Als Religionsgemeinschaften, internationale Organisationen, Zivilgesellschaft und Menschen guten Willens erheben wir gemeinsam unsere Stimme, um auf das Leid der Kinder im Krieg aufmerksam zu machen, die Unantastbarkeit und den Wert ihres Lebens zu bestärken, ihre Menschenwürde zu wahren und ihren Schutz als unschuldige, besonders schutzbedürftige und wertvolle Mitglieder einer jeden Gemeinschaft zu fordern. Die wiederholten Verstöße gegen humanitäres Völkerrecht und Menschenrechtsnormen sind keine Einzelfälle. Sie spiegeln eine weitreichende und alarmierende Aushöhlung der gemeinsamen moralischen Grundsätze wider, für die Glaubensgemeinschaften seit Jahren einstehen und zu deren Entstehung sie beigetragen haben.
Über alle Kulturen hinweg erinnern uns heilige Texte, Gebete und Praktiken an gemeinsame ethische Gebote: Schwache schützen und nach Frieden streben. Bereits lange vor der Kodifizierung von humanitärem Recht und Menschenrechtsgesetzen riefen uns Glaube und moralische Werte zu Mitgefühl, zum Schutz der Schwachen, zur Stärkung von Beziehungen, zur Wahrung der Menschenwürde und zur Förderung des Rechts auf Leben auf.
Die Kindheit ist eine Zeit des Wachstums, der Identitätsfindung und der Verbundenheit. Wenn ein Kind zur Flucht gezwungen wird, ein Elternteil zu verliert oder Hunger und Verletzung erdulden muss, wird diese Zeit zerstört. Abgesehen von dem unmittelbaren Leid werden die Folgen häufig übersehen, doch sie sind dennoch verheerend: Mangelernährung und Verwendung von Nahrungsmitteln als Waffe; Versagen der Gesundheitssysteme, Ausbreitung von Krankheiten und Unterbrechung von Impfprogrammen; toxischer Stress und andere psychische Probleme; Bildungsabbrüche, Entwicklungsstörungen und frühzeitiges Heiraten und die Spaltung von Gemeinschaften mit der Folge, dass Vertrauen und Solidarität verloren gehen und unsere gemeinsame Zukunft – die Zukunft unserer Kinder – gefährdet wird.
Die schweren und zunehmenden Verstöße gegen humanitäres Völkerrecht und Menschenrechte wie etwa gezielte Angriffe auf Kinder, ihre Schulen, Krankenhäuser, in denen sie behandelt werden, und Unterkünfte, in denen sie Zuflucht suchen, sind zutiefst beunruhigend und könnten zur Norm werden.
Das MUSS aufhören. Wir dürfen nicht schweigen. Veränderung ist möglich und wurzelt in den moralischen Lehren unseres Glaubens und den universellen Rechtsgrundsätzen, mit denen Gerechtigkeit und Frieden gesichert werden sollen. Wir sind überzeugt, dass internationale Organisationen, lokale Gemeinschaften und Kinder selbst für Heilung und Wandel sorgen können. Wir glauben an die Kraft der Hoffnung, der Solidarität, der Sensibilisierung und des Bewusstseins und sind uns bewusst, dass sowohl die gesellschaftliche Sensibilisierung als auch das Handeln und Sprechen aus unserem eigenen Gewissen heraus die Richtschnur für kollektive Verantwortung und gemeinsames Handeln sein müssen. Gemeinsam können wir Gewalt verhindern, das Bewusstsein für ihre verheerenden Auswirkungen schärfen und Räume für Dialog und gegenseitiges Verständnis schaffen, die dazu beitragen können, den Lauf der Geschichte zu wenden.
Wir müssen handeln ─ um unserer Kinder willen.
Am Weltfriedenstag 2025 fordern wir daher gemeinsam alle Staaten und Verantwortlichen in der Politik auf:
- Erfüllen Sie Ihre rechtlichen Verpflichtungen und halten Sie sich an das humanitäre Völkerrecht und die internationalen Menschenrechtsnormen, die uns alle vor Gewalt und Missbrauch schützen, insbesondere vor Gewalt und Missbrauch gegen Kinder in Zeiten des Krieges.
- Setzen Sie sich für einen sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand in allen Konfliktgebieten ein und fordern Sie alle Parteien nachdrücklich auf, dem Dialog und einer friedlichen Lösung höchste Priorität einzuräumen und dringend Maßnahmen zur Deeskalation zu ergreifen, damit Kinder und Zivilbevölkerung geschützt werden.
- Schützen Sie Kinder vor Gefahren und Gewalt in jeglicher Form entsprechend Artikel 38 der Kinderrechtskonvention, der die Staaten zu Maßnahmen zum Schutz und zur Sorge für Kinder im Zusammenhang mit bewaffneten Konflikten verpflichtet. Hierzu gehört auch das Verhindern des Zusammenbruchs öffentlicher Gesundheitssysteme und die Gewährleistung einer sicheren und ungehinderten Versorgung mit Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser, medizinischer Hilfe sowie psychologischer und psychosozialer Unterstützung.
- Achten und schützen Sie Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen; unterlassen Sie deren Nutzung für militärische Zwecke; ermöglichen Sie ein sicheres und nachhaltiges Lernen für vertriebene und geflüchtete Kinder.
- Unterstützen Sie eine transparente Überwachung, Berichterstattung und Rechenschaftsmechanismen bei schweren Verstößen gegen die Rechte von Kindern. Beenden Sie die Straflosigkeit und fördern Sie Gerechtigkeit, Dialog und Versöhnung durch terminlich festgelegte Maßnahmenpläne entsprechend internationalen Rahmenwerken.
- Bekämpfen Sie die vielfältigen Ursachen gewaltsamer Konflikte einschließlich derer, die mit Ressourcenknappheit, Vertreibung, globaler Erwärmung und anderen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren in Zusammenhang stehen.