
Ein Mann kocht unter einem Unterstand in der Nähe seines beschädigten Hauses, unweit des Epizentrums des Erdbebens. Foto: NAG Myanmar
Menschen leben in Vertriebenencamps und haben ihre Existenzgrundlage verloren
(LWI) – Nach einem Erdbeben der Stärke 7,7, das Myanmar am 28. März 2025 traf, hat die Katastrophenhilfe hunderte in Not geratene Familien unterstützt, von denen bereits viele infolge der jahrelangen bewaffneten Konflikte vertrieben worden waren.
Das Erdbeben hat geschätzt 15 Millionen Menschen getroffen, Häuser und religiöse Stätten zerstört und in zahlreichen Regionen die Lebensgrundlagen der Menschen vernichtet, dazu gehören Naypyitaw, Southern Shan State, Sagaing Township und Amarapura in der Region Mandalay.

Geldausgabe in der Nähe von Mandalay. Einige Menschen mussten das Geld, das eigentlich für Lebensmittel gedacht war, für Medikamente oder die Beseitigung von Trümmern verwenden. Foto: NAG Myanmar

Eine Truhe, hergestellt von Handwerkern in Ywar Htaung. Normalerweise werden diese in Mandalay verkauft, aber seit die Pagode geschlossen ist, haben die Familien ihre Einkommensquelle verloren. Foto: NAG Myanmar
Lebensmittel, Wasser, Unterkünfte
In Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen hat der LWB als Soforthilfe Bargeldzahlungen an 865 Haushalte verteilt, weitere 485 sollen bis Mitte Juni in gleicher Weise unterstützt werden. Bei einem Kontrollbesuch im Anschluss an die Verteilung Anfang Mai zeigte sich, dass die Familien das erhaltene Geld auch für die Beseitigung von Schutt und dringender medizinischer Versorgung verwenden mussten. Damit wurde deutlich, dass der Unterstützungsbedarf vor Ort höher ist als zunächst angenommen.
Viele Menschen, die ihre Häuser verloren haben, so berichtet eine lokale Kontaktperson, lebten jetzt in provisorischen Vertriebenenlagern. „In den Lagern gibt es oft keine richtigen Unterkünfte, es fehlt an Wasser und medizinischer Versorgung, so dass sich die ohnehin kritische Lage der Überlebenden weiter verschärft.“ Zwei Monate nach der Katastrophe sind die beschädigten Gebäude immer noch nicht geräumt worden. In einigen Gemeinschaften werden die humanitären Hilfeleistungen durch aktive Konflikte und Sicherheitsauflagen der Behörden behindert.
Die Familien versuchen, sich nicht nur physisch, sondern auch emotional und wirtschaftlich zu erholen.
LWB-Partner, Myanmar
Leid und Entbehrung
„Die Familien versuchen, sich nicht nur körperlich, sondern auch emotional und wirtschaftlich zu erholen“, berichtet unser lokaler Kontakt weiter. Zu den Menschen, die der LWB dort unterstützt, gehört auch eine Mutter, die alleinerziehend für ihre Kinder verantwortlich ist. „Sie hat alles verloren, als ihr Haus bei dem Erdbeben zerstört wurde. Jetzt muss sie für ihre beiden kleinen Töchter allein sorgen und kämpft darum, dass wenigstens die grundlegenden Bedürfnisse wie Nahrungsmittel, Schutz und ein Dach über dem Kopf vorhanden sind.“
In einem anderen Dorf haben die LWB-Partner eine Frau getroffen, die zwei Familienmitglieder verloren hat. „Sie steht unter Schock und ist nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen. Ein ihr nahestehender Verwandter ist jetzt der einzige Mensch, der sich um sie kümmert, und hat von uns Geld für den Kauf von Nahrungsmitteln erhalten.“
Existenzgrundlagen verloren
Die Gesamtsituation in Myanmar macht es für die Menschen schwierig, selbst wieder auf die Beine zu kommen, da ihre Widerstandsfähigkeit durch die langen Jahre innerstaatlicher Konflikte bereits erschöpft ist. Die Auswirkungen des Erdbebens gehen über die Zerstörung von Lebensgrundlagen und Häusern hinaus, wie unser Team im Dorf Ywar Htaung in der Region Sagaing feststellen konnte.
„Viele Menschen in diesem Dort arbeiten in kleinen Betrieben, die vom Verkauf von Kunsthandwerk aus Bronze und Silber gelebt haben. Das Erdbeben hat in diesem Dorf nicht viele Menschenleben gekostet, aber da die Pagode und die historischen Stätten in Mandalay noch geschlossen sind, steht durch die unterbrochene Lieferkette für den örtlichen Kunsthandwerkmarkt die Existenz von Menschen auf dem Spiel. „Für viele ist der Kunsthandwerkmarkt mehr als nur ein Ort, um Handel zu treiben – er steht für Tradition, Stolz und Überleben.“
Der LWB und seine Partner werden die Menschen in Myanmar mit einer zweiten, für Anfang Juni geplanten Verteilungsaktion weiter unterstützen.