
„In unserer Trauer um seinen Tod danken wir für sein Leben und sein Vermächtnis der Reform, Erneuerung und Einheit. Es hat Türen zum Dialog geöffnet und die Kirche Menschen aus allen Gesellschaftsschichten nähergebracht“, sagte LWB-Generalsekretärin Burghardt. Foto: LWB/Magnus Aronson
Der Lutherische Weltbund (LWB) trauert gemeinsam mit unseren römisch-katholischen Glaubensgeschwistern und anderen Glaubensgemeinschaften in aller Welt um Papst Franziskus, der am Ostermontag, 21. April 2025, im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Der argentinische Pontifex erholte sich in seiner vatikanischen Residenz Casa Santa Marta von einer beidseitigen Lungenentzündung.
LWB-Generalsekretärin Dr. Anne Burghardt erinnerte an die bedeutenden Fortschritte auf dem Weg "vom Konflikt zur Gemeinschaft" während seines 12-jährigen Pontifikats und dankte dem Papst für sein Engagement zur Stärkung der ökumenischen und interreligiösen Beziehungen und für das Zeugnis des Evangeliums durch den barmherzigen Dienst am Nächsten. Sie sagte: "Während wir seinen Tod betrauern, danken wir für sein Leben und sein Vermächtnis der Reform, der Erneuerung und der Einheit, das Türen des Dialogs öffnete und die Kirche den Menschen aus allen Gesellschaftsschichten näher brachte."
Geboren als Jorge Mario Bergoglio, Sohn italienischer Einwanderer in Buenos Aires, Argentinien, absolvierte der künftige Papst eine Ausbildung zum Chemiker und arbeitete als Labortechniker, bevor er 1958 dem Jesuitenorden beitrat. Sein beruflicher Aufstieg wurde 1998 mit der Ernennung zum Erzbischof der Stadt gekrönt. Drei Jahre später wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt.
Nach dem überraschenden Rücktritt von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2013 wurde Bergoglio am 13. März desselben Jahres zum Papst gewählt und war damit der erste jesuitische Papst und der erste aus dem globalen Süden. Er war auch das erste Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, das den Namen Franziskus annahm, nach dem Heiligen aus Assisi, der als Mann der Armut, des Friedens und der Bewahrung der Schöpfung bekannt ist.
In seiner Eröffnungsrede an jenem Märzabend 2013 bezeichnete er sich in erster Linie als Bischof von Rom und folgte damit einer Einladung von Papst Johannes Paul II. zur Reflexion über Rolle und Funktion des Petrusamtes. Er hat die römisch-katholische Kirche zu einem synodalen Prozess aufgefordert und den ökumenischen Charakter dieses Prozesses betont, indem er alle weltweiten Kirchengemeinschaften, einschließlich des LWB, zur Teilnahme eingeladen hat.
Ein Kennzeichen seines Pontifikats war sein Einsatz dafür, die römisch-katholische Kirche auf diesem synodalen Weg zu führen, indem er eine stärkere Beteiligung von Laien an der Entscheidungsfindung forderte und als erster Papst Frauen in Führungspositionen berief. Er hat den vierjährigen Prozess der synodalen Reflexion innerhalb der römisch-katholischen Kirche einberufen und geleitet, der zur historischen Bischofssynode im Oktober 2024 führte.
Papst Franziskus betonte immer wieder die Notwendigkeit einer demütigen und synodalen Kirche, die vom Heiligen Geist geleitet wird, um ihre Mission des Friedens und der Vergebung in der Welt zu erfüllen.
Er setzte sich entschieden für die Armen und Menschen in marginalisierten Gemeinschaften ein, insbesondere für Migranten und Flüchtlinge, Vertriebene und Asylbewerber. Er rief alle politischen und religiösen Führer zum Handeln auf. "Denn alles, was getan wird, um diesen schutzbedürftigen Menschen zu helfen, ist eine große Geste der Solidarität und eine Anerkennung ihrer Menschenwürde. Für uns Christen ist es eine Priorität hinauszugehen, den Ausgestoßenen und Ausgegrenzten unserer Welt zu begegnen und die zärtliche und barmherzige Liebe Gottes spürbar zu machen, der niemanden zurückweist und alle annimmt." (Predigt, Malmö, 2016).
Sein Engagement für den Umweltschutz wurde 2015 in der Enzyklika "Laudato Si`" verankert, die Christinnen und Christen sowie alle Menschen guten Willens auffordert, "den Schrei der Erde und den Schrei der Armen" zu hören. Das Dokument, das im Vorfeld des entscheidenden COP21-Gipfels in Paris veröffentlicht wurde, wurde vom LWB sowie von vielen anderen religiösen und politischen Akteuren begrüßt.

Am 31. Oktober 2016 nahm Papst Franziskus gemeinsam mit führenden Vertretern des LWB in den schwedischen Städten Lund und Malmö an Veranstaltungen zum 500. Reformationsjubiläum teil.

Im Juni 2024 führte LWB-Präsident Bischof Henrik Stubkjær eine Delegation an, zu der auch Generalsekretärin Burghardt und Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten der LWB-Regionen gehörten. Photo: Vatican Media.

LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt (8. von links) mit Papst Franziskus (10. von links) und den Oberhäuptern verschiedener christlicher Kirchen bei einer Taizé-Gebetswache auf dem Petersplatz. Foto: CatholicPressPhoto/Alessia Giuliani
Seit seinen Jahren als Erzbischof von Buenos Aires war Bergoglio für seine Freundschaften mit führenden Vertretern anderer christlicher Kirchen und anderer Glaubensgemeinschaften bekannt. Als Papst ging er weiterhin auf die Menschen zu und förderte die ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit. Er forderte die Häupter der christlichen Kirchen auf, "gemeinsam zu gehen, zu beten und zu arbeiten, damit, mit Gottes Hilfe, die Einheit wächst und die Welt glaubt".
Am 31. Oktober 2016 nahm er gemeinsam mit leitenden Vertreterinnen und Vertretern des LWB in den schwedischen Städten Lund und Malmö an Veranstaltungen zum 500-jährigen Reformationsjubiläum teil. Aufbauend auf einem halben Jahrhundert lutherisch-katholischen Dialogs, insbesondere der bahnbrechenden Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre von 1999, rief er gemeinsam mit dem ehemaligen LWB-Präsidenten Munib Younan und dem ehemaligen Generalsekretär Martin Junge in der Kathedrale von Lund die Christen dazu auf, "eine von Konflikten und Spaltungen überschattete Vergangenheit hinter sich zu lassen und den Weg der Gemeinschaft zu gehen". In dieser Gedenkfeier dankte Papst Franziskus für die Gaben, die die Reformation der Kirche gebracht hat. Er verwies zudem auf die "ursprüngliche Intuition des Gottesvolkes, das sich von Natur aus danach sehnt, eins zu sein" (Predigt, Lund, 2016).
Im Anschluss an diesen Gebetsgottesdienst, bei dem die Themen Dankbarkeit, Buße und die Verpflichtung zum gemeinsamen Zeugnis im Mittelpunkt standen, zogen Papst Franziskus und die LWB-Führungskräfte in die Malmö Arena, um eine Absichtserklärung zwischen dem Weltdienst des LWB und Caritas Internationalis, dem katholischen Verband der Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, zu unterzeichnen. In der Erklärung verpflichten sich beide Organisationen zu einer engeren praktischen Zusammenarbeit in der humanitären und Entwicklungsarbeit. Die praktische Ökumene hatte für Papst Franziskus oberste Priorität, als Ökumene in Aktion.
Im Juni 2024 traf Papst Franziskus mit LWB-Präsident Henrik Stubkjær sowie mit Generalsekretärin Anne Burghardt und den sieben auf der Krakauer Vollversammlung gewählten Vizepräsident(inn)en zusammen und bezeichnete den Besuch als "eine wichtige Geste ökumenischer Brüderlichkeit". Mit Blick auf das Heilige Jahr der Hoffnung, das von der katholischen Kirche im Jahr 2025 begangen wird, forderte er die Lutheranerinnen und Lutheraner auf, "sich daran zu erinnern, dass unsere gemeinsamen geistlichen Wurzeln in der 'einen Taufe zur Vergebung der Sünden' zu finden sind, und so mit Zuversicht als Pilgernde der Hoffnung voranzugehen".