Rat beendet Tagung in Äthiopien und nimmt vier neue Mitgliedskirchen auf

LWB-Rat beendet Tagung in Addis Abeba mit der Aufnahme von vier neuen Mitgliedskirchen.

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Council members, advisers and LWF staff gather on the final day of their meeting in the Ethiopian capital, Addis Ababa. Photo: LWF/A. Hillert

Ratsmitglieder, BeraterInnen und LWB-MitarbeiterInnen versammeln sich am letzten Tag ihrer Tagung in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Foto: LWB/A. Hillert

Die Ratsmitglieder nehmen mit großer Freude vier neue Kirchen auf und veröffentlichen Erklärungen zu Konflikten und humanitären Krisen

(LWI) - Mit der Aufnahme vier lutherischer Kirchen als Vollmitglieder in die weltweite Kirchengemeinschaft endete die Tagung des Rates des Lutherischen Weltbundes (LWB) am 16. Juni in Addis Abeba. In vier öffentlichen Erklärungen äußerten die Ratsmitglieder ihre Besorgnis angesichts der humanitären und entwicklungspolitischen Krisen und des Krieges gegen die Ukraine und riefen zu Frieden und zum Schutz der Menschen in Palästina auf und erklärten sich solidarisch mit den Menschen und Kirchen in Afrika.

Mit Blick auf das Leitwort der Tagung „Seid meine Zeugen“ sagte LWB-Präsident Bischof Henrik Stubkjær: „Das gemeinsame Gebet und die gemeinsame Bibelarbeit, das Nachdenken über die Arbeit des LWB und das Lernen vom lebendigen Zeugnis unserer Mitgliedskirche in Äthiopien haben unsere weltweite lutherische Gemeinschaft gestärkt. Wenn wir jetzt aus Addis Abeba wieder abreisen, dann sind wir noch stärker aufgerufen, Zeugen Christi zu sein und die Saat des Glaubens in unseren eigenen Gemeinden und Gesellschaften zu pflegen.“

Gastgeber des Rates war die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY). Dass so viele lutherische Kirchen aus allen Teilen der Welt in Addis Abeba zusammenkamen, stehe symbolisch dafür, dass „eine Familie zusammenkommt, um zu beten und auf das Wort Gottes zu hören“, sagte der ÄEKMY- Präsident Pfr. Dr. Yonas Dibisa, zugleich LWB-Vizepräsident für Afrika.

Die Tagung vom 11. bis 16. Juni endete mit einem Abschlussgebet in der äthiopischen Hauptstadt. Dort hatten die Delegierten über die Arbeit der weltweiten Kirchengemeinschaft und Prioritäten für das kommende Jahre beraten. Ein Höhepunkt der Tagung war die Entscheidung, die nächste LWB-Vollversammlung im Jahr 2030 in der historischen Reformationsstadt Augsburg zu veranstalten. Die bayerische Stadt wird Gastgeberin der Vollversammlung sein, bei der auch der 500. Jahrestag des Augsburger Bekenntnisses begangen wird, das Grundlagendokument für lutherische Kirchen weltweit ist.

Eine Grundsatzrede hielt der amtierende Programmdirektor der Allafrikanischen Kirchenkonferenz, Pfr. Dr. Lesmore Ezekiel von der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria. In Anlehnung an das Leitwort der Tagung „Seid meine Zeugen“ (Apostelgeschichte 1,8) ging der nigerianische Kirchenführer der Frage nach, was es bedeute, Zeuge zu sein: nicht nur das Kommen des Reiches Gottes, sondern auch an der „Überwindung ungerechter Systeme, unterdrückender Strukturen, zerstörerischer Ideologien und unmenschlicher Logiken, die das Leben der Menschen erdrücken“, zu arbeiten.

Angesichts von Unrecht könne Kirche nicht neutral bleiben, so Pfr. Ezekiel. Er betonte: „Wer das Evangelium glaubwürdig bezeugt, muss den Mut haben, Systeme und Strukturen in Frage zu stellen, die Armut immer weiter verstärken und aufrechterhalten.“ Vor allem aber bedeute Zeugnis ablegen, „zu predigen, zu evangelisieren und Menschen zu Jüngern zu machen, die gerecht handeln, barmherzig sind und demütig ihren Weg mit Gott gehen und der ganzen Schöpfung dienen.”

Während der Tagung wurde ein aktualisierter LWB-Advocacy-Rahmen mit dem Titel ‘Action for Justice for Hope’ veröffentlicht. Dieser entspricht der neuen LWB-Strategie und soll die Advocacy-Arbeit der Gemeinschaft bis 2031 leiten.

Neue Mitgliedskirchen in Kambodscha, Indonesien, Indien

Am letzten Tag der Versammlung stimmten die Ratsmitglieder für die Aufnahme der Lutherischen Kirche in Kambodscha, der Gereja Niho Keriso Protestan in Indonesien und zweier Kirchen, die zuvor Teil der Evangelisch-Lutherischen Kirche in den Himalaya-Staaten waren – der Manipur Evangelical Lutheran Church und der Bodo Evangelical Lutheran Church – als Vollmitglieder des LWB. Damit steigt die Anzahl der Mitgliedskirchen auf 154.

Ferner genehmigte der Rat erstmals einen Antrag der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Gambia, die eingeladen ist, den LWB im Rahmen von Aktivitäten, Programmen und Tagungen kennenzulernen, bevor sie in zwei Jahren als Vollmitglied aufgenommen wird.

Der Rat betete im Abschlussgottesdienst für die neuen Mitgliedskirchen, ihr Zeugnis und ihre Arbeit. Außerdem beschloss der Rat eine Umstrukturierung des Büros der Generalsekretärin im Büro der LWB-Kirchengemeinschaft. Damit sollen dessen Planungs- und Koordinierungsfunktionen gestärkt und die finanzielle Handlungsfähigkeit verbessert werden.

Erklärungen: Besorgnis angesichts der Situation in Gaza, der Ukraine und in Afrika

Der Rat gab vier öffentliche Erklärungen zu aktuellen Themen ab, beginnend mit der „allgemeinen Lage auf den Gebieten internationale Entwicklung, humanitäre Hilfe und Friedensförderung“, die sich nach Ansicht des Rates besorgniserregend verändere. Die Mittel für „lebensrettende humanitäre Arbeit“ gingen zurück, während „nationale Interessen wie Militarisierung und höhere Militärausgaben“ Vorrang hätten, heißt es in der Erklärung.

In einer zweiten Erklärung werden „die verheerende Lage in Gaza“ verurteilt, die Forderung des LWB nach einem Ende der israelischen Besatzung Palästinas bekräftigt und eine gerechte Lösung der Krise in der Region gefordert. Die Erklärung verurteilt „die Blockade Gazas durch Israel und das systematische Verweigern von humanitärer Hilfe“ sowie „die weiterhin andauernde Geiselnahme israelischer Staatsangehöriger durch die Hamas und die ohne Anklage erfolgte Inhaftierung palästinensischer Gefangener durch Israel“.

In einer weiteren Erklärung verurteilt der Rat den anhaltenden Krieg gegen die Ukraine und fordert den „sofortigen Rückzug der russischen Streitkräfte“ aus dem Land. Er ruft die internationale Gemeinschaft zum Einsatz für eine dauerhafte friedliche Lösung des Konflikts auf, und fordert die LWB-Mitgliedskirchen nachdrücklich auf, „die Ukraine und die ukrainischen Flüchtlinge durch Gebet, tatkräftige Hilfe und Fürsprache“ weiterhin zu begleiten.

Abschließend bekundete der Rat seine Solidarität mit den Kirchen und Menschen in Afrika und verwies auf die Konflikte und die politische Instabilität, die das Leben von Millionen Menschen auf dem Kontinent bedrohen. Die Erklärung nennt „die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise“ sowie die unverhältnismäßigen Folgen, die diese und andere Krisen insbesondere für Frauen und Mädchen haben. Die Erklärung würdigt die lebensrettende Arbeit des LWB-Weltdienstes in Äthiopien und der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus.

„Für den LWB muss Glaube gelebt und durch den Dienst am Nächsten praktiziert werden“, erklärte LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt. „Worte sind wichtig, aber unsere Liebe und Sorge für unsere Mitmenschen und für die Schöpfung müssen in unserem Handeln und Zeugnis zum Ausdruck kommen. Als weltweite Gemeinschaft handelt der LWB im Namen seiner Mitgliedskirchen.

In stürmischen und gnadenlosen Zeiten bieten wir eine andere Geschichte an. Eine Geschichte, die auf Gnade gründet, der Gerechtigkeit verpflichtet ist und Hoffnung mit der Welt teilt“, so Burghardt.

Die LWB-Ratstagung 2025 steht unter dem Leitwort „Seid meine Zeugen“ (Apg 1, 8) und findet vom 11. bis 16. Juni in Addis Abeba (Äthiopien) statt. 

LWB/P. Hitchen
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Äthiopien
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