Die Präsenzphase des Programms für Theologie, Geschlechtergerechtigkeit und Führungskräfteausbildung (TGLE) der Hélène-Ralivao-Stiftung fand im Sabah Theological Seminary in Kota Kinabalu statt. Foto: LWB
Eine Woche im Zeichen des Lernens und des Eintretens für Gerechtigkeit, Würde und Führungskompetenz
Welche Welt wollen wir mit unserer Theologie gestalten? Mit dieser und anderen Fragen setzten sich 22 Teilnehmende aus 15 Kirchen in Asien eine Woche lang auseinander. Die Tagung in Malaysia stand im Zeichen des gemeinsamen Lernens, Nachdenkens und der Begegnung.
Vom 7. bis 12. Juli 2025 fand im Sabah Theological Seminary in Kota Kinabalu die Präsenzphase des von der Hélène-Ralivao-Stiftung finanzierten Programms für Theologie, Gendergerechtigkeit und der Ausbildung von Führungskompetenzen (TGLE) statt. Die vom Lutherischen Weltbund (LWB) unterstützte Initiative erinnert an die Theologin und Menschenrechtsaktivistin Hélène Ralivao von der Madagassischen Lutherischen Kirche.
Nach neun Monaten des Online-Lernens, in denen die Teilnehmenden Vertrauen aufbauen, eine gemeinsame Sprache entwickeln und sich intensiv mit den Themen des Programms auseinandersetzen konnten, trafen sie sich, um die Schnittstellen zwischen Theologie, Gendergerechtigkeit und Führungskompetenzen im Kontext ihrer jeweiligen Kirchen und Gemeinschaften zu erkunden. In Bibelarbeiten, bei Workshops und Gruppendiskussionen wurden theologische Themen wie Taufe, das Priestertum aller Gläubigen und das ordinierte Amt im Hinblick auf Gerechtigkeit und Inklusion diskutiert.
Die Tagung betonte die Bedeutung einer verantwortungsbewußten Theologie, die anerkennt, dass theologische Reflexion nicht nur den Glauben einzelner Menschen prägt, sondern auch Gemeinschaften, Systeme und Gesellschaften. Foto: LWB
Die Lernmaterialien wurden von einer Planungsgruppe entwickelt, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern von Mitgliedskirchen und theologischen Einrichtungen des LWB in Asien sowie der ELKA und der FELM zusammensetzte, die auch bei der Durchführung der Veranstaltungen halfen. Foto: LWB
Neben theologischer Reflexion baute der Seminar auf transformativem Lernen als Methode für persönliche und gemeinschaftliche Erneuerung auf. Foto: LWB
Im Mittelpunkt der Tagung stand das Thema verantwortungsbewusste Theologie. Diese Herangehensweise trägt der Tatsache Rechnung, dass ein theologischer Diskurs nicht nur den Glauben des Einzelnen prägt, sondern auch Gemeinschaften, Systeme und die gesamte Gesellschaft.
„Verantwortungsbewusste Theologie fragt, welche Welt wir mit unserer Theologie schaffen wollen“, erklärt Pfarrerin Katariina Kiilunen, die LWB-Programmreferentin für Führungsentwicklung, eine der Workshopleiterinnen. Wir wollen sicherstellen, dass unsere theologische Arbeit zu Gerechtigkeit, Würde und Inklusion beiträgt.“
Besonders eindrücklich war die Reflexion der Teilnehmenden darüber, wie bestimmte Bibelstellen historisch zur Rechtfertigung patriarchalischer Strukturen und schädlicher kultureller Normen herangezogen wurden. Die Auseinandersetzung mit den biblischen Texten und ihrem Kontext half den Teilnehmenden, neue Perspektiven zu gewinnen und zu erkennen, wie das Lesen der Bibel im jeweiligen Kontext helfen kann, Missstände zu hinterfragen.
In Bibelarbeiten, Workshops und Gruppendiskussionen erörterten die Teilnehmenden theologische Themen wie Taufe, Priestertum aller Gläubigen und ordiniertes Amt unter dem Gesichtspunkt von Gerechtigkeit und Inklusion. Foto: LWB
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kehrten mit neuer Motivation und Klarheit über die nächsten Schritte nach Hause zurück. Sie werden nun ein kleines Projekt planen und umsetzen, das sich auf verantwortungsbewußte Theologie, Gender-Gerechtigkeit und Führungskompetenz in ihrem jeweiligen Kontext bezieht. Foto: LWB
Ein Thema, das dabei immer wieder auf die Tagesordnung kommt, war die Rolle von Theologinnen in der kirchlichen Leitung. Die Teilnehmenden betonten, dass selbst ordinierten Frauen in ihrem Amt manchmal Hindernisse in den Weg gelegt werden. Das bestätigte die Idee des Programms, Frauen und Männer für eine inklusive und gendergerechte Leitung stark zu machen.
Im Workshop kamen neben theologischen Reflexionen auch Methoden des transformativen Lernens als Mittel zur persönlichen und gemeindlichen Weiterentwicklung zum Einsatz. In Sitzungen zu den Themen gendergerechtes Leiten, Hermeneutik, Selbstfürsorge, Projektgestaltung, wertebasiertes Leiten und zur LWB-Strategie wurden die Teilnehmenden dabei unterstützt, neue Wege für ihre Führungsarbeit in ihrem jeweils eigenen Kontext zu entwickeln.
„Diese Woche bot Raum für ehrliche Gespräche und gegenseitiges Mutmachen“, sagte Kiilunen. „Wir haben Sabah mit der gemeinsamen Zusage verlassen, dass wir uns für Kirchen stark machen wollen, in denen Gottes Gerechtigkeit und Gnade deutlich zum Ausdruck kommt.
Neu motiviert und mit klaren Zielen für die Zukunft im Gepäck kehrten die teilnehmenden Frauen und Männer in ihre jeweiligen Kirchen zurück. Alle werden nun ein kleines Projekt mit den Schwerpunkten verantwortungsbewusste Theologie, Gendergerechtigkeit und Führungskompetenz in ihrem jeweiligen Kontext planen und umsetzen.
Das Programm wurde gemeinsam von Katariina Kiilunen und der LWB-Programmreferentin für Gendergerechtigkeit und Frauenförderung, Marcia Blasi, geleitet. Die Schulungsunterlagen wurden von einer Planungsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus LWB-Mitgliedskirchen und theologischen Fakultäten in Asien sowie aus der ELKA und der Finnischen Evangelisch-Lutherischen Mission (FELM) erarbeitet, die auch bei der Organisation der Tagung mitwirkten. Eine zweite Runde des TGLE-Programms soll im nächsten Jahr anlaufen. Die Bewerbungsfrist beginnt in einigen Monaten.