Ordinierte Pfarrerinnen der ELGK. Foto: ELGK
Evangelisch-Lutherische Gossner-Kirche und ihre 52 Pfarrerin feiern 25 Jahre Frauenordination
(LWI) – Die Evangelisch-Lutherische Gossner-Kirche in Chotanagpur und Assam (ELGK), eine der größten und lebendigsten lutherischen Kirchen Indiens mit Sitz in Ranchi im Bundesstaat Jharkhand, feierte am 23. Oktober 25 Jahre Frauenordination und würdigte damit ein Vierteljahrhundert engagiertes Zeugnis für Geschlechtergerechtigkeit im Leben und Dienst der Kirche.
Was am 26. Oktober 2000 mit der Ordination von Pfarrerin Merian Minz, Pfarrerin Isabella Barla und Pfarrerin Ashisan Kandulna begann, wurde stetig ausgeweitet und heute sind 52 ordinierte Frauen als Pfarrerinnen in den Gemeinden der ELGK tätig. „Dieser Meilenstein steht für eine historische Entwicklung auf unserem Glaubensweg, dem Weg hin zu Gleichberechtigung und im kirchlichen Dienst, und er würdigt den unschätzbaren Beitrag von Frauen im kirchlichen Dienst“, erklärte Pfarrerin Sosirita Kandulna, die Frauenbeauftragte der ELGK.
An der Veranstaltung zur Feier des erreichten Meilensteins in der lutherischen Kirche in Ranchi nahmen mehr als 2.000 Menschen teil, darunter zwei der ersten drei ordinierten Frauen, Pfarrerin Barla und Pfarrerin Kandulna. Alle ordinierten Pfarrerinnen der ELGK und die Mitarbeitenden der Kirche trugen zur Unterstützung der weltweiten Kampagne „Donnerstags in Schwarz“, die sich für eine Welt ohne Vergewaltigung und geschlechtsspezifische Gewalt einsetzt, an diesem Tag schwarze Kleidung.
Dieser Meilenstein steht für eine historische Entwicklung auf unserem Glaubensweg, dem Weg hin zu Gleichberechtigung und im kirchlichen Dienst, und er würdigt den unschätzbaren Beitrag von Frauen im kirchlichen Dienst.
Pfarrerin Sosirita Kandulna, die Frauenbeauftragte der ELGK
25 Jahre treuer Dienst für den Glauben
Der ELGK-Vorsitzende, Bischof Marshel Kerketta, rief die Anwesenden zu Anerkennung und Würdigung aller ordinierten Frauen auf, die Christus und der Kirche in den vergangenen 25 Jahren treu gedient und Generationen durch ihre unerschütterliche Hingabe und ihr spirituellen Führungswirken inspiriert haben.
Er berichtete, dass ordinierte Frauen zwar in allen Bereichen des kirchlichen Dienstes tätig seien, bislang jedoch keine leitenden Verwaltungspositionen einnähmen. Bischof Kerketta äußerte die Hoffnung, dass die Anerkennung für ihren Einsatz und ihren Dienst weiter wachsen und die Möglichkeiten zur Übernahme von Führungsverantwortung in den kommenden Jahren ausgebaut würden.
Die ELGK ist eine der 14 Mitgliedskirchen der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Indien (VELKI). VELKI-Exekutivsekretär Dr. Joshuva Peter hob in seiner Predigt über den Glauben der kanaanäischen Frau (Mt 15,23) hervor, dass die Stärke dieser Frau in der Beharrlichkeit lag, mit der sie Jesus bittet, ihre besessene Tochter zu heilen. Die Jünger, die sagten: „Herr, schick sie fort“, verglich er mit patriarchal geprägten Kirchenleitungsstrukturen der heutigen Zeit, die sich noch immer gegen Frauen in Führungsrollen sperren. Auch heute noch seien Frauen zahlreichen Herausforderungen und Ungerechtigkeiten ausgesetzt.
Frauen unterstützen die Kampagne „Donnerstags in Schwarz“. Foto: ELGK
Der ELGK-Vorsitzende mit Pfarrerin Ashisan Kandulna (li.) und Pfarrerin Isabella Barla (re.), zwei der ersten drei ordinierten Frauen. Foto: ELGK
Der ELGK-Vorsitzende, Bischof Marshel Kerketta. Foto: ELGK
Im Mittelpunkt stehe Jesus, der auf den Glauben und die Hartnäckigkeit der Frau reagierte. „Wir müssen um Vergebung bitten, dass wir Frauen so lange ausgeschlossen haben, und lernen, ihre Beharrlichkeit anzuerkennen“, sagte Peter.
Mittlerweile gebe es in 12 VELKI-Mitgliedskirchen ordinierte Pfarrerinnen. Von insgesamt 300 theologisch ausgebildeten Frauen seien 200 ordiniert, doch nur wenige leiteten eigenständig Gemeinden, fügte Peter hinzu.
Fortschritte sichtbar, aber Ungleichheit besteht weiter
Der Lutherische Weltbund (LWB) war bei den Feierlichkeiten durch Ratsmitglied Ranjita C. Borgoary vertreten. Sie ermutigte Frauen, stolz auf das bisher Erreichte zu sein, machte aber zugleich deutlich, dass noch ein langer Weg vor ihnen liege. „Es ist höchste Zeit für eine Bischöfin in der ELGK“, betonte sie.
Die Frauenbeauftragte der ELGK, Pfarrerin Sosirita Kandulna. Foto: ELGK
Ranjita C. Borgoary, LWB-Ratsmitglied, spricht über die Zurüstung von Frauen. Foto: ELGK
Pfr. Dr. Joshuva Peter, Exekutivsekretär der VELKI. Foto: ELGK
Borgoary, die Mitglied in der Nördlichen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NELK) ist, wies darauf hin, dass ordinierte Frauen in Indien weiterhin mit systemischen Hürden zu kämpfen hätten und weniger Anerkennung erhielten als ihre männliche Amtskollegen, selbst dann, wenn sie über die gleiche oder eine höhere theologische Ausbildung verfügten. Patriarchale Traditionen, schädliche kulturelle Gepflogenheiten und mangelndes Bewusstsein für Gleichberechtigung verhinderten noch immer die volle Teilhabe von Frauen am kirchlichen Dienst. „Die Kirche muss die Gemeinden weiter anregen, durch eine geschlechtergerechte Perspektive das Prinzip der gleichwürdigen Schöpfung zu erkennen“, sagte sie.
Unter den hochrangigen Gästen bei der Veranstaltung waren außerdem Bischof Isilash Basumatary (NELK) und Pfarrerin Jyoti Singh, Frauenbeauftragte des Nationalen Kirchenrats in Indien. Der Bundesstaat Jharkhand wurde durch Shilpi Neha Tirkey, Ministerin für Landwirtschaft, Tierhaltung und Genossenschaften, vertreten. Neben Gottesdienst und Ansprachen sorgten Musik und Tanz zu traditionellen Stammesmelodien für eine lebendige Feier.