
Der Petersplatz im Vatikan, wo am 26. April die Beisetzung von Papst Franziskus stattfand. Foto: CatholicPressPhoto/A. Giuliani
Ein Papst, der die Ausgegrenzten in den Mittelpunkt seines Pontifikats stellte
(LWI) – Religiöse und weltliche Führungspersönlichkeiten aus aller Welt versammelten sich am Samstag im Vatikan, um einen Papst zu würdigen, der beständig für eine Kultur der Begegnung warb, der sich den Armen, Migranten und Geflüchteten zuwandte, unermüdlich für den Frieden eintrat und unsere gemeinsame Verantwortung für die Erde betonte.
Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Henrik Stubkjær, und der Assistierende Generalsekretär für Ökumenische Beziehungen, Prof. Dr. Dirk Lange, waren unter den rund 400.000 Menschen, die auf dem Petersplatz und in den umliegenden Straßen Abschied von Papst Franziskus nahmen, der am 21. April verstorben war.
Die LWB-Vertreter nahmen für die weltweite lutherische Gemeinschaft an der Trauerfeier teil, die von Kardinal Giovanni Battista Re, dem Dekan des Kardinalskollegiums, geleitet wurde. Mehr als dreißig ökumenische Delegationen waren anwesend, ebenso der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, mehr als fünfzig Staatsoberhäupter, zahlreiche Mitglieder der Königshäuser sowie Regierungsvertreterinnen und -vertreter aus aller Welt.
Die Menschen waren tief bewegt von seinem Zeugnis und seiner Persönlichkeit, von seiner beharrlichen Verkündigung der Barmherzigkeit Gottes für alle, besonders für die Armen.
Prof. Dr. Dirk Lange, Assistierender LWB-Generalsekretär für Ökumenische Beziehungen
„Es war tief bewegend, als Vertreter unserer weltweiten lutherischen Familie an der Trauerfeier teilzunehmen und das Leben von Papst Franziskus und sein radikales Zeugnis des Evangeliums zu würdigen“, sagte Bischof Stubkjær. Besonders berührt habe ihn, wie der Kardinal die Sorge des Papstes für Migranten und Geflüchtete hervorhob, die sich auf vielfältige Weise zeigte – etwa bei seinem ersten Besuch auf Lampedusa, wo so viele Menschen bei der Überquerung des Mittelmeers ihr Leben verlieren, sowie bei seinen Begegnungen mit Geflüchteten auf Lesbos und an der Grenze zwischen Mexiko und den USA.
„Die überwältigende Zahl der Teilnehmenden aus allen Ländern, Altersgruppen und sozialen Schichten zeigt, welche Strahlkraft Papst Franziskus besaß“, ergänzte Prof. Dr. Lange. „Die Menschen waren tief bewegt von seinem Zeugnis und seiner Persönlichkeit, von seiner beharrlichen Verkündigung der Barmherzigkeit Gottes für alle, besonders für die Armen“.
Lange fuhr fort: „Der Papst erinnerte uns immer wieder an unsere Sehnsucht nach einer versöhnten Welt, einer Welt des Friedens, wie Gott sie für uns vorgesehen hat. Diese Vision und diese Hoffnung haben auch die Ökumene tief geprägt. Es war beeindruckend, wie viele ökumenische Gäste anwesend waren – und dass sie nicht bei den diplomatischen Delegationen oder anderen Gruppen saßen, sondern bei den Geistlichen der katholischen Kirche“.
Letzte Reise zur Basilika Santa Maria Maggiore
„Durch den großen Wert, den er der Synodalität beimaß, hat Papst Franziskus uns gelehrt, dass wir gemeinsam unterwegs sind und dabei entdecken können, was Einheit bedeutet: ein Geschenk und ein Weg, eine Harmonie, die aus der Vielfalt erwächst,“ ergänzte Lange. Besonders beeindruckt habe ihn die zweite Lesung der Trauerfeier aus dem Philipperbrief, in der der Apostel Paulus seine Brüder und Schwestern ermutigt: „Steht fest in dem Herrn“. „Genau das ist nun unsere Aufgabe: den synodalen Weg festen Schrittes und beherzigt weiterzugehen“.
Zu Beginn der Messe wurde der schlichte Holzsarg mit dem Leichnam des Papstes von mehr als einem Dutzend Trägern auf den Petersplatz getragen und dort vor einem erhöhten Altar aufgestellt. Auf den Sarg, der in den vergangenen Tagen im Petersdom aufgebahrt war und an dem zehntausende Pilgerinnen und Pilger Abschied genommen hatten, wurde ein aufgeschlagenes Evangeliar gelegt.

LWB-Präsident Henrik Stubkjær und andere ökumenische Delegationsleitende bei der päpstlichen Beisetzung. Foto: CatholicPressPhoto/A. Giuliani

Die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom, in der Papst Franziskus beigesetzt wurde. Foto: CatholicPressPhoto/A. Giuliani

Das Grab von Papst Franziskus in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore. Foto: Foto: CatholicPressPhoto/A. Giuliani
Am Ende der Liturgie läuteten die Glocken des Petersdoms, und anhaltender Applaus der Menschenmenge begleitete den Sarg auf seiner letzten Reise: Im offenen Papamobil wurde er durch die Innenstadt zur Basilika Santa Maria Maggiore gebracht, der ältesten Marienkirche Roms. Dort wurde Papst Franziskus entsprechend seinem Wunsch in einem einfachen Grab mit einem weißen Stein aus Ligurien beigesetzt, jener Region, aus der seine Urgroßeltern im 19. Jahrhundert nach Argentinien ausgewandert waren.
Zu Lebzeiten hatte Papst Franziskus die Basilika Santa Maria Maggiore regelmäßig aufgesucht: Vor und nach jeder Auslandsreise hielt er dort inne, um vor der Marienikone zu beten. Als der Sarg seine letzte Ruhestätte erreichte, warteten Obdachlose und Ausgegrenzte auf den Stufen der Kirche, jede und jeder mit einer weißen Rose in der Hand. Es war ein würdiger Abschied für einen Papst, der die Armen und Ausgegrenzten in den Mittelpunkt seines Pontifikats gestellt hat.