Nordische Kirchen fordern Schutz ukrainischer Kinder

Die Bischöfinnen und Bischöfe von nordischen Kirchen pochen auf die Einhaltung des humanitären Völkerrechts und fordern ein sofortiges Ende der Verschleppung ukrainischer Kinder nach Russland.

15 Okt 2025
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The Nordic church leaders were co-hosted by the Ukrainian Lutheran and Orthodox church leaders. Photo: Orthodox Church of Ukraine

Kirchenleitende aus den nordischen Ländern waren zu Gast bei lutherischen und orthodoxen Kirchenleitenden in der Ukraine. Foto: Orthodoxe Kirche der Ukraine

Gemeinsame Erklärung von lutherischen und orthodoxen Kirchenleitungen nach Besuch in Ukraine

(LWI) – Führende Geistliche der lutherischen und orthodoxen Kirchen in Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden haben die gewaltsame Verschleppung Tausender ukrainischer Kinder nach Russland als „gravierende Verletzung“ der Menschenwürde und Angriff auf „die Unantastbarkeit der Kindheit“ und auf familiäre Bindungen verurteilt.

Nach ihrem Besuch in der Ukraine vom 30. September bis 2. Oktober bezeichneten die nordischen Bischöfinnen und Bischöfe die Zwangsumsiedlung und Umerziehung ukrainischer Kinder in der Russischen Föderation in einer gemeinsamen Erklärung als „eine tiefe Wunde, die dem Bild Gottes zugefügt wird“.

Die Kirchenleitungen waren auf Einladung von Bischof Pavlo Shvarts von der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche der Ukraine, einer Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB), und des Oberhaupts der orthodoxen Kirche, Metropolit Epiphanius von Kiew und der ganzen Ukraine, in das Land gereist.

Familien zusammenführen

Die Bischöfinnen und Bischöfe verwiesen in ihrer Erklärung auf Erkenntnisse des Humanitarian Research Lab der Universität Yale, dass mindestens 19.500 ukrainische Kinder verschleppt worden seien, wobei die tatsächliche Zahl „wahrscheinlich weit über das hinausgeht, was eine einzelne Untersuchung erfassen kann“. Diese Taten verstießen sowohl gegen das Völkerrecht als auch gegen christliche Moralvorstellungen und seien „möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, betonten sie.

Die Kirchenleitenden forderten von der Russischen Föderation ein sofortiges Ende sämtlicher Angriffe auf die Ukraine sowie der Zwangsumsiedlungen. Gleichzeitig riefen sie zur Zusammenarbeit mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz auf, „um die Zusammenführung von Familien und die Rückkehr in die Herkunftsgebiete zu ermöglichen“.

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Bischöfin Guðrún Karls Helgudóttir von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Islands, die der Delegation angehörte, sagte, die Bischöfinnen und Bischöfe seien zutiefst besorgt über die langfristigen Folgen des Krieges auf Kinder und Jugendliche in der Ukraine. „Eine ganze Generation wächst mit dem Krieg auf, erlebt fast täglich Traumata, und das wird wahrscheinlich ihr ganzes Leben prägen“, sagte sie. „Dann sind da noch die verschleppten Kinder, um die wir uns große Sorgen machen, da ihr Schicksal ungewiss ist“, so die Bischöfin.

Besonders beeindruckt zeigte sich die isländische Bischöfin von der Resilienz der Menschen, die den Krieg in der Ukraine erleben müssen. In Bezug auf die Frage, was ihr nach dem Besuch der nordischen Delegation Hoffnung mache, sagte sie: „Erstens hoffe ich, dass die Menschen in den Kirchen und der Gesellschaft insgesamt sehen, dass wir ihnen an ihrer Seite stehen und alles in unserer Macht Stehende tun wollen, um ihnen zu helfen. Zweitens war es für uns wichtig, die Arbeit der Kirchen im ganzen Land zu sehen und uns ein klareres Bild davon zu machen, wie wir sie unterstützen können.“

Kinder sind keine Kriegswaffen oder Mittel zum Zweck zur Durchsetzung einer politischen Ideologie. Sie sind Ebenbilder Gottes. Sie verdienen Schutz, die Bewahrung ihrer Identität, ihrer familiären Bindungen und ihres kulturellen Erbes.

Erklärung von Bischöfinnen und Bischöfen aus den nordischen Ländern.

“Keine Kriegswaffen”

Die Bischöfinnen und Bischöfe bekräftigten ihr Bekenntnis zur Hilfe für die Schwachen und kamen zu dem Schluss: „Kinder sind keine Kriegswaffen oder Mittel zum Zweck zur Durchsetzung einer politischen Ideologie. Sie sind Ebenbilder Gottes. Sie verdienen Schutz, die Bewahrung ihrer Identität, ihrer familiären Bindungen und ihres kulturellen Erbes.“

In einer zweiten gemeinsamen Erklärung unterstrichen die Kirchenleitenden die schwerwiegenden humanitären Folgen des Krieges wie den Verlust von Menschenleben, Traumata und Vertreibung, und betonten die Notwendigkeit einer weiteren Unterstützung durch die nordischen Regierungen, Zivilgesellschaften und Kirchen. Sie würdigten die Einheit und Resilienz der ukrainischen Glaubensgemeinschaften und bekräftigten ihr Bekenntnis, sich für einen „dauerhaften und gerechten Frieden“ einsetzen zu wollen.

Bischof Shvarts dankte für den Besuch „in einer Zeit, in der unser Land unter den ständigen Angriffen leidet, die jeden Tag unsere Städte und Dörfer zerstören und unschuldige Menschen töten“. Er sei eine einzigartige Gelegenheit gewesen, „unsere eigenen Glaubenserfahrungen und unsere Quelle der Hoffnung mit anderen zu teilen, die uns hilft, das Leid zu ertragen, und als Mitglied im LWB die Einheit in Christus zu spüren“.

Die gemeinsamen Erklärungen wurden unterzeichnet von den Kirchenleitenden der Mitgliedskirchen in der LWB-Region Nordische Länder: Bischof Peter Skov-Jakobsen, Bistum Kopenhagen, Evangelisch-Lutherische Volkskirche in Dänemark, Erzbischof Tapio Luoma, Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands, Bischöfin Gudrún Karls Helgudóttir, Evangelisch-Lutherische Kirche Islands, dem Leitenden Bischof Olav Fykse Tveit, Norwegische Kirche, Antje Jackelén, emeritierte Erzbischöfin der Schwedischen Kirche, und Erzbischof Elia, Erzbischof von Helsinki and ganz Finnland, Orthodoxe Kirche von Finnland.

Der LWB beteiligt sich an einer globalen Kampagne für den Schutz von Kindern in Kriegsgebieten, „Stand Up with Children in War“.

LWF/P. Mumia, P. Hitchen