
LWB-Präsident Bischof Henrik Stubkjær spricht auf der LWB-Ratstagung 2025 in Addis Abeba. Foto: LWB/Albin Hillert
In seiner Eröffnungsrede vor dem Rat und spricht LWB-Präsident über Wege, in Wort und Tat Zeugnis abzulegen
(LWI) – Durch den Heiligen Geist befähigt, Zeugen vor der Welt zu sein: Am Eröffnungstag der Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Addis Abeba sprach LWB-Präsident Bischof Henrik Stubkjær darüber, wie lutherische Kirchen weltweit ihren Glauben „in Wort und Tat“ bezeugen.
Die Ratsmitglieder aus den sieben Regionen des LWB sind vom 11. bis 16. Juni in der äthiopischen Hauptstadt zu Gast bei der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY). „In diesen Zeiten großer Unsicherheit und Umbrüche“, so Stubkjær, „ist es wichtig, dass wir uns treffen, einander zuhören und gemeinsam darüber nachdenken, wie wir als Kirchen in Gemeinschaft zum Zeugnis berufen sind.“
Wir können wir über Leid und Ungerechtigkeit nicht hinwegwegsehen. Unser Zeugnis muss klar, mitfühlend und mutig sein.
LWB-Präsident Bischof Henrik Stubkjær
Mit Blick auf die Kriege und Konflikte, die in der Ukraine, im Gazastreifen, im Sudan, in Myanmar, in Äthiopien und darüber hinaus Leid und Zerstörung verursachen, erinnerte der LWB-Präsident an das Beispiel Martin Luthers, „der uns gezeigt hat, was es heißt, in der Welt Zeugnis zu geben: den Mächtigen die Wahrheit zu sagen, koste es, was es wolle.“
Als Kirchengemeinschaft, so Stubkjær, „können wir über Leid und Ungerechtigkeit nicht hinwegwegsehen“. Gleichgültigkeit sei keine Option. „Unser Zeugnis muss klar, mitfühlend und mutig sein“, betonte er.
LWB-Präsident Stubkjær hob die Vielfalt hervor, mit der Kirchen ganzheitliche Mission leben und durch Verkündigung, Advocacy und Dienst an bedürftigen Gemeinschaften Zeugnis ablegen. Er sprach auch über die Arbeit der Weltdienstprogramme des LWB in Afrika, Lateinamerika, Europa und Asien und erwähnte insbesondere das Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Jerusalem, das unter „äußerst schwierigen Bedingungen“ weiterhin lebenswichtige Krebsbehandlungen für Palästinenserinnen und Palästinenser anbietet.
Stubkjær wies auf die neuen Herausforderungen hin, denen der gesamte humanitäre und Entwicklungssektor durch Mittelkürzungen, zunehmenden Nationalismus und ideologischen Widerstand gegenübersteht, die „nicht nur die Budgets, sondern die Grundsätze der Unparteilichkeit und Menschlichkeit bedrohen“. Der LWB müsse „die Bedeutung multilateraler Ansätze bekräftigen und denen zur Seite stehen, die an vorderster Front diakonisches und humanitäres Zeugnis ablegen. Wir müssen auch wachsam sein, wenn es darum geht, den Raum für die Zivilgesellschaft und glaubensbasierte Organisationen zu verteidigen, damit sie integer und zielgerichtet arbeiten können.“
Verbunden durch eine gemeinsame Hoffnung
Stubkjær blickte auf seine Besuche in Mitgliedskirchen in den vergangenen Monaten zurück, bei denen er das Zeugnis lutherischer Kirchen in Grönland, Brasilien, Hongkong, Nigeria und Österreich hautnah erleben konnte. Er sprach von seinem ersten offiziellen Besuch als LWB-Präsident in der äthiopischen Kirche, wo er sich „von der Tiefe des Glaubens, der theologischen Vision und der Verpflichtung zum Dienst am ganzen Menschen“ inspiriert fühlte. Er wies darauf hin, dass die ÄEKMY eine der größten lutherischen Kirchen ist, und lobte ihre Arbeit in den Bereichen Bildung, wirtschaftliche Nachhaltigkeit und Klima-Resilienz. „Ihre Missionsarbeit ist eine Inspiration für uns alle“, fügte er hinzu.
Stubkjær erinnerte auch an seinen Besuch im Vatikan, wo er im Juni letzten Jahres Papst Franziskus traf und im April dieses Jahres an dessen Beisetzung teilnahm. Er begrüßte den neu gewählten Papst Leo XIV.: „Wir beten für sein Amt und seine Führung. Möge auch er ein Brückenbauer und Diener der Einheit sein“, so der LWB-Präsident.
Er dankte allen, „die sich in unseren Kirchen an ökumenischen Dialogen beteiligen“. Er wies auf das 1700-jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa hin, und ermutigte die Kirchen ein, „gemeinsame Gottesdienste abzuhalten, über das Geschenk des Glaubensbekenntnisses nachzudenken und unser Bekenntnis zur Einheit zu erneuern“.
Der LWB-Präsident schloss mit einem Ausblick auf einige bevorstehende Besuche und wichtige Ereignisse der lutherischen Weltgemeinschaft, darunter ein Besuch im Heiligen Land, die Teilnahme einer Delegation an der COP30 Klimakonferenz in Brasilien sowie die Gedenkfeier an das Konzil von Nizäa, die im Oktober in Ägypten stattfinden wird.
Er dankte allen, die sich für die Arbeit des LWB engagieren, und sagte: „Als Kirchengemeinschaft sind wir durch eine gemeinsame Hoffnung verbunden. Und sie ruft uns dazu auf, mutig zu dienen und klar und deutlich Zeugnis zu geben.“ Er fügte hinzu: Möge unsere Kirchengemeinschaft weiterhin das Zeichen der Einheit und des Dienstes sein, die Christus sich für diese Welt wünscht.“
Die LWB-Ratstagung 2025 steht unter dem Leitwort „Seid meine Zeugen“ (Apg 1, 8) und findet vom 11. bis 16. Juni in Addis Abeba (Äthiopien) statt.