Nord-, Mittel- und Südamerika: „Kirchen müssen Botschafterinnen konkreter Hoffnung sein“

Vor Kirchenleitenden aus Lateinamerika, der Karibik und Nordamerika sprach die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrerin Dr. Anne Burghardt, am 14. Mai darüber, was es heißt, in einer schwierigen Zeit Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung zu sein. 

15 Mai 2025
Image
LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt spricht zu Vertretenden der Mitgliedskirchen in Lateinamerika und der Karibik sowie aus Nordamerika. Foto: LWB/Albin Hillert

LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt spricht zu Vertretenden der Mitgliedskirchen in Lateinamerika und der Karibik sowie aus Nordamerika. Foto: LWB/Albin Hillert

LWB-Generalsekretärin spricht bei Kirchenleitungskonferenz für Nord-, Mittel- und Südamerika 2025 

Bei der Kirchenleitungskonferenz der beiden amerikanischen Subkontinente kommen rund 50 Führungspersonen aus LWB-Mitgliedskirchen in Nord-, Mittel- und Südamerika zu Beratungen und Austausch zusammen und um die Gemeinschaft in Jesus Christus zu feiern – in diesem Jahr unter der Überschrift „Das Wort verkörpern“. 

Burghardt wies darauf hin, dass die diesjährige Konferenz in der Osterzeit stattfinde und die Jünger Jesu genau durch die Begegnung mit dem auferstandenen Christus zugerüstet wurden, „in die Welt hinauszugehen und die frohe Botschaft zu verkündigen, die neue Kreatur sichtbar zu machen – in ihrem Leben und durch ihr Leben das Wort zu verkörpern, das ihrer Erfahrung nach Liebe und Anteilnahme vermittelt und befreit“. 

Die diesjährige Kirchenleitungskonferenz findet vom 13. bis 16 Mai in Guadalajara, Mexiko, statt und wird von der Mexikanischen Lutherischen Kirche (Iglesia Luterana Mexicana, ILM) ausgerichtet. 

Merkmale einer leibhaftigen Theologie 

Burghardt skizzierte, als sie über das Thema der Konferenz sprach, die Besonderheiten einer „Theologie, die wahrhaftig fleischgeworden ist“. 

Eine leibhaftige Theologie sei kontextspezifisch, spreche den Einzelnen und die Gemeinschaft an, berücksichtige die gesamte Schöpfung, spreche mit prophetischer Stimme und sei barmherzig und verankert in der Gnade Gottes, sagte sie. 

„Niemand kann allein Kirche sein, und wir können losgelöst von anderen Menschen nicht wirklich Mensch sein“, betonte Burghardt und führte aus, dass eine leibhaftige Theologie „uns daran erinnere, dass wir als Menschen Wege hin zu Vergebung und Versöhnung brauchen, um einen Neubeginn möglich zu machen“. 

„Eine leibhaftige Theologie ist aber nur dann glaubwürdig, wenn sie authentisch ist, wenn Worte auch in Taten umgesetzt werden“, erklärte sie. 

Niemand kann allein Kirche sein, und wir können losgelöst von anderen Menschen nicht wirklich Mensch sein.

Pfarrerin Dr. Anne Burghardt, LWB-Generalsekretärin

Im aktuellen globalen Kontext Hoffnung machen 

Die Kirchenleitungskonferenz findet einmal im Jahr statt und ist ein wichtiger Raum, um die Beziehungen der Mitgliedskirchen im LWB untereinander zu stärken, der eine Organisation ist, in der alle Teile miteinander verbunden und voneinander abhängig sind. 

„In unserer heutigen Welt, in der nationale Eigeninteressen und Protektionismus von populistischen Politikerinnen und Politikern oftmals als oberste Prioritäten betont werden, kann das Zeugnis des LWB ein Beispiel dafür sein, wie man eine offene Identität bewahrt“, sagte Burghardt. 

„Zentrales Element der LWB-Strategie ist ‚Hoffnung‘“, betonte sie und unterstrich, dass „Hoffnung hier nicht einfach einen simplen Optimismus meint, sondern eine Hoffnung, die sowohl in Bezug auf die Gegenwart als auch die Zukunft eschatologisch ist. Sie beruht auf dem Glauben an Jesus Christus, der uns zurüstet, Botschafterinnen und Botschafter für die neue Kreatur zu sein, diejenigen zu sein, die ‚Gemeinschaften der Hoffnung‘ schaffen.“ 

Image
Vertreterinnen und Vertreter der LWB-Mitgliedskirchen in Lateinamerika und der Karibik sowie aus Nordamerika kommen vom 13. bis 16. Mai 2025 zu einer Kirchenleitungskonferenz der beiden amerikanischen Subkontinente zusammen. Foto: LWB/Albin Hillert

Vertreterinnen und Vertreter der LWB-Mitgliedskirchen in Lateinamerika und der Karibik sowie aus Nordamerika kommen vom 13. bis 16. Mai 2025 zu einer Kirchenleitungskonferenz der beiden amerikanischen Subkontinente zusammen. Foto: LWB/Albin Hillert

Image
Das gemeinsame Gebet ist ein fester Bestandteil der LWB-Leitungskonferenzen. Hier ist Burghardt während des Eröffnungsgottesdienstes in der Gemeinde „Fe“ („Glaube“) der Mexikanischen Lutherischen Kirche in Guadalajara zu sehen. Foto: LWB/Albin Hillert

Das gemeinsame Gebet ist ein fester Bestandteil der LWB-Leitungskonferenzen. Hier ist Burghardt während des Eröffnungsgottesdienstes in der Gemeinde „Fe“ („Glaube“) der Mexikanischen Lutherischen Kirche in Guadalajara zu sehen. Foto: LWB/Albin Hillert

Prophetische Stimme in der Kirche und nach außen 

Burghardt unterstrich die zentrale Bedeutung einer prophetischen Stimme, die sowohl in die Kirche selbst als auch nach außen gewandt ist. 

„Das Wort Gottes will in der Welt leibhaftig werden. Die biblischen Propheten haben ihre Stimme erhoben gegen Strömungen und Praktiken, die eine solche Verkörperung behindern und die die Welt und die Beziehungen, wie Gott sie gewollte hat, verzerren“, erinnerte sie die Zuhörenden. 

Angesichts der zahlreichen Herausforderungen und Probleme, mit denen Menschen und Gemeinwesen überall auf der Welt konfrontiert sind, sei es Aufgabe der Kirche, so Burghardt, „die Probleme zu erkennen und zu benennen, die die Leibhaftigwerdung des Wortes in der Welt verhindern und dem Leben in voller Genüge entgegenstehen, das Gott für seine Schöpfung will. Die Kirchen sind aufgerufen, über die Grundursachen für jene Entwicklungen zu sprechen, die verhindern, dass die neue Kreatur sichtbar gemacht werden kann.“ 

„Die Kirchen müssen Botschafterinnen konkreter Hoffnung sein“, sagte sie. 

Geborgenheit und Zuversicht in schwierigen Zeiten 

Abschließend erinnerte Burghardt die Zuhörenden, dass „unsere Antwort als Menschen, Gemeinwesen, Kirchen eine wichtige Rolle spielt, wenn Chaos herrscht und Gewalt ausbricht. Wir können Wut und Angst spiegeln oder wir können für einen anderen Weg stehen, der von Frieden, Anteilnahme, Mut und Barmherzigkeit geprägt ist. Letzteres ist der Weg der Hoffnung.“ 

„Wir leben nicht in einfachen Zeiten“, erklärte sie, und dennoch „sind wir heute aufgerufen, dem Herrn und unseren Nächsten zu dienen, sind wir heute aufgerufen, in Worten und in Taten Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung zu sein. Hoffnung ist nicht das gleiche wie Optimismus. Aber eine wahre Hoffnung, die in Jesus Christus wurzelt, kann uns auch in noch so schweren Zeiten Geborgenheit und Zuversicht vermitteln.“ 

„Die Welt sehnt sich nach dem Zeugnis der Kinder Gottes, nach authentischem Zeugnis für Frieden, Gerechtigkeit, Versöhnung und Gnade und einer Verkörperung dieser in der Welt. Wir sind aufgerufen, an dieser Verkörperung mitzuwirken – alle in ihrem jeweils eigenen Kontext. Das ist es, was es heißt, Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung zu sein“, so Burghardt. 

Die Kirchenleitungskonferenz der beiden amerikanischen Subkontinente 2025 wird von der Mexikanischen Lutherischen Kirche ausgerichtet. Führungspersonen von Kirchen und kirchlichen Netzwerken aus Lateinamerika, der Karibik und Nordamerika kommen dabei zu Beratungen und Austausch zusammen und um die Gemeinschaft in Jesus Christus zu feiern.

LWB/A. Hillert