
Führende Vertreterinnen und Vertreter weltweiter christlicher Gemeinschaften nehmen an der Tagung in Genf diese Woche teil. Von links nach rechts: Pfr. Dr. Reynaldo Ferreira Leão Neto, Generalsekretär des Weltrates Methodistischer Kirchen; Pfarrerin Dr Anne Burghardt, Generalsekretärin des LWB; Pfr. Prof. Dr. Jerry Pillay, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen; Pfr. Dr. Setri Nyomi, Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen. Foto: LWB/I. Toroitich
LWB-Generalsekretärin schlägt bei einem ökumenischen Treffen konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung von systematischer wirtschaftlicher Ungleichheit und der Klimakrise vor
(LWI) - Den „Samen der Veränderung“ säen, damit die bestehenden Systeme der globalen wirtschaftlichen Ungleichheit und der Klimakrise überwunden werden. Diesem Ziel hat sich eine Gruppe von Wirtschafts- und Theologiefachleuten verschrieben, die diese Woche in Genf an einem Treffen des Ökumenischen Forums für eine neue internationale Finanz- und Wirtschaftsarchitektur (NIFEA) teilnimmt.
LWB-Generalsekretärin Pfarrerin Dr. Anne Burghardt gehört zu den kirchlichen Führungspersönlichkeiten, die an dem Treffen vom 25. bis 27. März teilnehmen, das gemeinsam vom LWB, dem Ökumenischen Rat der Kirchen, der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, dem Weltrat Methodistischer Kirchen und dem Rat für Weltmission organisiert wird.
In ihrer Eröffnungsrede erinnerte Burghardt daran, dass die Welt bereits bei der Gründung der NIFEA-Initiative im Jahr 2012 von einer „globalen Wirtschaftskrise, wachsender Ungleichheit und den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels“ geprägt war. Seitdem seien die Krisen nur noch schlimmer geworden, mit mehr Konflikten, mehr Menschen auf der Flucht, einer wachsenden Polarisierung und einer zunehmenden Missachtung der Rechtsstaatlichkeit, so Burghardt. Und: Die Leidtragenden, sagte sie, seien wie immer die Schwächsten.
Unsere Glaubenstraditionen rufen uns ins Gedächtnis, dass Wandel möglich ist, trotz aller Widrigkeiten.
LWB-Generalsekretärin Pfarrerin Dr. Anne Burghardt
Angesichts dieser gewaltigen Herausforderungen sagte sie: „Wie das winzige Senfkorn, das zu einem blühenden Baum heranwächst, rufen uns unsere Glaubenstraditionen ins Gedächtnis, dass Wandel möglich ist, trotz aller Widrigkeiten.“ Als religiöse Organisationen könne man zwar keine technische Expertise in der Frage beanspruchen, wie Volkswirtschaften gestaltet werden müssten, aber wir können moralische Klarheit und die Erfahrungen unserer Gemeinden einbringen, so Burkhardt.
Voller Mut unbequeme Fragen stellen
Mit Blick auf den besonderen Beitrag von Kirchen und ökumenischen Organisationen betonte Burghardt die Bedeutung von „Fragen, die an jedes System gestellt werden müssen, das behauptet, dem Gemeinwohl zu dienen“. Sie verwies auf wichtige Fragen zur Verringerung von Ungleichheit, Eindämmung von Korruption, zur Stärkung von Rechenschaftspflicht und Transparenz, zur Schaffung von Stabilität für die Schwächsten und zur Wahrung der Würde aller. „Wenn wir diese Fragen mit ‚Ja‘ beantworten können, bieten wir den Menschen nicht nur Kritik, sondern auch Hoffnung und eine Zukunft“, betonte sie.
Burghardt schlug „vier Maßnahmen vor, um die Senfkörner der Veränderung zu säen“. Unter anderem sollen Mitgliedskirchen und Partner mit Instrumenten und Ressourcen ausgestattet werden, es soll mutig Fürsprachearbeit geleistet werden, die theologische Urteilsfähigkeit soll vertieft werden und zwar „über die üblichen Echokammern hinaus“. Auch sollen traditionell wenig beachtete Gruppen einbezogen werden, wie etwa Führungskräfte aus der Wirtschaft in den Gemeinden, die sich für eine soziale und mitfühlende Wirtschaft einsetzen, technische Innovationskräfte und junge, im Klimaschutz engagierte Menschen, deren Blickwinkel unsere Arbeit bereichern können, sagte sie.
„Das Evangelium ruft uns dazu auf, voller Mut unbequeme Fragen zu stellen, alternative Lösungen anzubieten und beharrlich für eine Vision von Wirtschaft und Gesellschaft einzutreten, in der alle Menschen das Leben in Fülle haben können“, so die LWB-Generalsekretärin abschließend.”
Für den LWB nehmen an der Tagung Generalsekretärin Burghardt und der Leiter für Globale Advocacy-Arbeit, Isaiah Toroitich, teil. Außerdem nehmen drei Fachleute aus lutherischen Kirchen an der Tagung teil: Dr. Cynthia Moe-Lobeda (USA), Dr. Martin Kopp (Frankreich) und Uhuru Dempers (Namibia).
Die Teilnehmenden des Treffens werden eine Erklärung verfassen, und diese den Regierungschefs sowie den Verantwortlichen von Unternehmen und Finanzinstitutionen vorlegen, die an der 4. Internationalen Konferenz der Vereinten Nationen über Entwicklungsfinanzierung vom 30. Juni bis 3. Juli in Sevilla (Spanien) teilnehmen werden.