Gemeinschaft und Existenzen wiederbeleben, LWB sichert Hilfe zu
ADDIS ABEBA, Äthiopien/GENF (LWI) – Vor etwa einem Monat brachten sturzflutartige Überschwemmungen Tod und Verwüstung über den Campus des Mekane-Yesus-Seminars (MYS) in Addis Abeba, Äthiopien. Die Einrichtung benötigt nun Hilfe beim Wiederaufbau von Infrastruktur und Gebäuden und spirituellen Beistand für die Fakultäts- und Studierendengemeinschaft und deren Familien.
Zusammen mit den Führungskräften des Mekane-Yesus-Seminars, der theologischen Hochschuleinrichtung der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (EECMY), und diversen Partnerorganisationen kümmert sich der Lutherische Weltbund (LWB) um die unmittelbaren und langfristigen Bedürfnisse. „Die psychosozialen Auswirkungen der Katastrophe sind immens, vor allem für jene Menschen, die Angehörige verloren haben. Viele Studierende und Fakultätsmitglieder haben nicht nur ihre Besitztümer verloren, sondern damit auch ihr Heim, persönliche Gegenstände und wertvolle Erinnerungen“, sagte Marina Dölker, LWB-Programmreferentin für Diakonie und Entwicklung, nach ihrem Besuch vor Ort am 30. August.
Sie stellte fest, dass das Gelände des MYS noch immer von zerstörten Häusern und Straßen, verstreuten Möbelstücken und schlammbedeckten Habseligkeiten gezeichnet sei.
Geschichten über Menschen machten den Umlauf, die nichts mitnehmen konnten, als das, was sie auf dem Leib trugen, denn das Wasser war unerwartet schnell durch den Ort geschossen und hatte ganze Wohnhäuser überflutet und Autos weggeschwemmt. Etliche Menschen riskierten ihr Leben in den Fluten, als sie versuchten, andere inmitten des Unglücks zu retten, bei dem fünf Erwachsene und drei Kinder den Tod fanden.
„Pfarrer Bruk erzählte, dass das Ausmaß und die Auswirkungen der Überschwemmungen alles übertrafen, was er und sein Team sich vorstellen konnten“, erinnerte sich Dölker an Gespräche mit Bruk Ayele Asale, den Präsidenten des Mekane-Yesus-Seminars. Weiter sagte sie: „Alle standen unter Schock, und doch mussten sie sich gleich dranmachen, die extrem schwierige Situation zu bewältigen: sie ließen den Betroffenen Unterstützung zukommen, brachten die Studienprogramme für die Studierenden wieder zum Laufen, machten Pläne für den Wiederaufbau des Seminars und berücksichtigten dabei auch entsprechende Vorkehrsysteme, um ein ähnliches Desaster zu verhindern.“
Laut Dölker wurde der Schaden von einem Ausschuss bewertet. Oberste Priorität haben die Grundbedürfnisse der obdachlosen Fakultätsmitglieder, Studierenden und deren Familien. Dazu gehört, ihnen Unterkünfte außerhalb des Campus für sechs Monate zu beschaffen und sie mit neuen Kleidern und Lebensmittelpaketen für mindestens zwei Monate auszustatten.
Als nächstes müssen die verlorengegangenen oder zerstörten Besitztümer der Familien, Studierenden und des Seminars selbst ersetzt werden, einschließlich langlebiger und kurzlebiger Gegenstände wie Möbel und elektronische Geräte. In diese Phase fällt auch die Reparatur von beschädigten Gebäude- und Anlagenteilen, die gerettet werden können, wie zum Beispiel Teile der Küche, Studierendenwohnheime, Speisesäle, Straßen, Abflüsse und Abwassersysteme.
In der dritten Phase beabsichtigt das Seminar, innerhalb eines Jahres Wohnanlagen für die obdachlos gewordenen Fakultätsmitglieder und Angestellten zu errichten. Da der Bau neuer Quartiere für die Belegschaft bereits zum Gesamtkonzept des MYS für die weitere Entwicklung des Geländes gehörten, wird das Gebäude die zerstörten Häuser der Fakultätsmitglieder ersetzen.
Das Seminar liegt in der Nähe eines Flusses, der über die Ufer getreten war, was zu den flutartigen Überschwemmungen geführt hatte. Zum Wiederaufbau gehören auch Vorkehrungen für eine zukünftige Katastrophe. Die örtliche Regierung hat ihre Unterstützung bei der Verbreiterung des Flusses und dem Bau einer vorübergehenden Blockade während der jetzigen Regenzeit zugesagt. Später soll diese durch einen dauerhaften Rückhaltedamm ersetzt werden.
Damit die Unterstützung für das Seminar in wirksamer Weise erfolgt, hat der LWB mit der Koordinierung seiner Partner begonnen, die ihre Bereitschaft zur Hilfe signalisiert hatten. „Es ist an der Zeit für Solidarität in der Gemeinschaft“, sagte Eva Christina Nilsson, Direktorin der Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit. „Wir stehen dem EECMY und dem Mekane-Yesus-Seminar als weltweite Gemeinschaft der Kirchen bei und unterstützen sie, wo wir können.“
Von LWB/P. Mumia. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion: LWB/A. Weyermüller
Das Mekane-Yesus-Seminar umfasst vier Kollegs, die von rund 1.400 Studierenden besucht werden: Theologie, Musik und Medien, Verwaltung und Führung sowie Theologische Studien. Zudem beherbergt der Campus rund 600 Studierende in Wohnheimen, Verwaltungspersonal und Führungskräfte.