
Die Teilnehmenden des ersten ALICUM-Spitzentreffen versammeln sich an der Taufstätte von Bethanien jenseits des Jordans. Foto: Neil Vigers
Pilgertour zum Berg Nebo und Jesu Taufstätte in Bethanien jenseits des Jordans waren Highlights des ersten ökumenischen Gipfeltreffens
(LWI) – Lutherische und anglikanische Kirchenleitende aus verschiedenen Ländern in aller Welt sind vom 29. März bis 2. April in der jordanischen Hauptstadt Amman zusammengekommen, um ihr Taufgelübde zu erneuern und sich zu engerer Zusammenarbeit in der Mission und im gemeinsamen Zeugnis für die Welt zu verpflichten.
Die Bischöfinnen und Bischöfe und anderen Kirchenleitenden nahmen an dem ersten Spitzentreffen der Internationalen Anglikanisch-Lutherischen Kommission für Einheit und Mission (ALICUM) teil, um einen neuen Ansatz für die Förderung der anglikanisch-lutherischen Beziehungen in ihren jeweiligen Ländern und die Beobachtung der Fortschritte in diesen zu entwickeln. Vertreten wurden die beiden Glaubensgemeinschaften in Amman von jeweils einer Person aus Deutschland, dem Heiligen Land, Kamerun, Kolumbien, Malaysia, Tansania, den USA und europäischen Ländern der so genannten Porvoo-Gemeinschaft (Irland, Schottland und Finnland).
Prof. Dr. Dirk Lange, der Assistierende Generalsekretär für ökumenische Beziehungen des Lutherischen Weltbundes (LWB) und Ko-Vorsitzender von ALICUM, berichtete, die Tagung habe sich „als höchst produktiv erwiesen, da die Kirchenleitenden ihr Verbundenheitsgefühl im gemeinsamen Gebet und den gemeinsamen Gottesdiensten, in den Diskussionen und den Besuchen auf dem Berg Nebo und an Jesu Taufstätte in Bethanien jenseits des Jordans stärken konnten“.
Gemeinsame Gottesdienste und Bibelarbeiten, Gebete und Pilgertour
Zu Beginn der Tagung berichteten die Kirchenleitenden über die Arbeit, die sie in ihren jeweiligen Kontexten bereits angestoßen hatten. So berichteten einige vom Wirken ihrer Kirchen in mehrheitlich muslimischen Ländern, andere berichteten von den Herausforderungen, die mit humanitären Krisen und Krieg einhergingen, und wieder andere berichteten von den zunehmenden Einschränkungen des Rechts auf freie Meinungsäußerung und der Möglichkeiten für öffentliches Zeugnis. In einigen Ländern sind lutherische und anglikanische Kirchen bereits in voller Kirchengemeinschaft, d. h. Pfarrpersonen beider Glaubensgemeinschaften können für den Verkündigungsdienst und den eucharistischen Dienst in beiden Glaubensgemeinschaften eingesetzt werden. In anderen Ländern gibt es zwar noch keine formellen Übereinkommen, aber die Kirchen arbeiten bereits eng zusammen und nehmen an den Gottesdiensten der jeweils anderen in deren Gotteshäusern teil.

Anglikanische und lutherische Teilnehmende beten am Ort der Taufe Jesu. Foto: Neil Vigers
Am zweiten Tag der Tagung feierten die Mitglieder der Kommission gemeinsame Abendmahlsgottesdienste in der anglikanischen Erlöserkirche und der evangelisch-lutherischen Kirche vom Guten Hirten in Amman. Darüber hinaus beschäftigten sie sich eingehend mit der Geschichte des Taufsakraments und untersuchten dessen Bedeutung und ökumenisches Potenzial für eine Vertiefung des anglikanisch-lutherischen Dialogs.
Nachdem wir ihre Berichte über ihr Ringen und ihre Hoffnung gehört haben, kehren [wir] mit einer neuerlichen Selbstverpflichtung in unsere Heimatländer zurück, für einen gerechten und dauerhaften Frieden in dieser Region zu beten und einzutreten.
Teilnehmende der der Internationalen Anglikanisch-Lutherischen Kommission für Einheit und Mission
Ein Highlight des Treffens war die Pilgertour zu Jesu Taufstätte in Bethanien jenseits des Jordans, wo die Kirchenleitenden ihr eigenes Taufgelübde erneuerten und ihr Bekenntnis zur gemeinsamen Mission bekräftigten. Außerdem besuchten sie den nahegelegenen Berg Nebo, von wo aus Moses vor seinem Tod auf das Gelobte Land blicken konnte, und die Mosaikkarte des Heiligen Landes aus dem 6. Jahrhundert in der griechisch-orthodoxen St.-Georgs-Kirche.
Die Teilnehmenden an der Tagung dankten den örtlichen Pfarrpersonen, Pfr. Imad Haddad von der Evangelisch-Lutherischen Kirche vom Guten Hirten und Erzdiakon Fae‘q Haddad von der anglikanischen Erlöserkirche, und den Gemeindemitgliedern beider Kirchen für ihre großzügige Gastfreundschaft. In einem Kommuniqué am Ende der Tagung bekräftigten sie, „die christlichen Gläubigen in Jordanien und im Heiligen Land sind lebendige Steine, die im treuen Glauben und mit großer Resilienz Zeugnis ablegen für das Evangelium von Jesus Christus“.
Weiter heißt es dort: „Nachdem wir ihre Berichte über ihr Ringen und ihre Hoffnung gehört haben, kehren [wir] mit einer neuerlichen Selbstverpflichtung in unsere Heimatländer zurück, für einen gerechten und dauerhaften Frieden in dieser Region zu beten und einzutreten.“ Die ALICUM-Kommission wird nun einmal im Jahr Online tagen und plant für 2028 eine zweite Präsenztagung.