Tschad: Wasser ist überlebenswichtig für sudanesische Geflüchtete

Geflüchtete aus dem Sudan kämpfen ums Überleben – ebenso wie ihre verarmten Aufnahmegemeinschaften. LWB unterstützt die Opfer vor dem Hintergrund einer unterfinanzierten Katastrophenhilfe.

20 März 2025
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Frauen und Kinder holen Wasser im neuen Geflüchtetenlager Farchana im Osten des Tschad. Foto: LWB/C. Kästner-Meyer

Frauen und Kinder holen Wasser im neuen Geflüchtetenlager Farchana im Osten des Tschad. Foto: LWB/C. Kästner-Meyer

LWB gräbt Brunnen und sorgt für sanitäre Grundversorgung

(LWI) – Wasser gehört zu den Ressourcen, die in den Geflüchtetenlagern im Tschad am dringendsten gebraucht werden. Seit ihrer Flucht vor dem Konflikt im Sudan haben 700.000 Menschen die Grenze zum Tschad überquert. Mehr als 200.000 Menschen sind mittlerweile in der Provinz Wadai angekommen und leben jetzt in fünf neu errichteten Lagern. In Arkoum, wo jetzt 5.000 Geflüchtete leben, sind die Zustände besonders dramatisch.

„Es gibt einfach nicht genügend Wasser“, sagt Faba Djondang, LWB-Gebietskoordinator für die Provinzen Wadai und Sila. „Was wir zur Verfügung stellen können, deckt nicht einmal 25 Prozent des Bedarfs der Geflüchteten. Familien legen auf der Suche nach Wasser lange Strecken zurück, und selbst, wenn sie Wasser finden, reicht das nicht für alle.“ 

Die Grenze zwischen dem Tschad und dem Sudan verläuft durch die semiaride Sahelzone. Arkoum und andere Geflüchtetenlager wurden auf sandigem Boden errichtet, und die Familien leben in Hütten aus Blech oder getrocknetem Gras. Der Strom wird durch Solarpanels oder Generatoren erzeugt, und das Wasser stammt aus in der Regenzeit wasserführenden Trockenflüssen oder Bohrlöchern, die nach Ende der Regenzeit wieder austrocknen – eine Quelle also, die längst nicht ausreicht.

Mangel an Wasser und sanitärer Versorgung

Der LWB hat in einigen der Geflüchtetenlager Brunnen und Latrinen eingerichtet, um den Zugang zu Wasser und sanitärer Versorgung zu verbessern. In Arkoum hat das Team vor kurzem 50 Toiletten installiert, eine Partnerorganisation hat fünf weitere gebaut. Der LWB-Gebietskoordinator erklärt, dass diese Maßnahmen bei einer Lagerbelegung mit 50.000 Menschen bei weitem nicht ausreichen.

Die jüngsten Mittelkürzungen reißen weitere Versorgungslücken in einer Krise, für deren Bewältigung schon jetzt nicht genug Geld zur Verfügung steht. „Fünfzig Toiletten für 50.000 Menschen – das ist lange nicht ausreichend“, sagt Djondang. Frauen und Kinder sind besonders gefährdet, da es nicht genügend private und sichere Orte für sie gibt.

Viele Geflüchtete leben zusammen mit 10 oder 11 Menschen gemeinsam in einer einzigen Notunterkunft und haben alle Mühe, für ihre Gesundheit und Sicherheit zu sorgen. Ohne eine ausreichende Zahl von Toiletten, sauberes Wasser und Bedarfsartikel wie Seife und Reinigungsmittel verbreiten sich Krankheiten schnell und werden zu einer Gefahr für Tausende von Menschen. Gleichzeitig sind die medizinischen Einrichtungen völlig überlastet. Angesichts Zehntausender hilfsbedürftiger Geflüchteter gibt es einfach nicht genug medizinisches Personal oder eine ausreichende Menge an Arzneimitteln, um sie zu versorgen.

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Ein traditioneller Wasserverkaufspunkt in einem saisonalen Flussbett in der Stadt Farchana im Osten des Tschad. Foto: LWB/C. Kästner-Meyer

Ein traditioneller Wasserverkaufspunkt in einem saisonalen Flussbett in der Stadt Farchana im Osten des Tschad. Foto: LWB/C. Kästner-Meyer

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Sanitärkomitee im Geflüchtetenlager Arkoum im Osten des Tschad. Foto: LWB/C. Kästner-Meyer

Sanitärkomitee im Geflüchtetenlager Arkoum im Osten des Tschad. Foto: LWB/C. Kästner-Meyer

Zunehmender Streit um Ressourcen

Der Zustrom von Geflüchteten überfordert zunehmend auch die lokalen verfügbaren Ressourcen. Feuerholz, früher die wichtigste Energiequelle, ist aufgrund von Umweltschutzauflagen verboten worden, was die Situation weiter verschlimmert. Dieses Verbot hat zu wachsenden Spannungen geführt.

Die Aufnahmegemeinschaft, die selbst ein Armutsproblem hat, kann die Verteilung von Lebensmitteln und Bargeldzahlungen an die Geflüchteten nicht nachvollziehen. In einigen Gebieten sind neu angelegte Bohrlöcher für Geflüchtetenlager nachts von örtlichen Wasserverkäufern zerstört worden, da sie sie als Konkurrenz für ihr Geschäft ansehen.

„Seit 20 Jahren kommen Geflüchtete aus dem Sudan hierher in unsere Gemeinschaften“, sagt Idriss Koni Chidi, Unterpräfekt der Gemeinde Hadjer Hadid. „Einige unserer Felder werden jetzt für die Geflüchtetenlager gebraucht, und wir müssen Wasser und Feuerholz mit ihnen teilen. Vergesst uns nicht! Humanitäre Hilfe muss auch die Aufnahmegemeinschaften unterstützen!“

Aber auch innerhalb der Geflüchtetengemeinschaft, so beobachtet es Djondang, wird der soziale Zusammenhalt durch die tägliche Verknappung erodiert. „Jeden Tag wird der Mangel größer“, sagt er. „Die Menschen sind verzweifelt.“

Die Lebensmittelrationen, die von humanitären Hilfsorganisationen wie dem Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen verteilt werden, reichen nur für zehn Tage.

Um zu helfen, hat der LWB Programme zur Existenzsicherung eingeführt, damit die Geflüchteten ihre eigenen Nahrungsmittel produzieren können. Es muss aber deutlich mehr getan werden, um zu nachhaltigen und langfristigen Lösungen zu kommen. 

„Wir tun alles, was wir können“, sagt Djondang. „Aber ohne zusätzliche Unterstützung werden wir einfach nicht in der Lage sein, allen hilfsbedürftigen Familien zu helfen. Wasser, Nahrungsmittel und sanitäre Versorgung sind grundlegende Menschenrechte. Wir brauchen Hilfe – dringend.“

LWB/C. Kästner-Meyer
Program:
Land:
Tschad
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