
Pfarrerin Zelda Cossa von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Mosambik bei der Vorbereitenden Konsultation für Afrika in Nairobi, Kenia, im Mai 2023. Foto: LWB/Albin Hillert
Pfarrerin Zelda Cossa setzt sich trotz anhaltender Gewalt für Unterstützung von Menschen ein, die von großen Bergbaukonzernen vertrieben wurden
(LWI) – Sie ist eine Vorkämpferin für Frauen im Pfarramt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Mosambik und eine prominente Fürsprecherin für Frieden und Gerechtigkeit in dem südafrikanischen Land, das noch immer unter Gewalt infolge der umstrittenen Wahlen im vergangenen Oktober leidet.
Zelda Cossa wuchs in der Kirche auf und lernte den Lutherischen Weltbund (LWB) schon als junge Frau kennen, als sie ein Stipendium für ein Studium im benachbarten Südafrika erhielt und für das Weltdienstprogramm zu arbeiten begann, das bis 2018 in Maputo tätig war. Nach ihrer Ordination im Juni 2017 begann sie, in einer ländlichen Region ihres Heimatlandes zu arbeiten, wo unverheiratete Frauen wie sie nicht als geeignete Kandidatin für das Pfarramt einer Gemeinde angesehen wurden.
Seit ihrer Ordination wurde in der Kirche, die in einem Land, in dem katholische und pfingstkirchliche Gemeinden die Mehrheit der christlichen Gemeinden ausmachen, rund 12.500 Mitglieder zählt, nur eine weitere Frau in das Pfarramt ordiniert. Cossa ist aber nicht nur Pfarrerin ihrer Gemeinde, sondern arbeitet auch für den ökumenischen Christenrat Mosambiks und koordiniert dort ein Programm zur Unterstützung von Menschen, die von großen Bergbaukonzernen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, die aus den reichen Bodenschätzen des Landes Profit schlagen wollen.
Erzählen Sie uns zunächst etwas über die Verbindungen ihrer Familie zur Kirche?
Meine Familie war zur Hälfte katholisch und zur Hälfte presbyterianisch, aber irgendwann sind wir der lutherischen Kirchengemeinde beigetreten, die bei meiner Großmutter in Maputo in der Nähe war. Ich erinnere mich noch gut an die Missionarinnen und Missionare aus Brasilien, die uns als Kinder in der Sonntagsschule mit einem Puppentheater unterrichteten. Das fand ich damals großartig! Meine Mutter, mein Bruder und ich sind lutherisch geworden. Im Juli werde ich heiraten und auch mein zukünftiger Ehemann ist Lutheraner geworden.
Als Jugendliche und junge Erwachsene habe ich an vielen ökumenischen Veranstaltungen mit jungen Menschen teilgenommen und 2005 bin ich mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen nach Brasilien gereist. Im Jahr 2000 habe ich als persönliche Assistentin in unserem Kirchenbüro in Maputo gearbeitet und mit den Computern und bei anderen Büroarbeiten geholfen. Dort habe ich den LWB kennengelernt und durfte an einer Kommunikationsfortbildung für junge Erwachsene teilnehmen. Danach wurde ich abgeordnet, um für das LWB-Weltdienstprogramm in Maputo zu arbeiten, und habe parallel weiterhin die Kommunikationsarbeit für die Kirche gemacht.
2010 waren Sie als Steward bei der LWB-Vollversammlung in Stuttgart, richtig?
Ganz genau. Wir haben zunächst an der vorbereitenden Tagung zur Vollversammlung in Dresden teilgenommen und ich erinnere mich noch gut, wie großartig es war, von so vielen anderen jungen Menschen aus der ganzen Welt umgeben zu sein. Ich war auch Mitglied im Chor damals und in besonders guter Erinnerung geblieben ist mir das Brot für das Abendmahl, das einige von den Frauen jeden Tag frisch gebacken haben.
Ich war damals bereits LWB-Stipendiatin und habe an der Universität von Kwazulu-Natal in Pietermaritzburg Theologie studiert. Um an der Vollversammlung teilnehmen zu können, musste ich ganz allein eine Prüfung schreiben, um rechtzeitig nach Deutschland reisen zu können.
Wurden Sie nach dem Abschluss Ihres Studiums direkt in das Pfarramt ordiniert?
Nein. Es war damals nicht leicht für mich, weil einige Pastoren der Meinung waren, dass ich nicht ordiniert werden könnte, solange ich nicht verheiratet war. Ich protestierte natürlich, aber niemand gab mir die Möglichkeit, mein praktisches Jahr zu absolvieren, das aber Voraussetzung für die Ordination war. Ich bin dann stattdessen nach Dubai gegangen, wo meine Tante als Diplomatin an der mosambikanischen Botschaft arbeitete, und fand einen Job als Reiseberaterin für ein Touristikunternehmen. Ich habe auch eine lutherische Kirche gefunden, die vom norwegischen und schwedischen Zentrum für Seeleute betrieben wurde. Es war eine kleine Gemeinde, aber es tat gut, dort Gottesdienst zu feiern und mich mit der Kirche in meiner Heimat verbunden zu fühlen.
Als ich nach Maputo zurückkehrte, war dort ein neuer Pastor aus Südafrika, der es mir ermöglichte, endlich mein praktisches Jahr zu absolvieren. 2017 wurde ich schließlich ordiniert – dem gleichen Jahr, in dem die lutherischen Kirchen in der ganzen Welt das 500-jährige Reformationsjubiläum gefeiert haben. Ich war insgesamt erst die zweite Frau, die in meiner Kirche in das Pfarramt ordiniert wurde, und die erste unverheiratete Frau, die Pastorin der Evangelisch-Lutherische Kirche in Mosambik wurde!
Auf dem Papier herrscht in der Kirche Gendergerechtigkeit, aber in der Praxis ist es immer noch eine große Herausforderung.
Pfarrerin Zelda COSSA, Evangelisch-Lutherische Kirche in Mosambik
War das eine schwierige Zeit für Sie?
Es war eine sehr schwierige Zeit, weil wir in einer sehr stark patriarchalischen Gesellschaft lebten. Ich wurde zum Dienst in einer Gemeinde in Lionde in der Nähe von Chokwe in der Provinz Gaza entsandt, drei bis vier Stunden nördlich von Maputo. Einige der Menschen dort – auch Frauen – wollten keine junge, unverheiratete Pastorin in ihrer Gemeinde akzeptieren und ich musste viel Mut aufbringen, meinen Dienst in der Kirche fortzuführen. Auf dem Papier herrscht Gleichberechtigung in der Kirche, aber in der Realität sind wir noch weit davon entfernt.
Sie sind heute aber immer noch in der gleichen Gemeinde in Lionde tätig, richtig?
Ja, ich bin immer noch Gemeindepfarrerin dort, aber ich arbeite auch als Koordinatorin beim Christenrat Mosambiks, der 26 Mitgliedskirchen hat. Ich arbeite mit Menschen und Gemeinwesen, die unter den großen Bergbaukonzernen leiden, und ich nehme oft Menschen aus unserer Gemeinde mit, um ihnen zu zeigen, was dort passiert.
In unserem Land gibt es viele Kohle-, Rubin-, Diamanten- und Goldvorkommen und im Norden, wo Krieg herrscht, gibt es auch Öl und Gas. Unsere Aufgabe zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen ist es, zu kontrollieren, ob die Bergbauunternehmen auch umsetzen, was sie den von ihnen vertriebenen Menschen und Gemeinschaften versprochen haben. Dazu zählen der Bau von Häusern, Schulen, Krankenhäusern und Straßen und die Schaffung von Arbeitsplätzen.
Ist Ihre Arbeit diesbezüglich erfolgreich?
Ja, in einigen Gemeinwesen schon, aber es gibt auch viel Korruption. Die Bergbaukonzerne geben der Regierung Geld für die Schaffung der Infrastruktur, aber davon wissen die meisten Menschen nichts. Wir versuchen, von den Unternehmen Belege für die Geldtransfers zu bekommen und gehen mit diesen Beweisen dann zur Regierung und fragen, was mit dem Geld gemacht wurde, um den betroffenen Menschen zu helfen.
Eine unserer Erfolgsgeschichten spielt in der Provinz Tete. Dort hat das Bergbauunternehmen Vale Kohle abgebaut und dafür Menschen in andere Gebiete umgesiedelt. Wir haben darauf gepocht, dass sie Schulen und Krankenhäuser, Marktplätze und Straßen bauen, damit die Menschen herumkommen und ihre Erzeugnisse verkaufen können.
Wie sehr wirkt sich die derzeitige politische Gewalt auf Ihre Arbeit aus?
Im Norden herrscht ein Krieg, der schon über acht Jahre dauert. Im Rest des Landes gibt es seit den Wahlen immer wieder Gewaltausbrüche, bei denen Menschen getötet oder verletzt werden. Sogar kleine Kinder werde von Geschossen getroffen. Bei den Wahlen im vergangenen Oktober war ich als Beobachterin des Christenrats Mosambiks und der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz tätig. Viele Menschen haben für die Oppositionspartei gestimmt, weil sie müde und erschöpft sind und einen anderen Weg für unser Land wollen, aber es war keine faire Wahl.
Die Oppositionspartei deckt Korruption in der Regierung auf, aber nach fast 50 Jahren an der Macht will die [herrschende Partei] Frelimo die Macht nicht abgeben. Auf den Straßen wird protestiert, es brennen immer wieder Geschäfte und Autos, und so bleiben die Menschen lieber einfach zu Hause. Letztes Jahr haben wir in Mosambik nicht einmal Weihnachten gefeiert, weil die Menschen zu viel Angst hatte – überall waren Polizei und Straßenblockaden. Niemand ist in die Kirche gegangen und die Menschen leiden. Alles ist teuer geworden, daher tauschen die Menschen Reis oder Zucker mit ihren Nachbarn, um über die Runden zu kommen.
Was bedeutet es für Sie und Ihre Arbeit, Teil der weltweiten Gemeinschaft von Kirchen zu sein?
Wir sind sehr dankbar, dass der LWB und die Lutherische Gemeinschaft im Südlichen Afrika (LUCSA) solidarisch an unserer Seite stehen und zu humanitärer Hilfe aufgerufen haben, als die Gewalt letztes Jahr ausbrach. Auch für mein LWB-Stipendium bin ich sehr dankbar und für die ganze Unterstützung und Fortbildung, die ich über die Jahre erhalten habe. Dadurch haben sich mir viele Türen geöffnet. Wir beten und meditieren weiter und wir rufen andere Menschen in unserem Umfeld auf, sich uns in der Hoffnung anzuschließen, dass irgendwann wieder Frieden in unserem Land herrschen wird.