
Mitglieder der LWB-Delegation zur CSW69 in New York. Foto: LWB/P. Hitchen
UN-Kommission für die Rechtsstellung der Frau endet mit der Annahme einer Erklärung zur Beendigung geschlechtsspezifischer Gewalt
(LWI) – Die Schlussveranstaltung der 69. Sitzung der UN-Kommission für die Rechtsstellung der Frau (CSW) am 21. März endete mit einem kraftvollen Aufruf an die Mitgliedstaaten, den Verpflichtungen nachzukommen, die sie vor drei Jahrzehnten auf der Vierten Weltfrauenkonferenz in Beijing in China eingegangen sind. Zu den 13.000 Teilnehmenden dieser jährlich in New York einberufenen Versammlung gehörten auch Delegierte des Lutherischen Weltbundes (LWB) sowie mehr als 8.800 Mitglieder zivilgesellschaftlicher Organisationen.
In ihrem Kommentar zu der politischen Erklärung, die von allen Mitgliedstaaten als Abschluss der zweiwöchigen CSW-Sitzung verabschiedet wurde, stellte Sikhonzile Ndlovu, LWB-Advocacy-Referentin für Gendergerechtigkeit, fest, dass „diese Erklärung mit ihrem kraftvollen Aufruf zur Beseitigung von Armut, sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt und für Investitionen in Bildung und sozialer Absicherung Anlass zu vorsichtiger Hoffnung gibt.“ Sie sagte: „Jetzt gilt es abzuwarten, ob die Mitgliedstaaten die Umsetzung dieser ambitionierten Erklärung angesichts der zunehmenden Angriffe auf die Geschlechtergleichstellung und der Infragestellung früherer gemeinsamer Stellungnahmen durch einige Mitgliedstaaten finanzieren werden.“
Schwerpunktthema der CSW69-Sitzung war der 30. Jahrestag der Erklärung und Aktionsplattform von Beijing als anspruchsvolle Blaupause für Geschlechtergleichstellung und Frauenrechte, die damals im Jahre 1995 auf der Vierten Weltfrauenkonferenz verabschiedet wurde.
Fortschritte und anhaltende Ungerechtigkeiten
Einige der LWB-Delegierten waren noch nicht geboren, als diese Konferenz stattfand. Andere erinnern sich daran als einen Höhepunkt in einer hoffnungsvollen Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges. Frauen aus den LWB-Mitgliedskirchen nahmen damals an einer Aktion der Zivilgesellschaft in Beijing teil, dazu gehörten Anwälte und Anwältinnen aus Kenia, Indien und den Vereinigten Staaten, die in einer neuen Publikation Bilanz ziehen und die Frage stellen, was heute getan werden muss, damit die Vision von Beijing Wirklichkeit wird.
Kaleb Sutherland, Direktor des International Leadership-Programms der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, war einer der Delegierten des LWB, die an der CSW69 teilgenommen haben. Als die Konferenz in Beijing einberufen wurde, war er gerade fünf Jahre alt. Jetzt, drei Jahrzehnte später, zeigt er sich in tiefer Sorge über die Diskriminierungen, die Mädchen und junge Frauen nach wie vor im Bildungsbereich erleben. Zwar habe es in zahlreichen Ländern signifikante Fortschritte gegeben, allerdings sei festzustellen, so Sutherland, dass weltweit „128 Millionen Mädchen immer noch nicht zur Schule gehen“ und dass viele von ihnen vielfach diskriminiert würden „aufgrund von ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Migrationsstatus und Behinderungen.“
Als Lutheraner wissen wir, dass Bildung ein wichtiger Teil unserer Identität ist.
Kaleb Sutherland, Direktor des International Leadership-Programms der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika
Zwar gibt es heute weltweit mehr Frauen als Männer mit einem höheren Bildungsabschluss, trotzdem beklagte sich Sutherland darüber, dass es in einigen Regionen für Mädchen ungleich schwieriger sei, eine weiterführende Schule zu besuchen. Dies gelte besonders in den ärmeren ländlichen Regionen. Eine ungerechte Verteilung der Care-Arbeit (Thema der CSW im nächsten Jahr), fehlende berufliche Chancengleichheit und ein anhaltendes Lohngefälle zwischen Männern und Frauen verschärfen das Problem für junge Frauen, die sich ein erfülltes Leben in Würde wünschen. „In den Vereinigten Staaten zum Beispiel“, sagte er, „verdienen schwarze und hispanische Frauen in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) 20.000 $ weniger im Jahr als der Durchschnitt und ca. 33.000 $ weniger als ihre männlichen weißen Kollegen.“
„Als Lutheraner wissen wir, dass Bildung ein wichtiger Teil unserer Identität ist“, erklärte Sutherland und fügte hinzu, dass die „Ausbildung von Mädchen und Frauen ein wirkmächtiger Multiplikator für den Fortschritt bei allen wichtigen Schwerpunkten der Aktionsplattform von Beijing ist. Wir feiern, dass der LWB einen Beitrag dazu leistet, dass Mädchen einen besseren Zugang zu Bildungsangeboten besonders in einkommensschwachen Ländern und von Konflikten betroffenen Regionen haben“, sagte er, und wies erneut darauf hin, „dass unsere gesamte Gesellschaft von einem inklusiveren und ökologisch nachhaltigen Wirtschaftswachstum profitiert, wenn Frauen und Mädchen Zugang zu Bildung haben.“
Zunehmende geschlechtsspezifische Gewalt
Als 28 Jahre alte psychosoziale Beraterin bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kolumbien ist Kamilla Buitrago Guerra ebenfalls zutiefst besorgt über die anhaltende Ungerechtigkeit, Gewalt und Diskriminierung, die Frauen in ihrem Land erleben. „In meiner Familie bin ich eine Ausnahme“, sagte sie, „denn meine Mutter, meine Verwandten und meine engsten Freundinnen haben alle unter geschlechtsspezifischer Gewalt gelitten.“ Fälle von Vergewaltigungen und sexualisierter Gewalt haben sich in den zwei letzten Jahrzehnten in Kolumbien verdreifacht und betreffen zu 88 % Mädchen unter 18 Jahren.
Guerra stellte ebenfalls fest, dass weniger als 50 Prozent der Frauen in ihrem Land über ein eigenes Einkommen verfügten, und dass „Diskriminierung von Frauen und ungerechte Institutionen tief in einer sexistischen und patriarchalen Struktur verwurzelt sind.“ Während einer Podiumsdiskussion mit jungen, glaubensorientierten Akteuren und Akteurinnen erklärte sie, sie hoffe auf eine erneute Verpflichtung der Regierungen auf die Umsetzung der Ziele der Aktionsplattform von Beijing, und sie hoffe ebenfalls, dass in ihrem Land „Täter zur Verantwortung gezogen werden und die Überlebenden geschlechtsspezifischer Gewalt entschädigt werden.“
Eine andere LWB-Delegierte, Pfarrerin Lilana Kasper, die die erste Exekutivdirektorin der Lutherischen Gemeinschaft im südlichen Afrika ist, unterstützt mit ihrer Arbeit ebenfalls Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt in ihrem Land. „Südafrika hat die höchste Zahl von Gewaltverbrechen in der Partnerschaft weltweit“, stellte sie fest. „Alle 10 Minuten wird eine Frau getötet, und alle 23 Minuten wird eine Frau von jemandem vergewaltigt, den sie kennt und dem sie eigentlich vertrauen sollte.“
Vor 15 Jahren war Kasper Mitglied einer Task Force, die von der Evangelisch-Lutherischen Kirche im südlichen Afrika eingesetzt wurde und gegen diese wenig sichtbare Geißel vorgehen sollte. Da sie selbst eine Überlebende ist, weiß sie genau, dass viele Frauen nicht darüber informiert sind, wo sie Hilfe bekommen können, und dass ihnen oft „die Sprache und die Worte fehlen, um zu beschreiben, was ihnen angetan wurde.“ Seither, so berichtet sie, habe die Kirche eine Handlungshilfe entwickelt und eine Ansprechperson in jeder ihrer sieben Diözesen geschult, um Überlebende zu unterstützen und ihnen Wege zu Gerechtigkeit und Heilung aufzuzeigen.
„Was ich von der CSW nach Hause nehme, sind Ideen, wie wir unsere Advocacy-Arbeit für die Umsetzung der Ziele der Aktionsplattform von Beijing und der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung verbessern können“, sagte Kasper. Damit kam sie auf den Wortlaut der LWB-Erklärung zur CSW zurück und forderte „stärkere Rechenschaftsmechanismen, um die robuste und vollständige Umsetzung des vor 30 Jahren aufgestellten Rahmens sicherzustellen.“