Vorbereitung auf LWB-Ratstagung: Gemeinsames Engagement für Wohl der Gemeinschaft

Diskriminierung bekämpfen, Vulnerabilität zulassen, inklusive Führungsstrukturen stärken: Vorbereitende Tagungen zur LWB-Ratstagung beschäftigen sich mit Arbeitsschwerpunkten für Frauen, Männer und junge Erwachsene. 

12 Juni 2025
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Teilnehmende einer gemeinsamen Sitzung von Frauen, Männern und jungen Menschen vor der Ratstagung. Foto: LWB/A. Hillert

Teilnehmende einer gemeinsamen Sitzung von Frauen, Männern und jungen Menschen vor der Ratstagung. Foto: LWB/A. Hillert

Tagungen von Frauen, Männern und jungen Erwachsenen im Vorfeld der Ratstagung in Addis Abeba 

(LWI) – Wie kann der Lutherische Weltbund (LWB) seine Unterstützung für ordinierte und nicht-ordinierte Frauen ausbauen, die in den LWB-Mitgliedskirchen Diskriminierung ausgesetzt sind? Wie kann er junge Erwachsene in den Regionen für eine sinnstiftendere Teilhabe in Führungs- und Entscheidungsstrukturen zurüsten? Wie kann er Männer unterstützen, ihre Vulnerabilität einzubringen, um „Mittäter“ bei der Schaffung einer gerechteren und inklusiveren Kirche zu werden? 

Mit diesen und weiteren Fragen haben sich die Mitglieder des LWB-Rats, dem höchsten Leistungsgremium der Organisation zwischen zwei Vollversammlungen, auf Tagungen im Vorfeld der LWB-Ratstagung in Addis Abeba beschäftigt, auf denen sie sich als Frauen, Männer und junge Delegierte mit für sie spezifischen Themen beschäftigt haben. Die drei vorbereitenden Tagungen fanden einen Tag vor dem Beginn der LWB-Ratstagung statt, die vom 12. bis 16. Juni in der äthiopischen Hauptstadt zusammentritt. 

Auf der vorbereitenden Tagung der jungen Erwachsenen wurde erörtert, wie die regionalen Leitungsstrukturen mit neuem Leben erfüllt und die Stimmen von jungen Menschen auf lokaler, regionaler und globaler Ebene gestärkt werden können. Es gebe viele neue Initiativen, die Mut machten, berichtete Savanna Sullivan, die LWB-Jugendreferentin, beispielsweise monatliche Online-Schulungen für die Ausbildung von Führungskompetenzen oder die Einblicke und Erkenntnisse, über die junge Theologie-Fachleute in der Reflexions-Reihe „Global Faith Unfiltered“ (Religion weltweit ungefiltert) berichten. „Wie können wir darauf aufbauen“, fragte sie, „um die Regionen übergreifenden Beziehungen zu fördern und zu verstehen, wozu uns der Heilige Geist im vor uns liegenden Jahr beruft?“ 

Es ist wichtig, dass wir Möglichkeiten und Wege finden, junge Menschen in den Gemeinden in Kontakt zu bringen, die mit ihren jeweiligen Gemeindeleitungen zusammenarbeiten wollen, um inklusivere Kirchen zu schaffen.

Moses Momoh, LWB-Ratsmitglied aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Sierra Leone

Moses Momoh, ein junges LWB-Ratsmitglied aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Sierra Leone, unterstrich, wie wichtig es sei, in die Kommunikation zu investieren, um Informationen und Material zur Verfügung zu stellen und über bewährte Praktiken zu berichten. In Tansania, berichtete er, „hat die Kirche eine aktive und lebendige Gottesdienstform entwickelt; in meinem Heimatland hingegen wissen viele junge Menschen nicht viel über lutherische Gottesdienste und die lutherische Theologie, aber würden gerne mehr darüber erfahren“. In vielen Kirchen, sagte er weiter, „kämpfen die jungen Menschen darum, akzeptiert zu werden und eine Chance zu bekommen, ihre Führungskompetenzen einzubringen. Es ist wichtig, dass wir Möglichkeiten und Wege finden, junge Menschen in den Gemeinden in Kontakt zu bringen, die mit ihren jeweiligen Gemeindeleitungen zusammenarbeiten wollen, um inklusivere Kirchen zu schaffen.“ 

Die Tagung der Frauen begann mit einer Präsentation von Pfarrerin Tagasech Dagnew, der nationalen Direktorin für Frauenarbeit der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus, die in diesem Jahr zum ersten Mal Gastgeberin der Ratstagung ist. Erst jüngst hat die Kirche 25 Jahre Frauenordination gefeiert. Die Zahl von Frauen, die sich am Theologie-Seminar einschreiben, wächst kontinuierlich und weibliche Pastorinnen machen inzwischen mehr als drei Prozent der Geistlichen in den 43 Synoden des Landes aus. 

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Pfarrerin Tagasech Dagnew, Beauftragte für Frauenarbeit der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus, spricht während einer Tagung für Frauen im Vorfeld der Ratstagung. Foto: LWB/A. Hillert

Pfarrerin Tagasech Dagnew, Beauftragte für Frauenarbeit der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus, spricht während einer Tagung für Frauen im Vorfeld der Ratstagung. Foto: LWB/A. Hillert

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Im Vorfeld der LWB-Ratstagung 2025 in Addis Abeba findet eine Vorkonferenz für junge Menschen statt. Foto: LWB/A. Hillert

Im Vorfeld der LWB-Ratstagung 2025 in Addis Abeba findet eine Vorkonferenz für junge Menschen statt. Foto: LWB/A. Hillert

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Bischof Fredrick Shoo aus Tansania bei einer Konferenz der Männer im Vorfeld der Ratstagung 2025. Foto: LWB/A. Hillert

Bischof Fredrick Shoo aus Tansania bei einer Konferenz der Männer im Vorfeld der Ratstagung 2025. Foto: LWB/A. Hillert

Der Austausch im Anschluss an die Präsentation konzentrierte sich auf die vielen Herausforderungen, mit denen Frauen überall auf der Welt auch heute noch konfrontiert sind – nicht nur in Kirchen, die Frauen immer noch nicht zum ordinierten Amt zulassen, sondern auch in jenen Kirchen, in denen es genauso viele Frauen im Pfarramt gibt wie Männer oder sogar mehr. Diskriminierungs- und Belästigungserfahrungen reichen von den Schwierigkeiten, die junge Frauen haben, ein Befürwortungsschreiben ihrer Kirchenleitungen für eine Bewerbung um ein Stipendium zu bekommen, bis hin zu der Erwartung, dass eine Pastorin oder weibliche Mitarbeiterin der Kirche verheiratet sein muss, um in ihrem Dienst respektiert zu werden. 

Pfarrerin Dr. Marcia Blasi, Programmreferentin für Gendergerechtigkeit und Frauenförderung, unterstrich, wie wichtig es für Gendergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft sei, nicht nur die Theologie-Ausbildung, sondern auch die Advocacyarbeit zu stärken. „In vielen Ländern ist Gendergerechtigkeit ein ‚schönes Programm‘, für das sich die Kirchen gerne aussprechen, aber im Sonntagsgottesdienst merkt man, dass es sich bisher überhaupt nicht auf Theologie und Praxis auswirkt“, sagte sie. Die Ratsmitglieder riefen den LWB dringend auf, Lehrmaterial zu verbreiten, das in den Regionen erarbeitet wurde – wie beispielsweise die zwölf Module umfassende Onlineschulung zur Verhinderung von geschlechtsspezifischer Gewalt, die von lateinamerikanischen Kirchen entwickelt wurde –, und sicherzustellen, dass das Thema Gendergerechtigkeit in die Ausbildung an theologischen Seminaren und allen anderen Orten für die Ausbildung von Führungspersonen in den Lehrplan aufgenommen wird. 

Bei der Tagung der Männer haben sich die Teilnehmenden Gedanken über die wichtige Rolle gemacht, die sie selbst dabei spielen können, die jüngeren Generationen zu animieren, ihre Männlichkeit nicht durch autoritäres oder von Gewalt geprägtes Verhalten zum Ausdruck zu bringen, sondern „Vulnerabilität als Ausdruck von Stärke zuzulassen“. Michael Ram aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Guyana, der an der Organisation der ersten vorbereitenden Tagung von Männern im Vorfeld der LWB-Vollversammlung in Krakau mitgewirkt hat, erklärte, dass „diese Begegnungsmöglichkeiten den Männern einen wichtigen Raum bieten, sich gemeinsam mit Identitätsfragen zu beschäftigen und zu erkunden, was es bedeutet, Zeugnis abzulegen für die Arbeitsschwerpunkte Gender- und Generationengerechtigkeit, wie sie in der aktuellen LWB-Strategie formuliert sind“. 

In Krakau, berichtete er, „wurde erwartet, dass sich die Männer als Kraftpakete präsentieren würde, als diejenigen, die in ihren Kirchen über die Autorität verfügen. Stattdessen haben wir festgestellt, dass es wichtig ist, unsere Abhängigkeit und Vulnerabilität zu zeigen und teilzuhaben an Mission und Dienerschaft und den Dienst in unseren Kirchen zusammen mit Frauen und jungen Erwachsenen auszuüben.“ Mit Blick auf die abschließende Sitzung der vorbereitenden Tagungen zur Ratstagung, in deren Rahmen alle drei Gruppen auch über inklusive Sprache gesprochen haben, sagte er: „Wir wirken nicht isoliert voneinander. Vielmehr wollen und müssen wir uns darüber austauschen, was wir voneinander erwarten, und wollen verstehen, dass unsere Rollen zum Wohl der gesamten Kirchengemeinschaft eng miteinander verflochten sind.“ 

Die LWB-Ratstagung 2025 steht unter dem Leitwort „Seid meine Zeugen“ (Apg 1, 8) und findet vom 11. bis 16. Juni in Addis Abeba (Äthiopien) statt. 

LWB/P. Hitchen
Program:
Land:
Äthiopien
Region: