Reich an Hoffnung: Verantwortungsbewusste Theologie steht im Mittelpunkt für lutherische Kirchenleitende in Asien

In Neu-Delhi haben sich lutherische Führungspersönlichkeiten aus Asien auf Einheit, öffentliches Zeugnis und theologische Aktion im Zeichen des Kreuzes verpflichtet.

15 Apr. 2025
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Leitnehmende der WeSALUC-Konferenz in New Delhi, Indien. Foto: LWB/JC Valeriano

Leitnehmende der WeSALUC-Konferenz in New Delhi, Indien. Foto: LWB/JC Valeriano

Widerstand und Hoffnung gegen die Zumutungen der Welt 

(LWI) – In einer Zeit, die durch soziale Unruhen, politische Spannungen und die Marginalisierung religiöser Minderheiten gekennzeichnet ist, haben sich lutherische Kirchenleitende aus Asien vom 5.–8. April 2025 in Neu-Delhi versammelt und sich mit dem Thema der Theologie als öffentliche Kraft für Hoffnung, Einheit und Gerechtigkeit auseinandergesetzt. 

An dieser vom Lutherischen Weltbund (LWB) einberufenen Leitungskonferenz nahmen mehr als 35 Delegierte teil, darunter Bischöfe und Bischöfinnen, Vorsitzende, Frauen und Nachwuchsführungskräfte aus der Lutherischen Gemeinschaft West- und Südasien (WeSALUC). Ratsmitglieder aus Indonesien, Malaysia, Indien und Nepal nehmen ebenfalls teil, und auch Personal aus dem Büro der LWB-Kirchengemeinschaft in Genf gehörten zu den Gästen. 

Glaube in Widerstandskraft verwurzelt 

Bei der Eröffnung der Konferenz erinnerte Pfr. Bachan Soreeng von der Evangelisch-Lutherischen Gossner-Kirche (GELK) an die Frühgeschichte des Christentums in Indien, wo die Gläubigen gezwungen waren, sich in den Wäldern zu verstecken und doch standhaft in ihrem Glauben blieben. Soreeng zitierte 1 Petrus 4, 12-19 und sprach vom Leiden nicht als Niederlage, sondern als Nachfolge. „Aus Leid entstehen Standhaftigkeit, Charakter und Hoffnung“, sagte er und griff damit das Thema der Konferenz auf: „Reich an Hoffnung: Verantwortungsbewusste Theologie in Aktion.“ 

Der Vorsitzende der GELK, Pfr. Marshal Kerketta, begrüßte die Teilnehmenden und äußerte die Hoffnung, dass die Konferenz ein Raum des spirituellen Wachstums und einer tiefen Verbundenheit sein möge. „Ihre Anwesenheit hier ist ein Zeugnis unseres gemeinsamen Glaubens“, sagte er. 

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Zu Beginn der Konferenz versammelten sich die Delegierten der LWB-Mitgliedskirchen zum Eröffnungsgottesdienst. Foto: LWB/JC Valeriano

Zu Beginn der Konferenz versammelten sich die Delegierten der LWB-Mitgliedskirchen zum Eröffnungsgottesdienst. Foto: LWB/JC Valeriano

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Ein Teilnehmender liest aus der Bibel. Foto: LWB/JC Valeriano

Ein Teilnehmender liest aus der Bibel. Foto: LWB/JC Valeriano

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Junge Menschen aus der Kirche leiten den Gesang. Foto: LWB/JC Valeriano

Junge Menschen aus der Kirche leiten den Gesang. Foto: LWB/JC Valeriano

Eine Theologie, die vereint

In ihrer Eröffnungsansprache hat Pfarrerin Dr. Rospita Siahaan, LWB-Regionalsekretärin für Asien, die Möglichkeit begrüßt, sich persönlich zu treffen, und die Dringlichkeit des Themas hervorgehoben. Sie äußerte ihre Hoffnung, dass die Diskussionen ein gemeinsames theologisches Verständnis und Engagement stärken werden, und forderte die Teilnehmenden dazu auf, eine Schweigeminute für die Opfer der Erdbeben in Myanmar und in der Türkei einzulegen und den Menschen solidarisch im Gebet und im Handeln zur Seite zu stehen. 

In Namen des LWB Asien haben Vizepräsident Pfarrer Ben Chang Chiun Wa und Bischof Steven Lawrence von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Malaysia eine Forderung gestellt: „Wir rufen dazu auf, unsere Nächsten zu lieben wie uns selbst und die aktive und passive Rechtschaffenheit zu verwirklichen, die ein zentraler Aspekt der lutherischen Theologie ist.“ Gleichzeitig wies er darauf hin, wie wichtig unsere Einheit ist. „Wenn wir als asiatische Kirchenleitende geteilt bleiben, werden wir Mühe haben, eine verantwortungsbewusste Theologie in Aktion zu erleben, und ohne Einheit kann es keine Hoffnung geben.“ 

Bischof Lawrence forderte die Kirchenleitenden auf, äußeren Einflussnahmen zu widerstehen, die ihr Zeugnis fragmentieren. „Wir müssen unsere gemeinsamen Stimmen zu Themen stärker zu Gehör bringen, die wichtig für uns als asiatische Kirchen sind“, sagte er. 

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Dr. Ee Yan Tan, Dozentin am Theologischen Seminar in Seremban, Malaysia. Foto: LWB/JC Valeriano

Dr. Ee Yan Tan, Dozentin am Theologischen Seminar in Seremban, Malaysia. Foto: LWB/JC Valeriano

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Pfarrer Dr. Songram Basumatary, Rektor des Gurukul Lutheran Theological College and Research Institute in Chennai, Indien. Foto: LWB/JC Valeriano

Pfarrer Dr. Songram Basumatary, Rektor des Gurukul Lutheran Theological College and Research Institute in Chennai, Indien. Foto: LWB/JC Valeriano

Verantwortungsbewusste Theologie in einem asiatischen Kontext 

Das Thema der Konferenz baut auf der LWB-Strategie 2025–2031 auf, die die verantwortungsbewusste Theologie als eine von vier strategischen Prioritäten benennt. Verwurzelt im Evangelium, in der Theologie des Kreuzes und im lutherischen Verständnis, dass Christus im Mittelpunkt der Schrift steht, bietet sie einen Rahmen für die Kirchen, um ihre Stimmen im öffentlichen Raum zu erheben und sich für Fragen der Gerechtigkeit und des Friedens zu engagieren. 

In der Welt von heute mit ihren ökonomischen Problemen, dem demographischen Wandel, Konflikten, Migration, autoritären Staaten, Ungewissheiten und Hass gegen Minderheiten, so Professor Ee Yan Tan vom Malaysischen Theologischen Seminar, „muss die verantwortungsbewusste Theologie ihre Aufgabe wahrnehmen und uns dabei helfen, uns der Welt zu stellen und den Menschen Hoffnung zu geben.“ 

Sie fügte hinzu: „Als Volk Gottes sind wir berufen, uns mit der Welt zu befassen, wie es auch der Mensch gewordene Christus getan hat. Unser Verständnis des Kreuzes sollte unsere Identität, unseren Glauben und unsere Spiritualität und somit unser Handeln und unsere Ethik in der Welt bestimmen.“ Als Theologen des Kreuzes, sagte sie, „sollten wir Hoffnung verbreiten“ in dem Wissen, dass „unserer Hoffnung in der Verheißung und Hinwendung zu Gott verwurzelt ist.“ 

Pfarrer Dr. Songram Basumatary, Rektor des Gurukul Lutheran Theological College, sprach darüber, wie wir „reich an Hoffnung“ sein können in einer Welt voller Krieg, Gewalt, Zerstörung, Tod und Verzweiflung. Er zitierte den japanischen Theologen Kosuke Koyama, der den Begriff der „barfüßigen Nachfolge“ geprägt hat und alle Christen und Christinnen aufruft, die Welt zu verändern, indem sie „Träger der Hoffnung“ durch selbstlose Liebe und selbstlosen Dienst werden. 

Die Herausforderung für die asiatischen Theologen und Theologinnen und die Kirchenleitenden, so sagte er, bestehe in einer dienenden Führung, die die Last der leidenden Menschen trägt und dabei gleichzeitig das Licht der Hoffnung Christi überbringt. Sie müssten, so sagte er, vorangehen in Demut, Integrität und Einfachheit, „und dabei im Tempo der Armen gehen, ihren Schmerz verstehen; bereit sein, ein einfaches Leben zu leben und den Niedrigsten zu dienen“, anstatt Erfolg, Reichtum, Äußerlichkeiten und Einfluss über alles zu stellen. 

Workshops und Diskussionen gaben den Kirchenleitenden die Gelegenheit, über Beispiele von Theologie in Aktion zu berichten, angefangen bei der Arbeit an der Basis bis hin zum interreligiösen Dialog. Zum Programm der Konferenz gehörten auch aktuelle Berichte aus dem Büro der LWB-Kirchengemeinschaft, Gedanken zur „Theologie des Kreuzes“ und Gruppensitzungen, um zu bewerten, welchen Beitrag jede einzelne Kirche zur Umsetzung der neuen Strategie leistet. 

Fotos von der Konferenz

LWB/Esther Williams