Indien: Klimabewusstsein, Advocacyarbeit und Klimaschutzmaßnahmen

Im Vorfeld der COP30 leistet ein indisches Friedenszentrum zusammen mit dem LWB Aufklärungsarbeit über den Klimanotstand und Gegenmaßnahmen, die aus dem Glauben heraus unternommen werden.

29 Okt 2025
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Seminar at the Gurukul Lutheran Theological College. Photo: India Peace Centre

Seminar am Lutherischen Theologischen Gurukul-College. Foto: India Peace Centre

India Peace Centre leitet vor globaler Klimakonferenz in Brasilien Gespräche über Glauben und aktives Engagement 

(LWI) – Als Vorbereitung auf die COP30, die vom 10. bis 21. November 2025 in Belém, Brasilien, stattfindet, organisiert das India Peace Centre (IPC) mit dem Lutherischen Weltbund (LWB) als Partner Veranstaltungen in ganz Indien. 

Die zunehmende Intensität von Hitzewellen, Waldbränden, Stürmen und Überschwemmungen zeige, dass sich der Klimawandel bereits überall auf der Welt auswirke, erklärte IPC-Direktor Angelious Michael. „Das diesjährige Treffen von Staats- und Regierungschefs, wissenschaftlichen Fachleuten und Führungskräften von NGOs und zivilgesellschaftlichen Organisationen ist deshalb eine Chance, das Engagement der politischen Führungspersonen aus aller Welt und – noch wichtiger – die finanziellen Zusagen des globalen Nordens zu bewerten.“ 

Michael wies darauf hin, dass die vielen verschiedenen Glaubenstraditionen in Indien eine tiefe spirituelle Verbundenheit mit der Natur hätten. Trotzdem sei das Verständnis für die Klimakrise nach wie vor begrenzt. „In den letzten Jahren haben Glaubensgemeinschaften allerdings begonnen, den Umweltschutz als eine heilige Pflicht zu begreifen und sich aktiv für Aufklärung, in der Advocacy-Arbeit und für Klimaschutzmaßnahmen zu engagieren.“

Mit ihrer großen Reichweite und ihrem moralischen Einfluss seien sie gut aufgestellt, um eine Führungsrolle in Klimaschutzinitiativen einzunehmen, eine umweltfreundliche Politik zu unterstützen und mit nationalen und globalen Plattformen wie den Vereinten Nationen und der COP zusammenzuarbeiten, um eine nachhaltigere und gerechte Zukunft aufzubauen.

Glaubensgemeinschaften haben begonnen, den Umweltschutz als spirituelle Aufgabe und heilige Pflicht zu begreifen. 

Angelious Michael, Direktor des India Peace Centre 

Theologische Ausbildung für mehr Klimagerechtigkeit 

Das IPC hat sieben akademische Veranstaltungen an unterschiedlichen Universitäten in ganz Indien sowie sieben interreligiöse Seminare und drei Webinare organisiert, um die Menschen für den Klimanotstand zu sensibilisiren. 

Eine der ersten Veranstaltungen war ein Seminar am Lutherischen Theologischen Gurukul-College und Forschungsinstitut in Chennai im südlichen Indien am 3. September. Michael, der auch Mitglied in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Jeypur ist, moderierte die Veranstaltung und informierte über die COP-Prozesse und die bestehenden Verbindungen zu Basisbewegungen.  

Studierende des College lernten in der Präsentation etwas über die bevorstehende Konferenz und die wichtigsten Ergebnisse der COP29. Sie erfuhren von den Erwartungen an die COP30 und die Rolle von Glaubensgemeinschaften im COP-Prozess und beschäftigten sich mit den Möglichkeiten, wie sie als Studierende durch ihre Theologie-Ausbildung einen Beitrag zur Klimagerechtigkeit leisten können. Am Ende des Seminars veröffentlichten die Studierenden eine Erklärung anlässlich des bevorstehenden COP30-Gipfels. 

Interreligiöser Dialog und religionenübergreifende Zusammenarbeit 

Zuvor hatte das IPC gemeinsam mit dem LWB und dem Nationalen Geistigen Rat der Bahai-Gemeinde ein interreligiöses Seminar im Gotteshaus der Bahai, dem Lotustempel in Delhi, veranstaltet. Führungspersönlichkeiten und Delegierte von unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften nahmen daran teil und sprachen über ihre Gedanken und Erwartungen im Vorfeld der Konferenz in Belém. 

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Leaders of various faith communities engaged in dialogue on climate change. Photo: India Peace Centre

Führungspersonen von verschiedenen Glaubensgemeinschaften unterhalten sich über den Klimawandel. Foto: India Peace Centre

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Interfaith dialogue in Delhi. Photo: India Peace Centre

Interreligiöser Dialog in Delhi. Foto: India Peace Centre

„Das IPC freut sich auf weitere Gespräche und die weitere Zusammenarbeit mit der Legislative und religiösen Führungspersonen, um sich mit Möglichkeiten für den Aufbau einer energieeffizienten Gesellschaft und Nation zu beschäftigen und vertrauensvoll und effizient gegen die eskalierende Bedrohung durch den Klimawandel vorzugehen“, sagte Michael. 

Religiöse Führungspersonen, ein COP-Stratege und ein Wissenschaftler wirken darüber hinaus an einer Reihe von Webinaren mit, die vom India Peace Centre zusammen mit dem LWB und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland organisiert werden, um über klimabedingte Vertreibungen, Verluste und Schäden, die Auswirkungen des Klimawandels auf Landwirtschaft und Nahrungsmittelerzeugung und über die Dynamiken des COP-Prozesses zu sprechen. Die Referierenden würden zudem über die globale Klimapolitik, die Weisheit indigener Völker und den generationsübergreifenden Klimadialog sprechen, sagte Michael. 

Das India Peace Centre wird Anfang November 2025 noch vor dem Beginn der COP30 eine Erklärung veröffentlichen. 

COP30 in Belém, Brasilien  

Die COP30 in Belém ruft die internationale Staatengemeinschaft auf, sich entschlossen für eine nachhaltige und gerechte Welt einzusetzen. Das bedeutet die Verringerung von Emissionen, den Übergang zu erneuerbaren Energien und den Schutz der Natur und unserer Ökosysteme. 

Ein messbarer Fortschritt hängt davon ab, Emissionsziele zu setzen, die der wissenschaftlichen Beweislage entsprechen. Dies ist von entscheidender Bedeutung für den Schutz der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen, die bereits jetzt unter den schwerwiegenden Folgen des Klimawandels leiden, sowie für das Wohlergehen der gesamten Menschheit. 

Die LWB-Programmreferentin für Klimagerechtigkeit, Elena Cedillo, wies darauf hin, dass messbare Fortschritte in Belém davon abhingen, Emissionsziele zu setzen, die der wissenschaftlichen Beweislage entsprächen. „Dies ist entscheidend für den Schutz der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen, die bereits jetzt unter den schwerwiegenden Folgen des Klimawandels leiden, sowie für das Wohlergehen der gesamten Menschheit. Echter Klimaschutz bedeutet, dass allen Gerechtigkeit widerfährt und besonders denen geholfen wird, die am wenigsten Mittel dafür haben, aber den höchsten Risiken ausgesetzt sind“, so Cedillo. 

LWF/E. Williams