
Übergabe des symbolischen Schecks: (von links) Malte Liebscher (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland), Ortrun Rhein vom Kinderhospiz und Yannick Reckner (Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz). Foto: EKM
Deutsche Jugendliche sammeln 27.000 Euro für Kinderhospiz in Rumänien
(LWI) - Einen symbolischen Scheck über 27.000 Euro hatten junge Menschen aus Deutschland im Gepäck, den sie bei einem Besuch des Kinderhospizes Dr. Carl Wolff in Hermannstadt/Sibiu, Rumänien, an die Leiterin der Einrichtung, Ortrun Rhein, übergeben konnten.
Dieser Betrag war im Laufe von zwei Jahren über das Spendenprojekt „Lebenszeit-Kinderhospiz in Rumänien“ der Jugend der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), einer Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB), und die Evangelische Jugend Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gesammelt worden.
„Es ist ein toller Erfolg der Jugendlichen, für unsere Kinder so eine schöne Summe zu sammeln“, freute sich Ortrun Rhein. „Ich kann nicht genug betonen, wie gut wir diese Hilfe brauchen können!“
Umfassende Pflege und Betreuung
Im Kinderhospiz Dr. Carl Wolff arbeiten 15 Pflegekräfte und eine Ärztin mit und für Kinder, deren Lebenszeit durch nicht heilbare Krankheiten sehr begrenzt ist. Es stehen dort maximal 10 Betten zur Verfügung. Die Einrichtung der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Rumänien ist landesweit das einzige Kinderhospiz, in welchem todkranke Kinder rund um die Uhr beherbergt werden können.
„Die Kinder werden von ihren Familien und Angehörigen häufig vernachlässigt“, berichtet Christian Liebchen, Referent für gemeindebezogene Jugendarbeit der EKM. „Von den Mitarbeitenden des Hospizes erfahren sie nicht nur medizinische Versorgung, sondern auch liebevolle Betreuung und seelsorgerliche Zuwendung. Zum Selbstverständnis des Kinderhospizes gehört auch, die Kinder über den Tod hinaus zu begleiten und ihnen eine Bestattung auf einem nahgelegenen Friedhof zu ermöglichen.“

Jugendliche aus Deutschland besuchen das einzige Kinderhospiz in Rumänien. Foto: EKM
Unser Wunsch ist es, einen Ort zu gestalten, wo Kinder und Eltern lachen und trauern dürfen, wo man Abschied nehmen kann und gemeinsam schöne Stunden erleben darf.
Ortrun Rhein, Leiterin vom Dr. Carl Wolff Kinderhospiz
Die Spende werde maßgeblich für medizinisches Basismaterial und die Anschaffung beispielsweise von Spritzpumpen für die Schmerztherapie verwendet, so Liebchen. „Diese Spritzen erleichtern die Arbeit des medizinischen Personals ganz erheblich, da sie damit die Dosierung automatisieren können.“ Das ermögliche eine bessere Versorgung der jungen Patienten und ermögliche den Mitarbeitenden Zeit für Fürsorge an anderer Stelle.
Ortrun Rhein ergänzt: „Unser Wunsch ist es, einen Ort zu gestalten, wo Kinder und Eltern lachen und trauern dürfen, wo man Abschied nehmen kann und gemeinsam schöne Stunden erleben darf. Wir wollen durch dieses Projekt nicht nur den kranken Kindern in ihrer Not helfen, sondern auch in der Gesellschaft auf die Not dieser Familien aufmerksam machen, die wegen des schwachen Sozialsystems in Rumänien oft über der Pflege und der Versorgung ihres kranken Kindes verzweifeln und selbst Hilfe brauchen.“
Sie berichtete von einem elfjährigen Mädchen: „Jede Bewegung ist ein Kampf, jeder gelungene Handgriff ein Erfolg. Sie freut sich hier an dem schönen Bett, dem Bad, der Dusche. Das alles kennt sie von zu Hause nicht. Im Dorf, aus dem sie kommt, gibt es nicht in allen Straßen Kanalisation, und somit auch kein Bad oder WC im Haus. Die Familie ist sehr arm. Schon die Wege zum Arzt sind ein Abenteuer mit dem Rollstuhl auf den nicht gepflasterten Dorfstraßen.“
Aufgrund ihrer Lungenerkrankung atme das Mädchen nur schwer. Dennoch, so Rhein sei sie „tapfer, sie lacht mit jedem. Sie übt, ganz allein einen Löffel in der Hand zu halten. Das Kinderhospiz ist Wohnung und Aufatmen für die Kinder und für ihre Eltern.“
Projekt initiiert viele Fragen und großes Engagement
Christian Liebchen berichtete seinerseits, dass dieses Spendenprojekt unter den jungen Menschen in der EKM viele Fragen und großes Engagement angestoßen habe. „Wir mussten oft erklären, was ein Hospiz überhaupt ist“, sagte er. „Und in vielen unserer Jugend- und Konfirmandengruppen war es ein Anlass, über Leid, Tod und Sterben nachzudenken – auch als junger Mensch.“
Aufgrund dieser Auseinandersetzung mit dem Thema entstand der Wunsch bei einigen Jugendlichen, das gesammelte Geld nicht einfach zu überweisen, sondern persönlich nach Hermannstadt zu fahren. „Dieser Besuch im Kinderhospiz hat uns sehr berührt; wir haben tiefe Einblicke in diese besondere Arbeit erhalten“, berichtet Liebchen. Und er habe die Verbindungen zwischen der EKM und der Kirche in Rumänien nachhaltig gestärkt.