Gemeinschaft mit der Natur. Ariel, ein Mitglied der Gemeinschaft, sprach über die Bedeutung des Landes besonders für Zeremonien, in denen die Menschen ihre spirituellen Namen erhalten. Diese Erfahrungen vermittelten den Forum-Teilnehmenden ein tieferes Verständnis dafür, wie wichtig die enge Verbundenheit mit der Schöpfung und der Respekt vor indigenen Lebensweisen ist.  

Elena Cedillo, LWB-Programmreferentin für Klimagerechtigkeit, sagte: „Wir hatten die Gelegenheit, gemeinsam an der zweiten Phase eines regionalen Klimaaktionsplans mitzuarbeiten, der sich in erster Linie mit konkreten Aktionen zur Stärkung unserer globalen Initiativen befasst. Dieser Plan basiert auf Erkenntnissen über aktuelle Herausforderungen und verfügbare lokale Lösungen.“  

LWB/E. Albrecht
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Argentinien