Papua-Neuguinea: Die frohe Botschaft an die abgelegensten Orte tragen

LWB-Ratsmitglied Agnes Gabee spricht im folgenden Interview über ihre Missionsarbeit als Koordinatorin der Frauenarbeit im zentralen Hochland von Papua Neuguinea.

09 Mai 2025
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Agnes Gabee während der Ratstagung im Juni 2024. Foto: LWB/A. Hillert

Agnes Gabee während der Ratstagung im Juni 2024. Foto: LWB/A. Hillert

LWB-Ratsmitglied aus Papua-Neuguinea berichtet von ihrer Arbeit an einigen der am schwierigsten zugänglichen Orte der Welt

(LWI) – Als Predigerin und Koordinatorin der Frauenarbeit in einem der sieben Distrikte der Evangelisch-Lutherischen Kirche Papua-Neuguineas ist Agnes Gabee oftmals drei bis vier Tage zu Fuß unterwegs, um die frohe Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus in einige der abgelegensten Gebiete des Landes zu tragen. In dem Inselstaat Papua-Neuguinea leben mehrere hundert verschiedene ethnische Gruppen; er zählt zu den am stärksten ländlich geprägten Ländern der Welt und hat eine außergewöhnlich große Sprachenvielfalt.

Während Gabees zentrale Arbeitsstelle in dem schroffen Hochland im Zentrum Papua-Neuguineas ist, reist sie auch per Auto und Flugzeug zu den Menschen in den 20 Bezirken und zwei Missionsfeldern, für die sie zuständig ist. Sie ist gelernte Lehrerin, aber gab diese Tätigkeit auf, als sie spürte, dass Gott sie zum nicht-ordinierten Dienst in der Kirche berief. Seit 20 Jahren arbeitet sie nun schon mit Frauen in ihrer Kirche.

Sie ist Mitglied im Kirchenrat ihrer Kirche und wurde von der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) 2023 in Krakau zudem in den LWB-Rat gewählt. Sie wünscht sich eine stärkere Präsenz der weltweiten Kirchengemeinschaft in ihrem Land.

Können Sie uns zunächst etwas über die Kirche in Papua-Neuguinea erzählen?

Die Evangelisch-Lutherische Kirche Papua-Neuguineas hat rund 1,5 Millionen Mitglieder bei einer Gesamtbevölkerung von 9 Millionen Menschen. Wir sind also eine wichtige Kirche. Aber es gibt auch viele andere Kirchen in unserem Land. Die katholische ist die größte.

Die evangelisch-lutherische Kirche ist in 17 Distrikte unterteilt und ich bin Koordinatorin der Frauenarbeit im Distrikt Simbu im Hochland im Zentrum des Landes, in der Nähe des Wilhelmsbergs, dem höchsten Berg des Landes. In diese Funktion wurde ich 2005 erstmals gewählt; meine direkte Vorgesetzte ist unsere nationale Direktorin der Frauenarbeit.

Zuvor haben Sie als Lehrerin gearbeitet, richtig?

Ja, ich bin ausgebildete Lehrerin und habe 17 Jahre lang an verschiedenen Schulen unterrichtet, aber in meinem Herzen wusste ich irgendwann, dass ich das nicht mehr machen wollte, sondern mich der Missionsarbeit zuwenden wollte. Als nicht-ordinierte Frau bekommt man bei uns kein Gehalt, aber ich habe mit meinem Mann gesprochen und er hat gesagt: „Wenn das Gottes Berufung für dich ist, will ich dich nicht davon abhalten“. So wurde ich zunächst für eine vierjährige Amtszeit gewählt und bin aber seither im Dienst der Kirche tätig.

Auch mein Mann ist nicht-ordinierter Prediger und kümmert sich um eine Gemeinde, die gegründet wurde, um Menschen eine Heimat zu geben, die an Lepra erkrankt sind und denen von der Regierung ein Stück Land gegeben wurde, um darauf zu leben. Auch wir leben dort. Mein Mann hat seine Arbeit dort 2004 aufgenommen.

Ist Lepra ein großes Problem in der Gegend?

Das war es, ja. Die betroffenen Menschen mussten in Ghettos leben und sehr viele von ihnen sind gestorben. Aber dann wurden Medikamente gefunden, mit denen Menschen geheilt werden können, daher ist es heute kein so großes Problem mehr. Die Menschen konnten in ihre Häuser zurückkehren und ihre Kinder leiden nicht unter der Krankheit.

Welche Art von Arbeit tun Sie?

Ich tue sehr viele verschiedene Dinge. Ich reise in die 20 Bezirke und zwei Missionsfelder, für die ich zuständig bin, und koordiniere die gesamte Frauenarbeit der Kirche. Bei meinen Besuchen predige ich das Evangelium, höre den Frauen zu, veranstalte Workshops und biete Schulungen und Beratung zu Themen wie häusliche Gewalt oder Drogensucht an.

Es gibt drei Arten von Orten, die ich besuche: Zum einen sind es Dörfer oder Ortschaften, wo ich mit dem Auto hinfahren kann. Für andere muss ich große Flüsse überqueren oder auf steile Berge steigen; und wenn es keine Straßen gibt, machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Manchmal sind wir drei oder vier Tage am Stück unterwegs und übernachten bei Gemeinden unterwegs. Und drittens gibt es Orte, die so weit weg und so abgelegen sind, dass wir sie nur mit dem Flugzeug erreichen können. Es ist keine leichte Aufgabe, das Evangelium von Jesus Christus zu allen Menschen zu tragen, aber Gott gibt uns Kraft und Stärke, daher können wir diese Arbeit tun.

Wie sieht das Leben der Menschen in diesen abgelegenen Gebieten aus?

Die Menschen leben ein einfaches Dorfleben; sie gärtnern, kümmern sich um ihre Tiere und bauen ihre Lebensmittel an. Sie nennen ein Stück Land ihr Eigen und müssen deshalb nicht hungern. Aber die Straßen sind so schlecht, dass sie nicht auf Märkte in der Umgebung fahren können. Sie müssen die Sachen, die sie anbauen, also zu niedrigsten Preisen in ihrem direkten Umfeld verkaufen.

Auch der Zugang zu Bildung und zu medizinischen Einrichtungen ist in einigen dieser Regionen sehr schlecht. Wenn die Menschen krank werden, sterben sie manchmal, weil sie einfach keinen Arzt finden oder nicht die Medikamente bekommen, die sie brauchen. Sie haben sauberes Trinkwasser und etwas zu essen, aber manchen fehlt es auch an Dingen des täglichen Bedarfs wie Speiseöl oder Seife. Die versuchen wir mitzubringen.

Wie ist die Lage für Frauen in Ihrem Heimatland?

In den Städten hat es in der Vergangenheit schon viel Fortschritt gegeben. Frauen haben eine Schulbildung, sie arbeiten in Büros oder führen Unternehmen. In den Dörfern verkaufen sie verschiedene Dinge auf dem Markt oder arbeiten in landwirtschaftlichen Betrieben oder Cafés. Für die Frauen in den weit abgelegenen Orten ist das Leben schwerer und wir versuchen, sie zu unterstützen.

Und in der Kirche – die Forderungen nach einer Ordination von Frauen werden immer lauter, nicht wahr?

In den letzten Jahren hat sich viel getan in Bezug auf die Ordination Frauen und inzwischen sind sowohl unser Bischof als auch die Mehrheit der Pastoren dafür. Aber es gibt immer noch einige, die sich dagegen wehren. Wir versuchen, ihnen immer wieder zu sagen, dass wir nicht mit ihnen konkurrieren wollen; dass wir einfach nur unsere Arbeit machen und den Menschen dienen wollen. Über den jüngsten Beschluss der australischen Kirche haben wir uns sehr gefreut.

Bei der letzten Nationalen Frauenkonferenz, die alle zwei Jahre stattfindet, haben wir eine Resolution verabschiedet, in der wir unterstreichen, dass es an der Zeit ist, dass auch unser Kirchenrat diese Veränderungen akzeptiert. Ich hoffe, sie werden unsere Forderung hören. Ich nehme an, dass sie noch eine gewisse Zeit brauchen werden, um sich auf diese Veränderungen vorzubereiten, aber es gibt bereits jetzt viele ausgebildete Theologinnen, die auf eine Chance warten, im ordinierten Amt tätig zu werden. Bisher arbeiten sie zum Beispiel als Leiterinnen von Bibelarbeiten oder Jugendcamps.

Was wollen Sie in Ihrer Amtszeit im LWB-Rat erreichen? 

Ich hatte schon vor meiner Wahl vom LWB gehört, und ich habe begonnen, mich genauer über seine Arbeit zu informieren. Bei uns in Papua-Neuguinea ist der Australian Lutheran World Service aktiv, aber ich würde gerne auch ein LWB-Büro einrichten. Ich weiß, dass sich ein großer Anteil der Arbeit des LWB auf Orte konzentriert, an denen Krieg herrscht oder wo Migration und Flüchtlinge ein Problem sind, aber auch die Menschen in den abgelegenen Gebieten unseres Landes brauchen eine Gesundheitsversorgung, sie brauchen Bildung und ich sehe viel Wohlwollen bei Menschen in aller Welt, diese Bemühungen zu unterstützen.

Ich hoffe aufzeigen zu können, dass unsere Kirche den Menschen Hoffnung vermittelt und ihnen die frohe Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus nahebringt und den Gemeinden damit dabei hilft, zu wachsen. Für uns ist das der Weg, den wir weitergehen wollen, und ich hoffe, er kann auch für andere eine Inspiration sein.

LWB/P. Hitchen